Fall Senzow - Festnahme, Straflager und Freiheitsappelle
Moskau (APA/AFP) - Der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow sitzt seit mehr als vier Jahren in russischer Haft. Der Dienstag markierte den hu...
Moskau (APA/AFP) - Der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow sitzt seit mehr als vier Jahren in russischer Haft. Der Dienstag markierte den hundertsten Tag seines Hungerstreiks. Die zehn wichtigsten Daten seit seiner Festnahme:
30. Mai 2014
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB gibt die Festnahme von vier ukrainischen Ultranationalisten auf der Krim bekannt. Sie sollen auf der von Russland annektierten Halbinsel Brandanschläge verübt und weitere Attentate geplant haben. Unter den Festgenommen ist Senzow, der gegen die Annexion der Krim protestiert und an den Protesten auf dem Kiewer Maidan-Platz gegen den damaligen pro-russischen Ukraine-Präsidenten Viktor Janukowitsch teilgenommen hatte.
25. August 2015
Ein russisches Militärgericht verurteilt Senzow wegen der Terrorvorwürfe zu 20 Jahren Haft in einem Straflager. Sein Mitangeklagter Alexander Koltschenko wird zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Ukraine, die USA und die EU kritisierten das Urteil, Amnesty International spricht von einem „Schauprozess“ wie in der Stalin-Zeit.
24. November 2015
Russlands Oberstes Gericht weist Senzows Berufungsantrag gegen seine Verurteilung ab.
14. Mai 2018
Senzow tritt in den Hungerstreik. Er kündigt an, erst wieder Nahrung zu sich nehmen, wenn alle ukrainischen „politischen Gefangenen“ aus russischer Haft freikommen. Nach Angaben seines Anwalts geht Senzow von 64 solchen Gefangenen aus.
9. Juni 2018
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko fordert den russischen Staatschef Wladimir Putin zur Freilassung der ukrainischen Gefangenen auf. Er schlägt in einem Telefonat einen Gefangenenaustausch vor und erwähnt auch den Fall Senzow. Putin will sich vor Journalisten später nicht dazu äußern.
14. Juni 2018
Das Europaparlament fordert Russland am Tag der Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft in einer Entschließung auf, Senzow „sofort und bedingungslos“ freizulassen.
20. Juni 2018
Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, fordert Senzows Freilassung. Auch bekannte Persönlichkeiten wie der US-Autor Stephen King, Hollywoodstar Johnny Depp und der russische Regisseur Andrej Swyaginew setzen sich für den Filmemacher ein.
21. Juni 2018
Die Botschafter der G-7-Staaten in der Ukraine äußern sich „tief besorgt“ über Senzows Schicksal und fordern seine Freilassung im Zuge eines Gefangenenaustauschs.
8. August 2018
Senzow hat nach Angaben seiner Cousine Natalia Kaplan keine Hoffnung mehr auf eine Freilassung. In einem Brief hat Senzow ihr demnach geschrieben, sein „Ende“ sei nah.
10. August 2018
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzt sich in einem Telefonat mit Putin für Senzow ein. Macron bittet um eine „humanitäre Lösung“ für den Filmemacher. Putin verspricht nach Angaben des Elysee-Palastes, auf Macrons Vorschläge zu antworten.