Syrer nach IS-Angriff mit fast 300 Toten unter Schock
Damaskus (APA/dpa/AFP) - Nach dem IS-Angriff mit mehr als 300 Toten auf die Provinz Sweida (Al-Suwaida) trauern die Syrer um die vielen Opfe...
Damaskus (APA/dpa/AFP) - Nach dem IS-Angriff mit mehr als 300 Toten auf die Provinz Sweida (Al-Suwaida) trauern die Syrer um die vielen Opfer. Bei Beerdigungsfeiern im Süden des Landes wurden die Toten am Donnerstag zu Grabe getragen. „Die ganze Provinz steht unter völligem Schock“, sagte Abu Umar, ein Bewohner der gleichnamigen Stadt.
„Das war ein Massaker an der Gemeinschaft der Drusen.“ Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die im Süden Syriens ein Zentrum haben. Sie stehen im Bürgerkrieg mehrheitlich an der Seite der Regierung.
Die Armee übernahm in der Region zugleich erstmals seit rund vier Jahren den Ort Qunaitra an der Trennlinie zu den von Israel besetzten Golanhöhen. An der Trennlinie war 1974 nach einem UN-Abkommen eine Pufferzone errichtet worden, die Blauhelme überwachen. Israel beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Die israelische Regierung will verhindern, dass Truppen des Erzfeindes Iran bis an die Trennlinie vorrücken.
Das deutsche Auswärtige Amt erklärte, der Angriff auf Sweida sei „zutiefst schockierend“ und ein Beleg dafür, dass vom IS weiter eine ernste Gefahr ausgehe. Um ihn nachhaltig zu besiegen, müsse eine Friedenslösung für ganz Syrien gefunden werden, die dem Terrorismus den Boden entziehe.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Mittwoch bei einem der blutigsten Angriffe seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs vor mehr als sieben Jahren versucht, auf die von der Regierung kontrollierte Stadt Sweida vorzurücken. Es kam zu stundenlangen Gefechten. Zeitweise konnte der IS Dörfer im Umland einnehmen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Donnerstag, unter den Opfern seien 139 Zivilisten und 113 regierungstreue Kämpfer. Demnach kamen zudem 63 IS-Anhänger ums Leben. Sieben Extremisten hätten sich selbst in die Luft gesprengt.
Im Internet verbreitete der IS Bilder, auf denen gefangene syrische Soldaten getötet werden. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich zunächst nicht überprüfen. Der sunnitische IS sieht in den Drusen, die aus dem schiitischen Islam hervorgegangen sind, Ungläubige.
Die Terrormiliz hat den größten Teil ihres früheren Herrschaftsgebiets in Syrien verloren. Sie ist aber noch in mehreren Regionen des Landes aktiv. Syriens Regierung bekämpft derzeit einen IS-Ableger, der westlich von Sweida das Yarmouk-Tal an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen kontrolliert.
Dort hätten sich beide Seiten auch am Donnerstag wieder heftige Gefechte geliefert, meldeten die Menschenrechtsbeobachter. Der IS breche dort mehr und mehr zusammen.