Außerirdische vielleicht zu weit weg für Entdeckung durch Menschen
Oxford (APA/sda) - Der für uns sichtbare Teil des Universums strotzt vor Galaxien, die auch einige Planeten mit lebensfreundlichen Bedingung...
Oxford (APA/sda) - Der für uns sichtbare Teil des Universums strotzt vor Galaxien, die auch einige Planeten mit lebensfreundlichen Bedingungen beherbergen dürften. Wo also sind die Außerirdischen? Wahrscheinlich sind sie zu weit weg, als dass wir sie je entdecken könnten, vermuten Forscher.
Vielleicht verstecken sich all die anderen Zivilisationen da draußen. Oder die Lebensformen sind uns so fremd, dass wir sie gar nicht wahrnehmen können. Vielleicht haben sie sich aber auch ausgelöscht, bevor sie interstellare Reisen und Kommunikation so weit entwickelt hatten, dass sie mit uns Kontakt hätten aufnehmen können. Das sind einige der Erklärungsversuche, warum wir noch keine Außerirdischen im Weltall entdeckt haben.
Dahinter steckt das Fermi-Paradox, das auf den Kernphysiker Enrico Fermi zurückgeht: Das Universum beherbergt unvorstellbar viele Sternensysteme. Selbst wenn nur mit winziger Wahrscheinlichkeit Leben entsteht und sich daraus eine Zivilisation entwickelt, müsste es bei so vielen Welten da draußen doch einige mit intelligentem Leben geben. Warum also die Funkstille?
Forscher um Anders Sandberg von der Universität Oxford weisen nun darauf hin, dass die Vorstellung vom Universum voller hoch entwickelter Zivilisationen falsch sein könnte, wie der Schweizer „Tages-Anzeiger“ berichtet. Die Studie ist bisher nur auf der Online-Plattform arXiv.org erschienen, soll aber demnächst im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society A“ veröffentlicht werden.
Grundlage für Schätzungen, wie viele Zivilisationen es in unserer Galaxie, der Milchstraße, geben könnte, beruhen auf der so genannten Drake-Gleichung oder darauf basierenden Modellen. Vorgestellt hatte sie 1961 der US-Astronom Frank Drake. Sandberg und Kollegen zeigen nun, dass die Anzahl anderer Zivilisationen auf Basis Drake-ähnlicher Gleichungen überschätzt wird. Grund dafür sei, dass die Unsicherheit der einzelnen Parameter dieser Modelle nicht genug berücksichtigt wurde.
Das Problem: Auch die einzelnen Parameter sind Schätzungen, weil exakte Daten fehlen. Für ihren Fachartikel ermittelten Sandberg und Kollegen anhand aktueller Fachliteratur, wie grob die Schätzungen und damit wie unsicher die verwendeten Werte sind. Anstelle fester Werte setzten sie Wahrscheinlichkeitsverteilungen ein und erhielten somit ein ganz anderes Bild von der möglichen Existenz anderer Zivilisationen.
Je nachdem, wie optimistisch oder pessimistisch sie die Werte innerhalb der Wahrscheinlichkeitsverteilung wählten, ermittelten die Forscher Wahrscheinlichkeiten zwischen 53 und über 99 Prozent, dass wir allein in der Milchstraße sind. Für das ganze sichtbare Universum lagen die Wahrscheinlichkeiten zwischen 39 und 85 Prozent.
Es gehe jedoch nicht darum, exakte Wahrscheinlichkeiten für extraterrestrische Zivilisationen zu berechnen, wurde Sandberg im „Tages-Anzeiger“ zitiert. Vielmehr gehe es um die Erkenntnis, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit nur wenige Zivilisationen gibt. Wir sollten also „nicht überrascht sein, wenn wir keine Anzeichen für anderes intelligentes Leben finden“, schreiben die Wissenschafter im Fachartikel.
Aufgeben sollte man die Suche nach Aliens im Zuge von Programmen wie SETI trotzdem nicht: Sollten wir Spuren von Leben auf anderen Planeten entdecken, würde das die Wahrscheinlichkeitsverteilungen in der Gleichung verschieben, erklärte Sandberg. SETI weiter zu verfolgen sei wichtig, denn nur so könnten wie unsere Stellung im Universum besser verstehen und abschätzen, wie es um die Zukunftsperspektive der Menschheit stehe.
Bis SETI fündig wird, müssen wir davon ausgehen, dass Außerirdische wahrscheinlich zu weit von uns entfernt existieren. Womöglich jenseits des für uns sichtbaren Teils des Universums und für immer unerreichbar, wie Sandberg und Kollegen abschließend schreiben.
(S E R V I C E - Fachartikel auf arXiv.org: https://arxiv.org/abs/1806.02404)