Pressestimmen zur Kneissl-Hochzeit mit Gast Putin
Zürich/München (APA/dpa/AFP) - Internationale Zeitungen kommentieren die Teilnahme des russischen Präsidenten Wladimir Putin an der Hochzeit...
Zürich/München (APA/dpa/AFP) - Internationale Zeitungen kommentieren die Teilnahme des russischen Präsidenten Wladimir Putin an der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) in ihren Montag-Ausgaben:
„Neuen Zürcher Zeitung“:
„Kneissls Selbstbewusstsein ist zweifellos ausgeprägt und womöglich schmerzt sie, dass Kanzler Sebastian Kurz die EU-Agenden und damit die für Österreich relevantesten außenpolitischen Themen mit ins Kanzleramt nahm. In der Position gegenüber Russland kann sie dagegen Akzente setzen - was sie nun in fragwürdiger Art und Weise tat. Geltungssucht werfen ihr einige vor, naive Unbedarftheit andere. Die Opposition sieht zudem eine unzulässige Vermischung von Politik und Privatem. Kneissls Vermählung mit einem steirischen Unternehmer, die eigentlich ganz privat hätte verlaufen sollen, wird wegen des Tanzes mit Putin Österreichs Außenpolitik noch länger beschäftigen.“
„Münchner Merkur“:
Diplomatie ist das Gegenteil von Unbedarftheit. Und unbedarft ist noch ein mildes Wort für Österreichs FPÖ-Außenministerin Kneissl. Aus ihrer Hochzeit, einem privaten, für sie sehr erfreulichen Vorgang, macht sie im Übermut die große Bühne für Russlands Imperator, hofiert den Gast, lobhudelt und knickst. Die schräge Putin-Show mit Kosakenchor in der Steiermark ist keine warmherzige Nähe-Geste, sondern untergräbt zwei Autoritäten: erstens Österreichs Rolle als neutraler Vermittler im Ukraine-Konflikt, zweitens die Sanktionspolitik Europas, die nur mit einem einigen Westen wirksam ist. Nicht der Dialog mit Putin ist falsch, sondern die Unterwürfigkeit, die missratene Inszenierung.
„24 Tschassa“ (Sofia):
„Wer sich über die Fotos vom Hochzeitstanz der österreichischen Außenministerin mit Putin gefreut hat, indem er sie als eine Umarmung zwischen Europa und Russland deutete, war voreilig. Nur zwei Stunden nach dem Walzer (.) gingen die nächsten Fotos um die Welt - mit Putin und Merkel. Und sie zeigen gerade das Gegenteil der fröhlichen Bilder aus den Österreichischen Alpen - in Europa wird Putin noch immer mit Distanz, Kühle und Diskretion empfangen.
So attraktiv es auch ist, ist die Deutung der Weltpolitik nach Bildern nicht immer genau. Die Verbeugungen in Österreich und das Treffen in Berlin zeigen nichts Neues. Die Europäer halten am Dialog mit Russland fest, Umarmungen wird es aber nicht geben, bis Russland nicht aufhört, die Menschen- und internationalen Rechte zu verletzen. Deutschland tritt soweit nicht von seiner klaren Position dazu ab.“
„Märkische Oderzeitung“ (Frankfurt/Oder):
„Man darf den Charmeur Putin nicht unterschätzen. Immer wieder versucht er, sich als toller Kerl in Szene zu setzen. Auch sein Besuch bei der österreichischen Ministerin war wohlkalkuliert und dürfte ihm bei manchen im Westen einen Imagegewinn gebracht haben. Doch das anschließende Treffen mit der (deutschen) Bundeskanzlerin hat gezeigt: Die ganze Charme-Offensive nützt ihm wenig. Russlands Präsident muss sich auch inhaltlich auf den Westen zubewegen. Sonst bleibt sein Land in der politischen Isolation.“