Schmelzwasserseen im Permafrost könnten Klimawandel beschleunigen
Bremerhaven (APA/AFP) - Bremerhaven (AFP) - Schmelzwasserseen im Permafrostboden der Arktis könnten den globalen Klimawandel nach Erkenntnis...
Bremerhaven (APA/AFP) - Bremerhaven (AFP) - Schmelzwasserseen im Permafrostboden der Arktis könnten den globalen Klimawandel nach Erkenntnissen von Wissenschafternerheblich beschleunigen. Durch sie tauten die Böden in der unmittelbaren Umgebung sehr viel schneller auf als bisher angenommen, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Montag unter Berufung auf eine Untersuchung mit, an der es beteiligt war.
So würden in kürzerer Zeit auch deutlich mehr Treibhausgase wie Methan und Kohlendioxid frei. Klimasimulationen berücksichtigten dieses beschleunigte Abtauen bisher nicht, warnte AWI-Experte Thomas Schneider von Deimling. Wie die Forscher nun in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichteten, sollte der Effekt daher „unbedingt“ in die Berechnungen einfließen. Bis 2050 könnte so bereits doppelt so viel Treibhausgas aus den arktischen Permafrostböden aufsteigen wie heute angenommen.
Über zehn Jahre beobachtete das internationale Forscherteam den Gasausstoß an Seen im US-Bundesstaat Alaska und kombinierte die Erkenntnisse mit der Auswertung von Satellitenbildern und Computersimulationen, um die Entwicklungen in einem weltweiten Maßstab abzuschätzen. Sie stellten dabei fest, dass der Boden unter den sich im auftauenden Permafrost bildenden Schmelzwasserseen sehr schnell weiter auftaut.
Der Grund: Ab einer gewissen Wassertiefe gefriert das Wasser auch im Winter nicht mehr. Fäulnisbakterien zersetzen dann permanent die seit Jahrtausenden im Untergrund tiefgefrorenen Pflanzenreste, was vor allem das extrem starke Treibhausgas Methan freisetzt. Neu sei die Beobachtung, dass der Effekt tatsächlich so ausgeprägt sei, dass er als „abruptes Tauen“ bezeichnet werden könne, betonten die Experten.
Permafrostböden bedecken weite Gebiete der Nordhalbkugel - vor allem in Russland, Kanada, Alaska und Westchina. Seit der jüngsten Eiszeit konservieren sie gigantische Mengen organischen Materials in teils hunderte Meter dicken Torfschichten. Wenn diese auftauen, beginnt die Zersetzung. Das Phänomen ist bereits seit längerem als möglicher sogenannter Kipppunkt im Klimasystem bekannt. Dies sind bestimmte Rückkopplungseffekte, die den Klimawandel unumkehrbar machen könnten.