Ein kritischer Geist: Deutscher Filmregisseur Rainer Erler wird 85
München (APA/dpa) - Über 40 Filme, 14 Romane, gut zwei Dutzend Erzählungen und Kurzgeschichten sowie fünf Bühnenwerke - das Schaffen des Mün...
München (APA/dpa) - Über 40 Filme, 14 Romane, gut zwei Dutzend Erzählungen und Kurzgeschichten sowie fünf Bühnenwerke - das Schaffen des Münchner Regisseurs und Autors Rainer Erler ist nicht nur umfänglich imposant. Seine filmischen und geschriebenen Beiträge bieten stets auch Diskussionsstoff. „Mich haben immer kritische und kontroverse Themen interessiert“, sagt Erler der dpa vor seinem 85. Geburtstag (26. August).
Zu den bekanntesten Werken des in München aufgewachsenen Filmemachers gehören die gesellschaftskritische Komödie „Seelenwanderung“, das Polit-Drama „Plutonium“, die Science-Fiction-Filme „Das blaue Palais“ und „Operation Ganymed“ sowie der in Amerika gedrehte Psycho-Thriller „Fleisch“, in dem Erler bereits 1979 das Thema Organhandel spannend thematisierte. „Der Film war weltweit erfolgreich. Der Filmexporteur Atlas International verkaufte ihn an die Kinoverleiher in 127 Länder. Sogar in der DDR war es ein unglaublicher Erfolg. Die haben dort 12 Millionen Kinokarten verkauft“, sagt Erler über den geradezu prophetischen Reißer, der 2007 neu verfilmt wurde.
Wenn Erler heute von Kino und Fernsehen spricht, klingt immer noch die Begeisterung für das Metier durch. Kein Wunder, denn schon als zwölfjähriger Gymnasiast war für ihn klar, dass er später Filme drehen werde. Im Jahr 2000 entstand schließlich sein letzter Film, „Die Kaltenbach-Papiere“ mit Mario Adorf. „Aufzuhören war für mich schwer“, verrät er. Es sei sein Leben, sein Lebenselixier gewesen. Aber auch ein Ventil, um auf Missstände und ungesunde Entwicklungen hinzuweisen. „Ich war ja auch immer Autor - und Themen gab es auch damals schon mehr als genug“, sagt Erler, der heute teils bei Bad Tölz, teil in Australien bei der Familie seiner Tochter lebt.
Natürlich wäre es für den kritischen Geist auch heute kein Problem, Themen für einen Film oder ein Buch zu finden. Doch damit hat er abgeschlossen: „Irgendwann muss eben Schluss sein“, meint er. Auf der Strecke blieb die Verfilmung seines Romans „Feuerzeichen“. „Die Co-Produzenten in Frankreich und in Australien stellten Forderungen, die wir nicht finanzieren konnten. Zum Beispiel die Hauptrolle mit Hollywood-Star Robert Redford zu besetzen.“ Ein Trost für Rainer Erler: 22 seiner Filme sind aktuell im Video-Handel erhältlich.
Mit der gleichen Disziplin, wie er sich früher an Filme und Bücher gemacht hat, lebt er jetzt sein Ruhestandsleben. Er stehe sehr früh auf, frühstücke um 7.00 Uhr, dann stehe eine halbe Stunde Schwimmen im heimischen Pool auf dem Tagesplan. Anschließend: eine gut einstündige Wanderung mit seiner Frau Renate, mit der er seit 1961 verheiratet ist. Den 85. Geburtstag feiert der „militante Nichtraucher“, wie er sich selbst bezeichnet, unaufgeregt: „85 - das ist doch irgendwie dazwischen“, meint er und fügt hinzu, dass er den 80er ja „ausführlich“ mit rund 60 Gästen gefeiert habe. Den Zwischendurch-Jubeltag begehe er deshalb gemütlich - mit engen Freunden, Familie und Apfelkuchen.
(S E R V I C E - www.rainer-erler.com)