“Papillon“: Die zweite Flucht des Schmetterlings
Michael Noers Neuverfilmung des 1970er-Jahre-Klassikers „Papillon“ ist solides Handwerk, das nicht ans Original heranreicht.
Innsbruck –In große Fußstapfen zu treten, bringt eine große Verantwortung mit sich. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass Neuverfilmungen dem Vergleich ausgesetzt sind. Der Däne Michael Noer wagt sich nun an ein Remake des Filmklassikers „Papillon“ von 1973 (von Franklin J. Schaffner; Drehbuch: Dalton Trumbo). Damals brillierte immerhin Steve McQueen in der Hauptrolle. Nun, 45 Jahre später, muss sich Charlie Hunnam („King Arthur“) dem Vergleich mit der Legende stellen.
Der autobiografische Roman von Henri „Papillon“ Charrière und die Verfilmungen erzählen die Geschichte eines französischen Diebes mit Schmetterlings-Tattoo auf der Brust und einem unbändigen Freiheitswillen. Er wird in den 1930er-Jahren für einen Mord, den er nicht begangen hat, zu lebenslanger Haft auf der Teufelsinsel in Französisch-Guayana verurteilt. Auf der langen Überfahrt freundet er sich mit dem schwächlichen Fälscher Dega an; Rami Malek („Mr. Robot“, in Kürze auch als Freddie Mercury in „Bohemian Rapsody“ im Kino zu erleben) darf sich an der Rolle versuchen, die einst Dustin Hoffman verkörperte. Ohne Aussicht auf Entlassung, unternimmt Papillon mehrere Fluchtversuche aus der Strafkolonie.
Im Vergleich zum Film von 1973 widmet sich der aktuelle „Papillon“ vor allem der Dynamik dieser Flucht-Action. Die psychologischen und körperlichen Leiden der Inhaftierten, für die Franklin J. Schaffner beinahe surreal anmutende Bildfolgen fand, streift das Remake nur am Rande. Eine Exposition in Paris ersetzt die markanten Traumsequenzen des Klassikers. Auch visuell ist Noers Version deutlich weniger beeindruckend als das Ultra-Breitbild von einst. Die Darsteller machen ihre Sache gut, der Film ist handwerklich solide und vergleichsweise straff durchinszeniert. Er ist spannend. Gäbe es da nicht ein Original, das das alles und ein bisschen mehr ist, ließe sich wenig an der Neuverfilmung von „Papillon“ aussetzen. Nur der Umstand, dass es den Film halt schon in einer besseren Variante gibt. (maw)