Katalonien - Negative wirtschaftliche Folgen blieben bisher aus
Barcelona/Madrid (APA) - Der Unabhängigkeitsprozess in Katalonien hat anscheinend doch nicht so große wirtschaftliche Folgen für die Region ...
Barcelona/Madrid (APA) - Der Unabhängigkeitsprozess in Katalonien hat anscheinend doch nicht so große wirtschaftliche Folgen für die Region und für Spanien, wie zunächst angenommen wurde. Wie die spanische „Unabhängige Behörde für Finanzverantwortung“ (AIReF) am Samstag bekannt gab, wuchs die spanische Wirtschaft im ersten Halbjahr 2018 um fast 3 Prozent an.
Zwar hätten seit dem Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 4.000 Unternehmen - darunter auch Großbanken - Katalonien verlassen. Da diese Firmen allerdings in andere Regionen Spaniens abgewandert seien, habe es keine wirtschaftlichen Folgen für die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone gegeben, so die AIReF-Behörde, eine Art Bundesrechnungshof zur Kontrolle der Finanz- und Wirtschaftsentwicklung der spanischen Autonomien.
Auch der für Spanien so wichtige Tourismussektor habe bisher nicht sonderlich gelitten. Zwar gingen die Touristenzahlen in Katalonien, Spaniens wichtigstem Urlaubsziel, leicht zurück. Dafür stiegen allerdings die Zahlen in Valencia, Madrid und anderen spanischen Urlaubsregionen. Doch auch die wirtschaftlichen Folgen des Unabhängigkeitsprozesses in Kataloniens selber waren bisher nicht so gravierend, wie lange befürchtet. Diese Woche gab die Handelskammer von Barcelona bekannt, dass katalanische Bruttoinlandprodukt (BIP) werde in diesem Jahr voraussichtlich mit 3,1 Prozent über dem spanischen Durchschnitt wachsen.
Die spanische Regierung, aber auch der Internationale Währungsfonds und die Europäische Union befürchteten, die wirtschaftlichen Folgen des Unabhängigkeitsprozesses könnte den wirtschaftliche Erholungskurs Spanien in Mitleidenschaft ziehen.
Sie waren auch stets Hauptargumente der spanischen Regierung, die Katalanen vor der Loslösung von Spanien zu mahnen. Spaniens konservative Vorgängerregierung von Mariano Rajoy warnte die separatistischen Katalanen unermüdlich vor den „katastrophalen“ wirtschaftlichen Auswirkungen, welche die Loslösung von Spanien und der damit einhergehende Ausschluss aus der EU für Katalonien und Spanien haben würde.
Unterdessen nutzten auch die separatistische Regionalregierung in Katalonien die Wirtschaft als Argument, um für die Unabhängigkeit zu werben. So versprachen sie ähnlich wie die Brexit-Befürworter, ein unabhängiges Katalonien habe mehr Geld für Pensionen, Infrastruktur und Gesundheitswesen.