Kostenlose und anonyme Beratung für Frauen in Osttirol
Selbst in scheinbarer Ausweglosigkeit gibt es Lösungen für familiäre Konflikte. Das Frauenzentrum Osttirol bietet eine Rechtsberatung.
Von Christoph Blassnig
Lienz –Caroline Rainer ist Juristin. Vor drei Jahren hat sie als geringfügig Beschäftigte im Frauenzentrum Osttirol begonnen. Im Vorjahr hat Rainer zur Rechtsberatung auch die Geschäftsführung übernommen und ist in eine Teilzeitbeschäftigung übergetreten. Dass die Rechtsberatungen immer mehr angefragt werden, beweist auch die Statistik. So haben heuer schon bis Ende Juli gleich viele Frauen Unterstützung gefunden wie im gesamten Vorjahr. „Zwischen 15 und 20 Beratungen rechtlicher Natur führe ich pro Monat durch“, gibt Caroline Rainer Einblick.
„Unser Angebot ist vollkommen kostenlos und anonym“, berichtet Rainer. Frauen in vermeintlich ausweglosen familiären Situationen finden im Frauenzentrum ein offenes Ohr, Rückhalt und Stütze. „Zu uns kommen Frauen aus ganz Osttirol und Oberkärnten. Speziell in der Rechtsberatung nehmen die Anfragen deutlich zu“, sagt Rainer. Bis Frauen Hilfe suchen, sei der Leidensdruck meist schon sehr groß. In zerrütteten Beziehungen würden sie Demütigungen erfahren und zu hören bekommen: „Du bist nichts, du kannst nichts und du hast nichts ohne mich. Ich nehme dir die Kinder weg.“ Nach Jahren der Drohungen und manchmal sogar körperlicher Gewalt sei es umso wichtiger, den Betroffenen zuerst Sicherheit anbieten zu können. „In der Rechtsberatung stellen wir dann sehr schnell fest, dass die scheinbare Ausweglosigkeit keine ist. Es gibt gesetzlichen Schutz und Regeln“, so Rainer. Wenn erforderlich, wickle sie auch gemeinsam mit der Hilfesuchenden die Antragsstellung für eine einstweilige Verfügung ab. „Damit setzen wir zum Beispiel ein Kontaktverbot durch, wenn Betroffenen vor der Schule, beim Kindergarten oder am Arbeitsplatz aufgelauert wird.“
Nicht nur der Erstkontakt ist kostenlos. Auch jede weitere Beratung bietet das Frauenzentrum Osttirol an, ohne die Leistung zu verrechnen. Wenn gewünscht, begleiten die Helferinnen auch zu Behörden oder zu Gericht. In 98 Prozent aller Fälle kehren die Frauen nicht mehr in ihre ursprüngliche Situation zurück, sondern beginnen ein eigenständiges Leben mit eigener Wohnung und Berufstätigkeit, weiß Rainer. Besonderen Schutz müssten Kinder erfahren, die jeder Form von Gewalt ausgeliefert sein können. „Kinderseelen bekommen mehr mit, als man glaubt.“ Telefon: 04852/67193.