Flüchtlinge aus Venezuela - Kolumbien fordert UN-Sonderbeauftragten
Bogota/Quito (APA/dpa/AFP) - Weil immer mehr Menschen aus dem südamerikanischen Krisenland Venezuela flüchten, hat Kolumbien einen Sonderbea...
Bogota/Quito (APA/dpa/AFP) - Weil immer mehr Menschen aus dem südamerikanischen Krisenland Venezuela flüchten, hat Kolumbien einen Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für die Flüchtlingskrise gefordert. Die Nachbarländer müssten gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um der Lage Herr zu werden, sagte der kolumbianische Außenminister Carlos Holmes Trujillo am Dienstag.
Bei einem Besuch in New York in den kommenden Tagen werde er UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bitten, einen Sondergesandten zu bestellen. Die kolumbianische Regierung unterstütze zudem eine Dringlichkeitssitzung des Ständigen Rates der Organisation Amerikanischer Staaten, sagte Außenminister Carlos Holmes Trujillo dem kolumbianischen Sender „RCN Radio“.
Ecuador lud am Dienstag die Außenminister von 13 süd- und zentralamerikanischen Länder zu einem Krisentreffen ein. Bei dem Treffen gehe es um eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Regierungen bei den „ungewöhnlichen Migrationsströmen“, teilte das ecuadorianische Außenministerium am Dienstag (Ortszeit) mit.
An der Zusammenkunft in der Hauptstadt Quito am 17. und 18. September sollen neben Vertretern von Argentinien, Brasilien, Bolivien, Costa Rica, Chile, Kolumbien, Mexiko, Peru, Paraguay, Panama, der Dominikanischen Republik, Uruguay und Venezuela auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) und der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen teilnehmen.
Wegen der schweren wirtschaftlichen und politischen Krise in Venezuela fliehen immer mehr Menschen aus dem südamerikanischen Land. Nach UNO-Angaben haben bisher 2,3 Millionen Venezolaner in anderen Ländern Zuflucht gesucht. Das sind über sieben Prozent der Gesamtbevölkerung.
Venezuelas Nachbarland Kolumbien hat bereits über 800.000 Menschen aufgenommen. Auch Ecuador registrierte in der vergangenen Woche Tausende Venezolaner an der Grenze von Kolumbien nach Ecuador. Bis zu 3.000 Venezolaner passierten die Grenze täglich.
Als Folge müssen Venezolaner nun bei der Einreise nach Ecuador Reisepässe vorlegen. Auch Peru will dies ab dem Wochenende verlangen. Nur wenige Venezolaner besitzen Reisepässe, bisher konnten sie mit Personalausweisen einreisen.
Der „Economist“ spricht von der möglicherweise größten Fluchtbewegung in der Geschichte Lateinamerikas. Allerdings sind die selbst armen Anrainer mit der Integration der Geflüchteten zunehmend überfordert. In Brasilien kam es zuletzt bereits zu fremdenfeindlichen Angriffen auf Venezolaner im Grenzort Pacaraima. Das Land kündigte daraufhin an, mehr als tausend venezolanische Flüchtlinge aus der Grenzregion zu Venezuela in andere Städte des Landes bringen zu wollen.
Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verurteilte am Dienstag die jüngsten „unrechtmäßigen“ Entscheidungen von Venezuelas Oberstem Gericht - insbesondere die Anfragen nach Auslieferungen im Zusammenhang mit dem mutmaßlichem Anschlag auf Präsident Nicolás Maduro. OAS-Generalsekretär Luis Almagro erklärte, die internationalen Gemeinschaft müsse die Anfragen „des unrechtmäßigen Obersten Gerichts der Justiz der Diktatur einstimmig zurückweisen“.
Venezuelas Oberstes Gericht hatte Caracas in der vergangenen Woche ermächtigt, die Auslieferung prominenter Gegner der linksnationalistischen Regierung zu verlangen. Auch der nach Kolumbien geflohene ehemalige Parlamentspräsident Julio Borges soll einem Urteil zufolge ausgeliefert werden. Maduro beschuldigt Borges, zusammen mit dem Nachbarland Kolumbien seine Ermordung geplant zu haben. Borges bezeichnet den mutmaßlichen Anschlagsversuch auf den Präsidenten als eine inszenierte „Farce“.
~ WEB www.oas.org ~ APA156 2018-08-22/10:57