Gamescom eröffnet - Branche hofft auf Förderungen durch Politik
Köln (APA/dpa) - Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Games-Branche wird in Deutschland zunehmend in der Politik erkannt....
Köln (APA/dpa) - Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Games-Branche wird in Deutschland zunehmend in der Politik erkannt. Zur Eröffnung der Spielemesse Gamescom in Köln begrüßten die Veranstalter am Dienstag erneut eine Reihe politischer Gäste. Noch bis Samstag sollen digitale Spiele in den Messehallen wie auch verteilt in der Rhein-Metropole präsent und erlebbar sein.
Die Messe sei ein „großartiges Aushängeschild für die Stadt“, sagte die Kölner Bürgermeisterin Henriette Reker am Dienstag. Auf solches Lob musste die Branche lange warten. Auch heute gelten digitale Spiele für manche Politiker noch immer als Nischenprodukte, ihre Inhalte als zweifelhaft. Seit Jahren wirbt die Branche für eine größere Anerkennung. Schließlich sei die Games-Branche auch ein wichtiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Faktor für den Standort Deutschland, betont der Branchenverband game.
Lange vernachlässigt, müsse die Gamescom inzwischen noch mehr Hallen anbauen, weil so viele Politiker kämen, sagte Digitalstaatsministerin Dorothee Bär scherzhaft zur Eröffnung. Im vergangenen Jahr wurde die Messe erstmals von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet, was in der Branche als Ritterschlag gilt.
Auch eine stärkere Förderung von Spiele-Entwicklern in Deutschland steht an. Die deutsche Regierung hat sich dieses Ziel bereits im Koalitionsvertrag gesetzt. „Ich halte eine zielführende und effiziente Förderung für Computerspiele sowie die spezifische Förderung von Games-Technologie für sehr wichtig“, sagte Bär dem „Handelsblatt“. Laut Branchenverband Game wuchs der Markt im ersten Halbjahr um 40 Prozent auf einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro in Deutschland. Der Anteil an „Games made in Germany“ sackte jedoch weiter ab und liegt nun bei unter sechs Prozent.
Bessere Fördermodelle könnten nun „ganz sicher schnell auf den Weg“ gebracht werden, versprach Bär. Wie die Staatsministerin weiter in der Zeitung erklärte, sollen damit sowohl große als auch kleine Studios profitieren. „Im Herbst werden wir im parlamentarischen Verfahren sehen, wie viel Geld für Computerspiele in den Haushalt 2019 eingestellt wird.“
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der ebenfalls nach Köln gekommen war, kündigte im Bundesland die Verdoppelung der Fördersummen über die Film- und Medienstiftungen in wenigen Monaten an. So soll vor allem auch ein Ungleichgewicht zu Wettbewerbern aus anderen Ländern ausgeglichen werden. In vielen Ländern, etwa in Spanien, Kanada oder auch Polen ist eine starke staatliche Unterstützung von Entwickler-Studios bereits gang und gäbe. Zuletzt erhielt das polnische Studio CD Projekt Red mehrere Millionen Euro und brachte seinen erfolgreichen Titel „The Witcher 3“ auf den Markt.
Auch der Gründer der Hamburger Spiele-Schmiede Deadalic, Carsten Fichtelmann, begrüßte die geplanten Förderungen. „Das ist ein wichtiger Schritt“, sagte er der dpa. „Es ist nicht das Problem, dass wir bislang keine Förderung hatten, aber dass unsere Mitbewerber zum Teil erhebliche Förderungen bekommen.“
Die Gamescom gilt als weltweit größter Event für Computer- und Videospiele. An diesem Mittwoch startet sie auch für private Besucher in ihre zehnte Auflage. Erwartet werden rund 500.000 Besucher - allerdings Fachveranstaltungen sowie ein mehrtägiges City-Festival mit eingerechnet. Rund tausend Aussteller zeigen in den Messehallen ihre Neuheiten. Die Ausstellungsfläche hat sich laut Reker seit dem Start in Köln 2009 um 70 Prozent vergrößert.
„Vielfalt gewinnt“ lautet das diesjährige Leitthema. Damit soll der Facettenreichtum und die Vielseitigkeit der Branche sowie die Bedeutung von Games unterstrichen werden. Vielfalt beschreibe aber auch die Gemeinde der Gamer weltweit, sagte Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game. Sie bestehe aus Menschen aller Altersgruppen, Nationalität und Hautfarbe. „Wenn das auch in der Gesellschaft so wäre, es gebe nichts Schöneres.“