Bezirk Landeck

Wie sich die Knappen wuschen

Haus 4 im Ensemble der Berghäuser war dem Verfall preisgegeben. Ein Team der Naturwerkstatt Tirol ist mit der originalgetreuen Restaurierung beschäftigt.
© Geiger

Auf Europas höchster Kulturbaustelle – im Platzertal auf 2510 m – wird das Ensemble der Berghäuser restauriert. Kurioser Fund gibt Aufschluss über Hygiene der Knappen.

Tösens, Pfunds –Im Tal stöhnen Bauarbeiter unter der Hitzewelle. Auch der Job der Tiroler Naturwerkstatt-Truppe mit Trockensteinmaurer und Vorarbeiter Bruno Schuchter auf Europas höchstgelegener Kulturbaustelle ist anstrengend. Der Vorteil: Bei den Berghäusern im Platzertal auf 2510 m weht ein frisches Lüfterl.

„Was ist denn das für ein Brett?“, fragten sich die Arbeiter und Projektleiter Christoph Gigele, als das völlig desolate Haus 4 entrümpelt wurde. Das Holzstück, das auf einem Steinsockel lag, weist sechs kreisrunde Löcher auf. „Ein Plumpsklo wie im alten Rom“, scherzten die Männer. Doch ein Experte konnte aufklären: In die Öffnungen haben die Knappen damals ihre Waschtöpfe gesteckt, um Körperpflege zu betreiben – vor allem nach getaner Arbeit in den Stollen. Das Schmutzwasser floss ins Freie, sogar ein Gulli wurde entdeckt.

Der Bau der Trockensteinmauern an der südlichen Fassade geht ins Finale.
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Haus 4 ist laut Gigele am schwierigsten zu sanieren, „weil bis auf ein paar Mauerreste und vermodertes Holz nichts mehr übrig war“. Bei der Rekonstruktion des Hauses stehen die Experten Reinhard Rampold vom Bundesdenkmalamt und Sonja Mitterer vom Institut für Baugeschichte beratend zur Seite. Sie machen aber auch Vorgaben, etwa dass „naturhydraulischer Kalk“ (NHL 5) verwendet werden muss. Beide Experten waren vorige Woche beim Lokalaugenschein.

„Weil die Rückseite des Gebäudes dem Druck von Hangrutschungen ausgesetzt ist, müssen wir demnächst einen kleinen Bagger herbringen“, erläuterte Koordinator Gigele. Wenn Erdreich das Holzdach erfasst, würde dieses in wenigen Jahren faulen. Also müsse man zwischen Haus und Hang einen Freiraum schaffen.

Wie Projektleiter Christoph Gigele erläuterte, dienten die Öffnungen im „Waschbrett“ zum Fixieren der Wassertöpfe.
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Der Tösner Bergwerksverein mit Obmann Christian Sturm hat sich das Ziel gesetzt, die dem Verfall preisgegebenen Bergwerksanlagen zu retten, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Die spannende Bergbau-Geschichte im Platzertal begann im auslaufenden Mittelalter und endete 1910. Die Knappen schürften Erze mit Blei, Silber und Kupfer. 1906 waren laut Chronik noch 63 Männer beschäftigt.

Das dreijährige Sanierungsprojekt (bis 2019) ist mit 360.000 Euro budgetiert. 50 Prozent der Mittel kommen aus dem Leader-Topf der EU. Der TVB Tiroler Oberland unterstützt die Restaurierung ebenso wie die Anrainergemeinden und private Spender. „Etwa ein Drittel der Budgetmittel fließen heuer in die Arbeiten“, so Gigele. „Für die Abwicklung der Förderungen können wir dem Landecker Regionalmanagement regioL nur danken.“

Obmann Sturm freut sich über die aktuellen Baufortschritte: „Mit dem Wetter haben wir heuer Glück, wir kommen gut voran.“ (hwe)

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