Moody‘s - Banken verdienen in Osteuropa doppelt so viel wie im Inland

Wien (APA) - Die Ratingagentur Moody‘s hat ihren Ausblick für Österreichs Banksystem von „positiv“ auf „stabil“ zurückgenommen. In den nächs...

Wien (APA) - Die Ratingagentur Moody‘s hat ihren Ausblick für Österreichs Banksystem von „positiv“ auf „stabil“ zurückgenommen. In den nächsten 12 bis 18 Monaten dürften die Geldhäuser wohl kaum frisches Kapital schaffen können. Wachsendes Aktionärs-Begehr auf Dividenden dürfte gute Teile der Gewinne verschlingen. Mit der Kreditexpansion steigen auch die Bankenrisiken wieder. Profittreiber bleibt der Osten.

Für die österreichischen Kreditinstitute ist das Bankgeschäft in Osteuropa immer noch doppelt so profitabel wie das Österreich-Geschäft, schreibt die Ratingagentur am Mittwoch in ihrem aktuellen Lagebericht. Im Osten kostet der Bankbetrieb deutlich weniger als hierzulande, das Zinsgeschäft dort bringt mehr ein.

Die österreichischen Banken sind die größten Kreditgeber im Osten. Zum Stand Ende 2015, also bevor die Bank Austria im Oktober 2016 ihre Ostbanken samt rund 100 Mrd. Euro Kreditvolumen an die italienische Mutter UniCredit abgab, hatten die heimischen Banken 303 Mrd. Euro an Osteuropa-Krediten vergeben. Ende 2017 waren es 211 Mrd. Euro oder etwas mehr als ein Fünftel der Bilanzsumme des heimischen Banksystems.

Zwischen 2014 und 2016 haben die österreichischen Banken große Teile ihrer Bankaktivitäten in Zentral/Osteuropa signifikant restrukturiert und vor allem in riskanteren Ländern, also Kroatien, Russland und der Ukraine, ihr Exposure reduziert. Nachdem die Bank Austria 2016 ihre Osttöchter an den Mailänder Mutterkonzern abgegeben hat, haben aus Österreich nur mehr Erste und RBI umfangreiches Osteuropa-Geschäft.

Erste und RBI haben ihre Schwerpunkte in Osteuropa jetzt auf stabilere Länder konzentriert, etwa Tschechien, Slowakei bzw. auch Polen. Diese drei Länder standen Ende 2017 für 56 Prozent der gesamten Osteuropa-Geschäfte. Zum Vergleich: 2015 waren es 39 Prozent gewesen.

In Österreich haben 15 Banken ein Moody‘s-Rating. Diese Institute stehen für rund 70 Prozent der gesamten Bilanzsumme. In Summe sollten die Banken auch im Österreich-Geschäft vom günstigen Wirtschaftsumfeld profitieren. Vom Immobilienmarkt und damit auch dem rapide wachsenden Hypothekarkreditmarkt sieht die Ratingagentur zwar kein Systemrisiko ausgehen. Von der Finanzmarktaufsicht wird in den nächsten Monaten allerdings erwartet, dass sie den Appetit der Banken auf neue Risiken aus der Hypothekarkreditvergabe intensiver anspricht.

Bei den Kapitalquoten haben Österreichs Banken den früheren Abstand zu anderen europäischen Banken zunehmend abgebaut, schreibt die Ratingagentur weiter, wenngleich Erste oder RBI weiter leicht unter ihren europäischen Konkurrenten liegen. Die Ratingexperten gehen aktuell davon aus, dass die aggregierte Kernkapitalquote (Tier-1) der österreichischen Geldhäuser bis Ende 2019 auf rund 15,3 Prozent ansteigen wird, nach 14,9 Prozent im Jahr 2017 und 14,5 Prozent im Jahr 2016. Moody‘s beurteilt diese Quoten als „angemessen“.

Ab Jänner 2019 wird es für die Großbanken strengere Kapitalvorgaben geben: Erste, RBI und Bank Austria brauchen dann einen sogenannten Systemrisikopuffer von 2 Prozent der Risikoaktiva (heuer: 1 Prozent).

Staatliche Hilfen für strauchelnde Banken sind in den Augen der Ratingexperten, auch mit Blick auf die nunmehrigen gesetzlichen Möglichkeiten zur Gläubigerbeteiligung, in Österreich recht fraglich geworden. Zweifellos würde, so die Agentur, ein Kollaps einer österreichischen Großbank - beispielsweise Erste, Bank Austria oder Raiffeisen - ernsthafte Risiken für die österreichische Wirtschaft bedeuten. Allerdings werde im Licht des Präzedenzfalls Heta (Notverstaatlichung der Hypo Alpe Adria, Abwicklung über die Heta) einer staatlichen Unterstützungsaktion nur eine geringe Wahrscheinlichkeit beigemessen.