Mitten in der Ferienzeit

,,Unding“: 500 Flüge gecancelt, Ryanair-Streik verärgert Fluggäste

Viele Passagiere wurden über den Ausfall ihres Fluges nicht informiert.
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Nach den Piloten gehen jetzt beim Billigflieger Ryanair auch die Flugbegleiter auf die Barrikaden. Sie fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Wegen des Streiks wurden in vier europäischen Ländern Hunderte Flüge gestrichen – mitten in der Ferienzeit.

Madrid/Rom – EinzweitägigerStreikdes Kabinenpersonals bei Europas größter Billig-Airline Ryanair hat mitten in der Ferienzeit Zehntausende Reisende verärgert. Gleich mehrere europäische Länder waren am Mittwoch betroffen. Der Ausstand wird am heutigen Donnerstag fortgesetzt, auch an den Ryanair-Basen in Spanien, Portugal und Belgien. Im Mutterland Irland drohte Ryanair, etwa 300 Stellen zu streichen. Begründung: Wegen dortiger Streiks von Piloten seien die Buchungen zurückgegangen. Die irische Gewerkschaft Forsa kündigte umgehend einen Streiktag für den 3. August an, weitere sollen folgen.

Große Verärgerung in Italien

Insgesamt ließ die Airline wegen fehlender Flugbegleiter europaweit um die 500 Verbindungen ausfallen. Die Gesellschaft hatte ursprünglich von 300 Ausfällen in Spanien, Portugal und Belgien gesprochen. Doch allein in Italien seien bis zum Nachmittag 156 Flüge gestrichen worden, sagte der Sprecher des Gewerkschaftsbundes CGIL der Deutschen Presse-Agentur. Nach Angaben der Gewerkschaft Uiltrasporti waren es sogar 190.

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Vor allem die kurzfristige Streichung sorgte für schlechte Stimmung bei den Passagieren. Es ging dabei etwa um Verbindungennach Pisa und Bergamo, die nicht auf der Listeder betroffenen Strecken genannt waren. Auch Catania, Rom-Ciampino und Neapelwaren betroffen.

Ryanair habe viele Passagiere nicht vorab informiert – daher seien diese trotz Streikankündigung an die Flughäfen gekommen, hieß es.Der italienische Verbraucherschutzverband Codacons erinnerte daran, dass Kunden gegen die Airline vorgehen könnten, wenn sie Anschlussflüge verpasst oder Urlaubstage verloren hätten.

„Ich verpasse eine wichtige Beerdigung eines Familienangehörigen in Pisa, weil ich erst heute hier auf dem Flughafen erfahre, dass mein Flug in die italienische Stadt gecancelt wurde“, sagte eine empörte Frau am Flughafen in Madrid dem spanischen Fernsehsender RTVE. „Nun sagt man mir, man werde mir innerhalb der nächsten zehn Tage einen Ersatzflug anbieten – ein Unding.“

Leerstehende Schalter bei Ryanair.
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Meiste Ausfälle und Demos in Spanien

Die meisten Ausfälle gab es in Spanien, wo Ryanair 200 Flüge strich – ein knappes Viertel aller Verbindungen. Allein auf Mallorca fielen am Mittwoch wegen des Streiks 72 Flüge aus, darunter zehn der vierzig Verbindungen nach Deutschland, wie ein Flughafensprecher sagte.

„Ich komme aus Düsseldorf und bin gerade mit Ryanair hier in Palma gelandet. Mein Weiterflug nach Barcelona fällt aber aus. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll“, klagte ein indischer Passagier im spanischen Fernsehen. „Ich soll mich via Internet beschweren.“

Auf dem Flughafen Barcelona-El Prat demonstrierten Flugbegleiter. Sie hielten Schilder unter anderem mit der Aufschrift:„Respektiert unsere Arbeitnehmerrechte!“ Auf Mallorca war auf Plakaten des streikenden Personals zu lesen:„Ryanair muss sich ändern“,„Nein zu Einschüchterung“ oder„Wir wollen volle Sozialleistungen“.

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Ausfälle auch in Deutschland, Entschuldigungs-Tweet

In Deutschland waren am Flughafen Köln/Bonn für Mittwoch und Donnerstag je acht Starts und Landungen gestrichen. In Berlin-Schönefeld wurden für die beiden Tage zusammen sieben Verbindungen abgesagt, weitere könnten noch folgen. An anderen Flughäfen wie Memmingen, Nürnberg, Hamburg, Bremen Dortmund oder Weeze hat Ryanair einzelne Flüge nach Spanien und Portugal annulliert.

Von dem Arbeitskampfwarenauch Tausende Passagiere von und nach Belgien sowie von und nach Portugal betroffen. Am Brüsseler Flughafen fielen nach Angaben einer Sprecherin 18 von 40 Verbindungen aus, 3500 Passagiere waren betroffen. Etwa 80 Prozent der Ryanair-Flugbegleiter streikten dort, wie ein Sprecher der belgischen Gewerkschaft LBC-NVK sagte.

Die Airline entschuldigte sich am Mittwoch auf Twitter bei den „50.000 Kunden“, „deren Flüge am 25. und 26. Juli in Belgien, Spanien und Portugal ausgefallen“ seien. Diese Passagiere seien aber alle benachrichtigt sowie rechtzeitig umgebucht oder entschädigt worden, erklärte das in Irland ansässige Unternehmen.

Stellenstreichungen angekündigt

Die deutschen Gewerkschaften für Piloten und Flugbegleiter haben bislang keinen Arbeitskampf bei Ryanair ausgerufen. Bei der Vereinigung Cockpit läuft eine Urabstimmung bis Ende Juli. Die Gewerkschaften stimmen sich auf europäischer Ebene ab und setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne bei Ryanair ein.

Wegen der Ausstände der Piloten und der Flugbegleiter hatte das Ryanair-Management angedroht, die Posten von mehr als 100 Piloten und 200 Flugbegleitern bei der Flotte in Dublin zu streichen. Der Bestand der Maschinen in der irischen Hauptstadt solle von 30 auf etwa 24 verringert werden. Die Streiks irischer Piloten hätten sich negativ auf die Buchungen ausgewirkt. Im Wachstumsmarkt Polen wolle man dagegen aufstocken, teilte Ryanair mit.