Banges Warten auf Kartoffelernte
Der trockene Sommer beschert auch bei der Erdäpfelernte Einbußen. Im Silzer Erdäpfelkeller rechnet man mit 20 Prozent weniger. Die Vermarktungsplattform feiert heuer ihren 50. Geburtstag.
Von Matthias Reichle
Silz – Weltweit sprach man von einer Rekorddürre. In Deutschland warnten Kartoffelbauern gar vor einem Ernteausfall von bis zu 40 Prozent. So dramatisch ist die Situation im Bezirk Imst nicht. Hannes Schöpf, Geschäftsführer des Erdäpfelkellers in Silz, rechnet derzeit mit Einbußen von rund 20 Prozent. Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft 1200 Tonnen von 34 Bauern eingelagert. „Heuer werden es zwischen 900 und 1000 sein“, schätzt er. „Die späten Sorten sind robuster.“ Er hofft, dass das Wetter der nächsten Zeit mehr Niederschlag bringt. Auch bei den Früherdäpfeln habe es bereits Ernteausfälle um die 25 Prozent gegeben „In einer wichtigen Wachstumsphase so eine Trockenheit, das hat natürlich Folgen.“
In der Region haben die ersten Produzenten in Hinblick auf das Silzer Erdäpfelfest am 9. September mit der Ernte begonnen. „In zehn Tagen geht es dann richtig los.“ Heuer ist das „Erntedank“ der Kartoffelbauern etwas Besonderes. Vor 50 Jahren, also 1968, wurde die Einrichtung für die Lagerung und Vermarktung der wertvollen „Bodenschätze“ gegründet. Über 30 Landwirte zwischen Silz und dem Mieminger Plateau sind Partnerbetriebe und lagern jedes Jahr Erdäpfel ein. Unter optimalen Bedingungen halten diese bis ins Frühjahr hinein. Während man europaweit mit einem Steigen der Kartoffelpreise rechnet, bleiben sie im Silzer Lager stabil, so Schöpf.
Vor eineinhalb Monaten habe man noch gemeint, es komme zu einem Totalausfall, betont Franz Kapeller. Der Mieminger Bauer lagert seine Ernte im Erdäpfelkeller ein. Er glaubt, dass man mit einem „blauen Auge“ davongekommen sei. Bei den „Späten“ sei der größte Schaden abgewendet, vor allem auf humusreichen Böden sei mit einem normalen Ertrag bei den Kartoffeln zu rechnen. Die „Frühen“ seien heuer kleiner gewesen – die Kunden hätten dafür allerdings Verständnis. „Wenn man das mit Bildern aus Norddeutschland und Ostösterreich vergleicht, müssen wir still sein.“ Kapeller rechnet derzeit mit einem durchschnittlichen Erdäpfeljahr. Andere Bereiche hat es dramatischer erwischt: „Getreide, Mais und Grünland sind eine Katastrophe“, so Kapeller.
„Wir haben im Bezirk beim zweiten Schnitt punktuell Totalausfälle sowie 50 bis 30 Prozent weniger Ertrag“, so Bezirksbauernobmann Rudolf Köll zur Situation im Grünland. Betroffen seien die Inntalfurche, das Mieminger Plateau, das Gurgltal und die Vordertäler, erklärt er. Die Qualität des Heus sei unter jeder Kritik. Die Kartoffelernte habe noch nicht richtig angefangen, um ein endgültiges Bild zu zeichnen, betont er.
Im Silzer Erdäpfelkeller laufen unterdessen bereits die Vorbereitungen auf das große Fest. Bei gutem Wetter werden zwischen 7000 und 8000 Besucher erwartet.