Strafzölle - IHS-Kocher: EU hat bekommen, was sie wollte
Wien (APA) - Die Ergebnisse des Treffens zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump können sich aus ...
Wien (APA) - Die Ergebnisse des Treffens zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump können sich aus EU-Sicht durchaus sehen lassen, findet der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher. „Die EU hat bekommen, was sie gewollt hat“, sagte der Ökonom am Donnerstag zu APA. Im Gegenzug würden die vermeintlichen Zugeständnisse die Europäer nicht schmerzen.
Mit der Zusage, künftig mehr Sojabohnen aus den USA zu importieren, habe Juncker Trump etwas gegeben, das dieser als Erfolg verkaufen könne. Tatsächlich würden Sojabohnen aber hauptsächlich von privaten Konsumenten gekauft, deren Verhalten der Kommissionspräsident kaum beeinflussen könne, relativiert Kocher.
Dass Juncker Trump außerdem zugesagt hat, mehr Flüssiggas zu importieren, hält der Wirtschaftsforscher ebenfalls für gut kalkuliert: „Ich bin davon überzeugt, dass man das bewusst gemacht hat, um Trump ein Entgegenkommen zu signalisieren“. Der US-Präsident hatte vor gut zwei Wochen Deutschland vorgeworfen, von russischer Energie abhängig zu sein. Im Energiebereich habe die öffentliche Hand zwar mehr Einfluss als auf den Markt für Sojabohnen, sagte Kocher weiter. Aber auch dies sei Sache der Mitgliedsstaaten und nicht der EU-Kommission.
Weil Trump jedoch die vermeintlichen Zugeständnisse in den USA gut verkaufen könne, habe es unterm Strich ein Ergebnis gegeben, „mit dem beide ganz gut dastehen“. Wichtig sei, dass die Eskalationsspirale durchbrochen wurde. Letztlich sieht Kocher eine Win-win-Situation: Trump habe der EU zwar keine wirklichen Zugeständnisse abgerungen, aber volkswirtschaftlich betrachtet würden davon letztlich auch die USA profitieren - weil zusätzliche Zölle etwa auf Autos aus den EU auch den US-Konsumenten geschadet hätten.
Für Kocher kommt es jetzt vor allem darauf an, wie die Vereinbarung umgesetzt wird. Für ökonomisch am interessantesten hält der Wirtschaftsforscher die Absichtserklärung, langfristig sämtliche Handelsbarrieren zwischen den USA und der EU abzubauen. Sollte ein Freihandelsabkommen erreicht werden, könnte dies zu Wohlstandszuwächsen auch in Österreich führen, meint Kocher. Das Verhandeln eines solchen Abkommens würde allerdings mehrere Jahre dauern.