Über eine Million Schaden bei Brandstiftungen von Erpfendorf
Der mutmaßliche Serien-Brandstifter von Erpfendorf könnte heute auf freien Fuß gesetzt werden. Laut Gutachten ist der 17-Jährige nämlich therapierbar.
Von Thomas Hörmann
Erpfendorf –Heute ist der Tag der Entscheidung. Zumindest was die nähere Zukunft des mutmaßlichen Brandstifters von Erpfendorf anbelangt. Wenn das Gericht bei der Haftprüfungsverhandlung den Argumenten von Strafverteidiger Christian Fuchs folgt, wird der 17-Jährige nach einem Monat in Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt.
Für die fernere Zukunft schaut es deutlich schlechter aus. Denn der Schaden, den der junge Feuerwehrmann in seinem Heimatbezirk angerichtet hat, ist enorm. Vor allem der Erpfendorfer Bauernhof, der in der Nacht zum 1. Juli in Flammen aufging, lässt die Rechnung in die Höhe schnellen. „Allein dort liegt die Schadenssumme bei etwa 900.000 Euro“, sagt der Brand-Gutachter. Für die drei Brände bei einer Erpfendorfer Dämmstofffirma dürften weitere 200.000 Euro dazukommen. Anders ausgedrückt: Wenn die Versicherungsunternehmen das Geld einfordern, wird der 17-Jährige über Jahrzehnte die Raten abstottern müssen.
Das Rätsel um das Motiv für die Brandstiftungsserie ist inzwischen gelöst. Laut psychologischem Gutachten handelt es sich beim 17-jährigen Beschuldigten um einen Pyromanen. Er sei gefährlich, aber therapierbar, so das Fazit.
Insgesamt soll der begeisterte Feuerwehrmann zwischen Anfang Juni und Mitte Juli acht Brände in Erpfendorf und Umgebung gelegt haben. Vier waren vergleichsweise harmlos – der Jugendliche aus dem Bezirk Kitzbühel zündelte im Wald und in der Wiese. Die drei Brandanschläge auf dem Firmengelände waren schon gefährlicher. Bei der Feuersbrunst am Bauernhof wurden vier Personen verletzt und zwei Familien obdachlos. Am 13. Juli geriet der Jugendliche ins Visier der Polizei. Ein Passant hatte den 17-Jährigen beim Zündeln auf einer Wiese beobachtet und Alarm geschlagen. Der Verdächtige wurde kurzfristig festgenommen, aber Stunden später wieder auf freien Fuß gesetzt – kein Geständnis, keine Beweise.
Sechs Tage später änderte sich die Situation: Der Jugendliche wurde neuerlich festgenommen und mit belastenden Indizien konfrontiert. Die Wende – der 17-Jährige legte ein umfassendes Geständnis ab. Er räumte auch den Brandanschlag auf den Bauernhof nach dem Besuch eines Dorffestes ein. Obwohl das Feuer bereits nach zehn Minuten entdeckt wurde, entstand am Gebäude Totalschaden.
178 Feuerwehrmänner standen die ganze Nacht im Einsatz. Mit dabei auch der Beschuldigte. Nach seiner Festnahme verhängte das Landesgericht die Untersuchungshaft. Grund: Tatbegehungsgefahr.