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Statt Selfie lieber die Natur im Bild

(Symbolfoto)
© Kurt Krimberger

Der Alpenverein bittet Freiwillige, ein Auge auf 20 Tier- und Pflanzenarten zu haben und Fotos davon in einer App hochzuladen.

Von Matthias Christler

Innsbruck – Wo in Tirol fliegt die Alpenhummel, in welchen Gebieten blüht das Edelweiß und wo quakt der Grasfrosch? Forscher würden es gerne genau wissen, können aber nicht überall gleichzeitig hinschauen. Andere schon. Der Alpenverein ruft deshalb für sein Projekt „Vielfalt bewegt“ Freiwillige auf, sich bei Wanderungen wieder als Jäger und Sammler zu versuchen. Ausgerüstet mit Smartphone sollen sie 20 ausgesuchte Tier- und Pflanzenarten (eine Auswahl rundherum) ins Visier nehmen, fotografieren und in einer App hochladen. Von 1700 Meldungen bisher seien 1450 den richtigen Arten zugeordnet worden, freut sich Ökologin Birgit Kantner vom Alpenverein. Erste Daten wurden an Forscher übergeben.

„Das Projekt spricht einerseits die Sammelleidenschaft an, andererseits wollen wir Bewusstseinsbildung betreiben“, sagt Kantner. Ihr komme vor, dass die Menschen am Gipfel oft nur noch schauen würden, wie schnell sie raufgekommen sind. „Der Weg hinauf wird aber, wenn man seine Umgebung und die Natur wieder mehr wahrnimmt, zum eigentlichen Erlebnis. Das animiert auch Kinder, genauer hinzuschauen“, ist sich die Ökologin sicher. Manchmal entpuppen sich Laien sogar als bessere Experten. „Sie spezialisieren sich auf eine Art und arbeiten sich intensiv in das Thema ein, mehr als es manche Spezialisten tun können.“

Bei so einem „Citizien Science“-Projekt, an dem Bürger eine Datenbasis aufbauen, dauert es fünf bis zehn Jahren, bis man etwas auswerten kann. Erste Tendenzen gebe es jedoch jetzt schon. „Wir sehen, dass dort, wo keine intensive Bewirtschaftung erfolgt, der Bestand des Edelweiß sich erholt. Wir bekommen viele Funde gemeldet, die direkt neben Wegen liegen“, erklärt Kantner. Dünn ist die Datenlage allerdings noch bei der Alpenhummel. „Die zu fotografieren, ist sehr tricky. Sie bleibt nicht ruhig und wird mit anderen Arten verwechselt.“

Projekt Vielfalt bewegt

Smartphone-App „Vielfalt bewegt! Alpenverein“ kostenlos, Infos unter vielfaltbewegt.alpenverein.at

Die Sibirische Keulenschrecke: Sie liebt alpine, trockene und sonnige Rasen zwischen 1000 und 3000 Metern. Intensive Landwirtschaft setzt ihr zu. Bis Oktober kann man sie noch beobachten.
Edelweiß. Das in Tirol geschützte Edelweiß wird bis zu 20 cm hoch und blüht von Juni bis September. Im Kalkgestein zwischen 1600 m und 3000 m Seehöhe kann man es finden.
Schneefink. In Tirol ist die Art geschützt, sie wird etwas größer als ein Spatz und kommt in felsigen Bergregionen zwischen 1900 m und 3100 m vor.
Zwerg-Primel. Auf einer Seehöhe von 1500 bis 3000 Metern wächst eine der kleinsten (1 bis 4 cm) aller Primelarten. Sie fühlt sich auf Rasen, Schutt- oder auch Schneeböden wohl.
Eichblatt-Radspinne. Sie lebt in sonnigem Gelände, auf Trockenrasen, in Feuchtwiesen, im Wald und auch in Getreidefeldern. Ihre Spinnweben sind so stabil, dass derzeit daran geforscht wird, ob man sie zur Wundheilung beim Menschen einsetzen kann.
Tüpfel-Enzian. Wächst in Höhen zwischen 1500 und 3000 Metern, vorwiegend auf Almweiden und blüht bis September. Der Enzian wird 20 bis 60 cm hoch, in Tirol teilweise geschützt.
Grasfrosch. Als einziger heimischer Frosch schafft er es bis in eine Höhe von 2800 Metern. Wird etwa 10 cm groß.
Gelbe Tartschenflechte: Laut Ökologin Kantner ist die Flechte eine "vergessene Art", die als Lebensgemeinschaft aus Algen und Pilzen jedoch höchst interessant ist.
Alpenhummel: Gilt als gefährdete Art, lebt im Hochgebirge zwischen 2000 und 3000 Metern Seehöhe. So eine Hummel besucht an einem Tag etwa 1000 Blumen. Die Königin wird 22 bis 26 mm lang, Männchen 15 bis 17 mm.

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