Monsun in Indien: Über eine Million Menschen in Notunterkünften
Laut Armee seien tausende Menschen noch nicht aus ihren überschwemmten Häusern evakuiert. Viele würden sich auch weigern.
Neu-Delhi – Nach schweren Überschwemmungen in Südindien sind mehr als eine Million Menschen in Notunterkünften untergebracht worden. „Die Zahl der Menschen in den humanitären Lagern liegt jetzt bei 1,028.000“, sagte ein Sprecher der Regierung des Bundesstaates Kerala am Dienstag. Es gebe insgesamt rund 3200 Notunterkünfte.
Zahl der Todesopfer auf mehr als 410 gestiegen
Wie der Sprecher weiter mitteilte, wurden am Montag sechs weitere Leichen gefunden. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Monsun-Saison im Juni stieg damit auf mehr als 410. Besonders schlimm waren die Überschwemmungen in den vergangenen beiden Wochen. Allein seit dem 8. August starben mehr als 200 Menschen in den Fluten. Inzwischen geht das Wasser zurück, doch noch immer sind viele Häuser und Straßen überschwemmt.
In Chengannur, einer der am stärksten betroffenen Städte, stand das Wasser am Dienstag noch 60 Zentimeter hoch. Viele Straßen waren unpassierbar. Es regnete weiterhin, allerdings weniger stark als zuvor. Nach Angaben der Armee hielten sich in Chengannur noch immer tausende Menschen in überschwemmten Häusern auf. Die meisten ihrer Bewohner verweigerten sich den Evakuierungen, sagte ein ranghoher Soldat. Sie wollten lediglich mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt werden.
Der Anwohner K.G. Pillai sagte, bei früheren Überschwemmungen habe der Wasserstand nie 30 Zentimeter überschritten. „Die Leute sind nicht daran gewöhnt“, sagte er über die Wassermassen in diesem Sommer. Die Monsun-Saison endet im September.
Krankheiten durch verschmutztes Trinkwasser befürchtet
Zehntausende Menschen im Bezirk Chengannur werden in Suppenküchen versorgt. Auch in anderen Gegenden Keralas ging die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten weiter. In schwer zugänglichen Gegenden wurden Hilfsgüter mit Hilfe von Hubschraubern und Drohnen verteilt. Dank eines weitverzweigten Kanalsystems wurden Bedürftige auch per Boot erreicht. Fischer beteiligten sich an den Hilfseinsätzen. Die Regierung sagte eine Entschädigung von umgerechnet 37 Euro pro Tag und Boot zu.
Die Behörden sorgten sich unterdessen, dass sich durch verschmutztes Trinkwasser Krankheiten ausbreiten könnten. Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden sollten in die Dörfer geschickt werden, um die Situation zu überwachen.
Die Organisation Save the Children warnte vor den verheerenden Folgen der Flutkatastrophe für Kinder. „Viele der Kinder dürften unter Angstgefühlen leiden und wissen nicht, was aus ihrem Haus, ihren Habseligkeiten oder ihren Nachbarn geworden ist“, sagte Ray Kancharla, der für Save the Children in Chengannur im Einsatz ist. Sieben Millionen der insgesamt 23 Millionen Betroffenen seien Kinder, berichtete die Organisation unter Berufung auf Zahlen der Behörden von Kerala. (APA/AFP)