Tirol

Schriftdolmetscher: Teilhabe durch flinke Finger

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Das bfi Tirol bildet erstmals Schriftdolmetscher in Westösterreich aus. Der Bedarf ist groß: Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung sind hörbeeinträchtigt, im Alter noch mehr.

Von Alexandra Plank

Innsbruck – Die Anforderung an einen Schriftdolmetscher klingen zuerst einfach: Texte schnell in den Laptop tippen, damit Menschen, die hörbeeinträchtigt sind, aber keine Gebärdensprache beherrschen, etwa einem Vortrag folgen können.

Bernold Dörrer, der sich für Teilhabe behinderter Menschen einsetzt, macht schnell klar, dass die Ausbildung zum Schriftdolmetscher fordernd ist. „Bis zu 1200 Zeichen pro Minute können durch spezielle Techniken übertragen werden, wie bei allen Simultandolmetschern muss das Gesprochene von den Ähs gereinigt werden. Oft laufen Sätze ins Leere und es gilt, den Sinn zu vermitteln“, so Dörrer. Er ist im Verein „v-OHR-laut“ tätig, der an der Entstehung des Kurses beteiligt war. Während das Gehörte verschriftlicht wird, muss der Dolmetscher parallel das Neue aufnehmen und auch im Kopf verarbeiten können.

Die Ausbildung, die seit März im bfi angeboten wird, ist zeitintensiv, auch zuhause muss geübt werden. Im Dezember finden die Prüfungen statt, „Die acht Frauen, leider haben sich keine Männer gemeldet, müssen auch 30 Stunden Praktikum vorweisen“, so Dörrer. Er freut sich darüber, dass das Tiroler Angebot vom Sozialministerium in Wien bereits als Maßstab für künftige Ausbildungen genommen wurde. Um die Teilnehmerinnen wird es ein Geriss geben. „Man geht davon aus, dass bis zu 40 Prozent der Bevölkerung Probleme mit dem Hören hat, im Alter sind es nahezu 80 Prozent“, so Dörrer. Schriftdolmetscher ermöglichen es, hörbehinderten Menschen dem Unterricht, Reden oder Vorträgen durch Mitlesen auf einem Bildschirm zu folgen und an Telefonkonferenzen teilzunehmen. Sie begleiten sie mit dem Laptop auch zu Behörden. Für die Zukunft ist eine Übersetzungs-App geplant, im Frühjahr 2019 startet der nächste Kurs. LR Gabriele Fischer freut sich über den Erfolg: „Mir ist es wichtig, dass Hörbeeinträchtigte die Unterstützung bekommen, mit der sie am besten kommunizieren können. Das Tiroler Teilhabegesetz sieht Schriftdolmetschleistungen in dem Ausmaß vor, das benötigt wird.“ Fischer weist darauf hin, dass Schriftdolmetscher bei Aufführungen des Forumtheaters zur Ausarbeitung des Teilhabegesetzes bereits erfolgreich im Einsatz waren. Die Novelle des Rehabilitationsgesetz von 1983 wurde unter Einbindung der Betroffenen erarbeitet. Die Partizipation von Menschen mit Behinderung und nicht nur der medizinische Aspekt der Behinderung waren dabei zentral.

Wer Praktika anbieten möchte, schreibt an: office@v-OHR-laut.at

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