Mondfinsternis und Mars-Annäherung

Mond und Mars heute ganz in Rot: Alles zum Jahrhundert-Ereignis

Das Schauspiel fängt mit Beginn der Dunkelheit am späten Freitagabend an.
© Getty Images/iStockphoto

Astronomisches Ereignis der Superlative: Heute Abend steht die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts bevor. Gleichzeitig drängt sich der Mars in den Fokus. Aber spielt auch das Wetter mit? Wo lässt sich das Spektakel besonders gut beobachten?

Von Tamara Stocker

Innsbruck — An diesem Freitag heißt es für alle Tiroler: Augen auf und nach oben schauen! Denn was am 27. Juli ab 21.30 Uhr am Himmel zu sehen ist, wird es so erst wieder in 105.000 Jahren geben, wie das Portal Mondfinsternis.info berechnet hat.

Bei der längsten totalen Mondfinsternis dieses Jahrhunderts färbt sich der Sommer-Vollmond für ganze 103 Minuten glutrot. Gleichzeitig ist der Mars der Erde so nah wie seit 15 Jahren nicht mehr — und scheint in unmittelbarer Nähe unterhalb des Mondes besonders hell und groß auf. Der Grund für das Rendezvous: Der Mars befindet sich in "Opposition" — heißt, Sonne, Erde und Mars bilden genau eine Linie. Er nistet sich also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne ein. Darüber hinaus ist er auch mit einem Abstand von "nur" 58 Millionen Kilometern sehr nahe an der Erde. Zum Vergleich: die größtmögliche Entfernung des Mars liegt bei 401 Millionen Kilometern, die geringste bei 54 Millionen.

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Blick in Richtung Südosten sollte möglichst frei sein

Aber nicht nur der Mond und der Mars sind am Himmel gut zu sehen. Auch Jupiter und Saturn sind sichtbar. Gleich wenn es dunkel wird, leuchten sie hell am Abendhimmel.

Das Timing der Jahrhundert-Mondfinsternis ist perfekt, da diese gleich in den frühen Abendstunden mit dem Mondaufgang anfängt. In Innsbruck geht der Mond am Freitag um 20.46 Uhr auf, in den drei Bezirken im Oberland drei Minuten später. Am frühesten dran ist Osttirol um 20.39 Uhr. Mehr dazu hier in der interaktiven Karte:

Wer das Himmelsspektakel in seiner vollen Pracht bewundern will, sollte sich einen Platz mit freiem Blick zum Südost-Horizont suchen. Bei uns in den Alpen ist es unter Umständen gar nicht so einfach, einen solchen zu finden. Hochgelegene Stellen am Ost- oder Südrand der Gebirge kommen am ehesten im Frage. Auch hohe Gebäude oder Bäume können die Sicht verdecken, denn von der Nordhalbkugel der Erde aus gesehen steigt der Mond bei einer Finsternis nicht besonders hoch über den Horizont. Dagegen kann im Flachland der beste Beobachtungsplatz durchaus das heimische Küchenfenster sein. Generell gilt: Je weiter Richtung Südost, umso mehr ist zu sehen. Also lieber Lienz als Innsbruck, besser Südtirol als Osttirol.

Sehr gute Sicht in Osttirol, Wolkengefahr in den Bergen

Der beste Aussichtspunkt bringt aber nichts, wenn das Wetter nicht mitspielt. Laut den Experten von UBIMET wird dies im Großteil Österreichs der Fall sein; nur vereinzelt — etwa im Waldviertel oder in der Obersteiermark — könnten Schauer und Gewitter zum Spielverderber werden. Bei klarem Himmel kann die Mondfinsternis von jedem Ort in Österreich aus beobachtet werden. Auch die Reisenden beispielsweise am Mittelmeer können sich oftmals auf gute Bedingungen einstellen.

Verlauf der Mondfinsternis am 27. Juli.

Die Chancen auf gute Sicht ist laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in den südlichen Teilen der Steiermark, Kärntens und Osttirols insgesamt am größten. Hier sei schon im Laufe des Freitags mit weniger Gewittern und daher auch weniger Restfeuchtigkeit zu rechnen. Das gelte aber weniger für das Bergland: Hier gebe es wegen Gewittern am Nachmittag voraussichtlich im ganzen Land mehr Bewölkung, die sich auch erst in der zweiten Nachthälfte zurückbilden dürfte. Die Prognose für den Freitag ist laut ZAMG aus heutiger Sicht aufgrund der Großwetterlage allerdings noch mit ein paar Fragezeichen behaftet.

Kompletter Ablauf von Afrika bis Indien sichtbar

Den Platz in der ersten Reihe haben diesmal Beobachter im südlichen Afrika und auf den Inseln im Indischen Ozean. Auch in Ost- und Zentralafrika, im nahen und mittleren Osten, Südasien und der gesamten Antarktis ist die Mondfinsternis in ihrem kompletten Verlauf sichtbar — während Mitteleuropäer den Eintritt in den Halbschatten und Kernschatten der Erde nicht sehen. Aber keine Sorge: Was am Anfang verpasst wird, kommt nach der Totalität um 23.13 Uhr in umgekehrter Reihenfolge noch einmal. Pech haben diesmal etwa die Bewohner Nordamerikas, denn sie bekommen von dem Himmelsschauspiel gar nichts zu sehen.

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  • Eine Mondfinsternis an sich ist kein seltenes Ereignis, weltweit gibt es etwa 150 pro Jahrhundert. Die Mondfinsternis am 27. Juli ist aber in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: Die totale Phase ist vollständig sichtbar. Sie dauert eine Stunde und 43 Minuten und ist somit die längste Mondfinsternis in diesem Jahrhundert. Auf eine vergleichbare muss man aber lange warten: Sie findet erst am 5. Oktober 2275 statt. Und in den nächsten 1000 Jahren gibt es 52 "MoFis", welche noch länger sind - nämlich um bis zu drei Minuten.
  • Eine Mondfinsternis entsteht, wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie stehen. Die Erde verhindert dann, dass Lichtstrahlen direkt von der Sonne den Mond erreichen. Je nach der genauen Position der einzelnen Himmelskörper zueinander trifft der Schatten der Erde den Mond nur teilweise (partielle Finsternis) oder vollständig (totale Finsternis)

Auch Blick in den restlichen Sternenhimmel lohnt sich

Ab 21.30 Uhr ist die Mondscheibe komplett vom Kernschatten der Erde bedeckt und vollständig verfinstert. Der Vollmond ist erst eine gute Handbreit über den Horizont geklettert und sieht bei der richtigen Perspektive riesengroß aus, ganz typisch für den Sommer-Vollmond. Dafür sorgt die Horizontnähe durch die Mondtäuschung, denn in Wirklichkeit ist dieser Vollmond der kleinste des ganzen Jahres — weil der Mond auf seiner elliptischen Bahn die Erde gerade den größten Abstand zu uns hat. Aus diesem Grund dauert diese Mondfinsternis auch länger, die Totalität endet erst um 23.13 Uhr. Der Höhepunkt, also die maximale Verdunklung, ist um 22.21 zu sehen, wenn der Mond dem Mittelpunkt des Erdkernschattens am nächsten ist.

Wenige Minuten nach Beginn der Totalität taucht genau unter der Mondfinsternis dann der Mars in besonders hellem Licht auf. Anfang sind auch Venus und Jupiter zu sehen. Und weiter rechts leuchtet ein weiterer Himmelskörper: Saturn schimmert auf dem Band der Milchstraße. Und nicht nur das: Während der Totalitätsphase treten rings um den Mond in der zunehmenden Dämmerung die Sterne deutlich hervor, die vom Mondlicht sonst überstrahlt würden. Rings um den verfinsterten Vollmond tauchen die Sternbilder Steinbock und Wassermann auf, über dem Mond steht das auffällige Sternbild Adler. Der "Star" ist aber der Mars — er überleuchtet alles.

Himmelsanblick am 27.07.2018 um 22.30 MESZ vom Zentrum Mitteleuropas aus.
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