Passionsspiele Erl: „Sie sollen die Botschaft leben, nicht nur spielen“
Nach sechs Jahren Pause finden im Mai 2019 wieder die Passionsspiele Erl statt. Ein Drittel der Dorfbewohner steht dabei auf der Bühne.
Erl –Die Bärte der Erler werden dichter, die Haare länger, und nein – die Gemeinde an der tirolerisch-bayrischen Grenze hat keinen Mangel an gut ausgebildeten Friseuren. Aber gut ein Drittel der Dorfbewohner wird vom Mai bis Oktober 2019 wieder bei den 32 Aufführungen der Passionsspiele auf der Bühne stehen – und bis dahin muss bei den Männern auch das äußerliche Erscheinungsbild passen. „Die Spielersuche ist nun abgeschlossen. 500 Erler haben sich angemeldet“, berichtet Claudia Dresch, Sprecherin des Passionsspielvereins Erl.
Seit über 400 Jahren wird die Leidensgeschichte Jesu Christi in dem Tiroler Dorf erzählt. Die Handlung ist bekannt und auch das Ende lässt keinen Spielraum für unerwartete Wendungen. Trotzdem begeistert das Spektakel, das alle sechs Jahre über die Bühne geht, dermaßen, dass es 2013 sogar zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde. „Es geht nicht um die Kreuzigung eines Mannes und die Sünden der Menschheit, sondern darum, ein Feuer in den Menschen zu entfachen. Sie sollen die Botschaft leben, nicht nur spielen“, meint Regisseur Markus Plattner, der den Spielen bereits 2013 seine Handschrift verlieh. 60.000 Besucher verfolgten damals das Spektakel. „Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir mussten Leuten absagen. Die haben dafür im Februar 2018 die Möglichkeit erhalten, sich exklusiv ihre Karten für 2019 zu sichern“, berichtet Dresch. 14.000 Stück seien bereits reserviert. Felix Mitterers moderne Textversion und Wolfram Wagners Passionsmusik, die extra für die Erler Spiele komponiert wurde und von Chor und Orchester live interpretiert wird, sollen auch diesmal wieder dazu beitragen, dass das Passionsspielhaus vor Applaus bebt, so die Organisatoren. Aktuell verteile man gerade die Rollen, die Premiere ist für den 26. Mai 2019 angesetzt. „Es ist schön zu sehen, wenn sich Leute, die eigentlich eng beieinander wohnen, alle sechs Jahre neu begegnen und kennen lernen“, freut sich Plattner schon auf den Probenbeginn im November. (jazz)