Ärger über verlorene Einnahmen und Parkplätze in Innsbruck
Anrainer klagen über die Arbeiten für die Straßenbahn in der Innsbrucker Defreggerstraße. Die Stadt betont die großen Vorteile nach der Bauphase.
Von Marco Witting
Innsbruck –Humor hat Jean Pierre Schwamm. Als er im Juli wegen der Bauarbeiten vor der Tür nach eigenen Angaben nicht zu seinem Friseurgeschäft kam, verlegte er den Salon kurzerhand nach draußen – und schnitt einem Mann draußen die Haare. Doch insgesamt sei ihm nicht zum Lachen, sagt Schwamm. „Zehntausende Euro“ habe die zweite Baustelle innerhalb von drei Jahren an Einnahmen gekostet. Den anderen Geschäftsleuten gehe es ebenso. Was ihn fast noch mehr ärgert: Durch die Straßenbahn, die hier gerade neu gebaut wird, fallen die Parkplätze in der Straße weg. Von der Politik zeigt sich Schwamm enttäuscht. Die Stadt betont ihrerseits, dass durch die neue Strecke viele Vorteile entstehen würden.
Gegen die Bauarbeiten hat der Geschäftsmann eigentlich nichts. „Ein großes Lob an die Arbeiter, die hier schuften. Es muss sich auch zeigen, wie sich das alles entwickelt, wenn dann die Straßenbahn hier hält. Aber die Planung ist schlecht.“ Man sei erst jetzt draufgekommen, dass in der Straße insgesamt 27 Parkplätze wegfallen. Und auch für einen Radweg sei kein Platz mehr, kritisiert Schwamm, der für viele Geschäftsbetreiber spricht. Ein anderer Anrainer, Gustav Kirchmeyer, kritisiert, dass die Straße viel zu schmal und die Haltestelle viel zu lang sei. Er fragt sich, warum hier eine 60 Meter lange Station gebaut werde – und ob hier tatsächlich ein Halt für eine Doppelgarnitur wirklich nötig sei.
„Ja – sie verkehren aber nur in Spitzenzeiten“, sagt BM Georg Willi (Grüne), der von den Anrainerbeschwerden ebenfalls erfahren hat. Und man werde dann sehen, dass die Bahn sehr gut ausgelastet sein werde. Bis Jahresende werde das Projekt hier fertig sein – bis dahin bitte er die Anrainer noch um Geduld. Es stimme, dass hier Parkplätze wegkommen – an anderer Stelle würden aber insgesamt elf Stellflächen dazukommen. Somit würden es insgesamt 16 Parkplätze weniger sein. Auch er finde es schade, dass hier ein Radweg wegfalle, sagt der Stadtchef. Aber das habe auch mit der Sicherheit zu tun. Immer wieder komme es zu schweren Unfällen, wenn Radfahrer in die Schienen geraten. Insgesamt arbeite man hier an Lösungen – man „kopfe“ hier noch ein wenig daran, sagt Willi.
Aus dem Büro der zuständigen StR Uschi Schwarzl (Grüne) ist zu hören, dass man an einem Konzept arbeite, das eine bessere Verträglichkeit zwischen Tram und Rad gewährleistet. Dabei gehe es vor allem um die Markierung neuer Radwege und bessere Ausschilderung von Fahrradachsen abseits der Schienenstrecken – auch zur Beschleunigung der Öffis. Zudem gebe es neue Nutzungen durch den Rückbau der alten Strecke. Klar sei aber auch, dass „die wachsende Stadt nur dann nicht komplett von Individualverkehr verstopft wird, wenn wir ein gutes Öffi- und Radwege-Angebot machen“. Man müsse sich vom Anspruch verabschieden, dass jeder einen permanent freien Parkplatz direkt vor der Haustür hat.
Kritik an der Situation in der Defreggerstraße kommt von der Liste Fritz. GR Tom Mayer bemängelt, dass ein „ganzheitliches Konzept für den Verkehr“ komplett fehle. Er versteht auch die Dichte der Haltestellen in diesem Bereich nicht – die 60 Meter lange in der Defreggerstraße sei die drittgrößte in der Stadt, so Mayer. „Es ist klar, dass es die Regionalbahn braucht. Aber man muss hier schon bezweifeln, dass die in dem Bereich ausgelastet sein wird.“ Man versuche in diesem Bereich die Autofahrer loszuwerden. Für künftige Projekte fordert der Gemeinderat jedenfalls, Experten einzubinden.