Neue Unterinntalbahn: ,,Sehe für den Ort keine Zukunft“
In Langkampfen und Kufstein sind sich Bauern einig: Die neue Bahn gehört unter die Erde. Der Widerstand eint über Ortsgrenzen.
Von Wolfgang Otter
Kufstein, Langkampfen –Es war ein Schock, als sie die vor Monaten präsentierten Trassenvorstellungen der ÖBB für die neue Unterinntalbahn sahen – darin sind sich Landwirte über Gemeindegrenzen in Langkampfen und Kufstein hinweg einig. Denn es kam viel schlimmer, als eigentlich immer angekündigt worden sei, wie Martin Mayr, Sprecher der neuen IG der Grundeigentümer, sagt. Zwar gebe es ein prinzipielles Ja zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, „aber durch diese Pläne werden unsere Felder durchschnitten“, sagt Mayr.
Bekanntlich haben die ÖBB in Langkampfen einen knapp 600 Meter langen Abschnitt zwischen Niederbreitenbach, wo der Tunnel aus Kundl kommend endet, und dem Verknüpfungspunkt mit der offenen Trasse in Schaftenau geplant. Besonders hart betroffen wäre Landwirt Gottfried Schweiger: „Bei mir würden die Züge praktisch durch die Küche fahren“, ärgert sich der Bauer. Für ihn könnte man die Trasse mehr auf dem Grund der Bundesbahnen „auf unproduktiven Flächen, und nicht auf besten landwirtschaftlichen Flächen“ errichten. So wie es in früheren Plänen vorgesehen war. Auch der Verknüpfungspunkt sollte verlegt werden. Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger kam gestern zu einem Lokalaugenschein nach Langkampfen und konnte nur noch den Kopf schütteln: „So sehe ich für den Ort keine Zukunft. Es würden 400 Züge täglich unterwegs sein. Die Lärmbelastung wäre nicht ertragbar.“ Und natürlich ist es auch für die Landwirte ein klarer Nachteil. „Hier darf auch kein Kostenargument eine Rolle spielen“, sagt Hechenberger, der wie die Grundbesitzer klarstellt: „Die Trasse gehört unter die Erde. Auch wenn es teurer ist.“
So tönt es auch in Kufstein-Morsbach, wo man bislang von einer Tunnellösung ausging: Nach neuen Plänen droht nun ebenfalls ein langer offener Bahnabschnitt und der Verlust der Lebensqualität, wie Ortsvorsteher Josef Wagner sagt. Im Gegensatz zu den Langkampfenern, wo die Planung bereits sehr konkret ist und bald eine Umweltverträglichkeitsprüfung ansteht, ist man in Kufstein aber erst bei der Auswahl des Trassenverlaufs. Hier hofft man daher auf ein Umdenken.
In beiden Orten kündigt man Widerstand an und erhält volle Unterstützung von der Landeslandwirtschaftskammer. Gottfried Schweiger will notfalls bis zum bitteren Ende gehen und versuchen, einem Enteignungsverfahren durch die ÖBB zu trotzen.