Bundesbank erwartet kleine Konjunkturabschwächung im dritten Quartal
Frankfurt am Main (APA/dpa/Reuters) - Die starke deutsche Konjunktur wird nach Einschätzung der Bundesbank im dritten Quartal etwas an Schwu...
Frankfurt am Main (APA/dpa/Reuters) - Die starke deutsche Konjunktur wird nach Einschätzung der Bundesbank im dritten Quartal etwas an Schwung verlieren. Das Expansionstempo könnte etwas geringer als im Mittel des ersten Halbjahres ausfallen, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Während die Konsumlust der Verbraucher die Konjunktur weiter am Laufen halte, dürfte die Industrie nicht nennenswert zum Wirtschaftswachstum beitragen.
Zwar seien die Auftragsbücher der Unternehmen gut gefüllt, doch die Bestellungen seien zuletzt gesunken. Zudem dürften Schwierigkeiten wegen der Umstellung auf das Abgastestverfahren WLTP die Kraftfahrzeugproduktion im Sommer spürbar beeinträchtigen. Viele Autohersteller tun sich derzeit schwer, in ausreichender Zahl Automodelle für die EU nach dem neuen Abgasstandard zertifizieren zu lassen. Ab 1. September dürfen nur noch Autos verkauft werden, die das neue, realistischere Testverfahren durchlaufen und bestanden haben.
Eine wichtige Stütze der größten europäischen Volkswirtschaft bleibt nach Einschätzung der Notenbank der private Konsum - getragen von der historisch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und aktuell kräftigen Lohnsteigerungen.
Die deutsche Wirtschaft war nach ersten Daten des Statistischen Bundesamtes im zweiten Quartal um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen und damit etwas kräftiger als zunächst erwartet. Zum Jahresbeginn hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent zugelegt. Damit hielt die Hochkonjunkturphase in Deutschland an. Das Wachstumstempo im ersten Halbjahr 2018 reichte damit nicht an die hohen Steigerungsraten des vergangenen Jahres heran, wie die Bundesbank erläuterte.
Nach Einschätzung des Finanzministerium wird sich der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland fortsetzen, doch bremsen Risiken wie die Entwicklung in der Türkei die Dynamik. „Die weiter in die Zukunft gerichteten Indikatoren lassen zwar eine Fortsetzung der konjunkturellen Aufwärtsbewegung im weiteren Jahresverlauf erwarten“, heißt es im Monatsbericht des Ministeriums vom Montag. „Aber die konjunkturelle Dynamik dürfte sich nicht weiter erhöhen.“
Die Experten des Finanzministeriums warnten auch vor Risiken aus der ungewissen Gestaltung des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union sowie die US-Handelspolitik. Die anhaltende Debatte um Strafzölle und die Gefahr eines drohenden Handelskriegs drosselten offenbar die Wachstumskraft im Außenhandel. Hinzugekommen sei zudem die Währungskrise in der Türkei.
Der deutsche Fiskus kann sich derzeit aber weiter über steigende Steuereinnahmen freuen. Bund und Länder erhielten nach dem Bericht im Juli mit 54,4 Mrd. Euro knapp 3 Prozent mehr. Im Vormonat war das Plus aufgrund eines Sondereffektes drastisch gestiegen, aber auch im April war es noch höher. Insgesamt nahmen Bund und Länder in den ersten sieben Monate mit 404,6 Mrd. Euro 6,7 Prozent mehr an Steuern ein als im Vergleichszeitraum 2017. Damit liegt die Entwicklung immer noch günstiger, als sie in der amtlichen Steuerschätzung für das Gesamtjahr mit einem Zuwachs von 5,3 Prozent veranschlagt ist.
Kräftig gewachsen ist im Juli insbesondere das Aufkommen aus der Lohnsteuer mit per Saldo 7,9 Prozent - eine Folge der nach wie vor guten Beschäftigungsentwicklung mit steigenden Einkommen. Für den Zeitraum Jänner bis Juli ergab sich ein Zuwachs von 6,5 Prozent. Die Umsatzsteuern, darunter die wichtige Mehrwertsteuer, legten im Berichtsmonat um 2,1 Prozent und in den ersten sieben Monaten um 2,8 Prozent zu.
~ WEB http://www.bundesbank.de ~ APA215 2018-08-20/12:24