Deutsche Bundesliga

Spielerberater Weger: „Oft bleibt der Mensch auf der Strecke“

Zwei der heißesten Aktien des Tiroler Spielerberaters Mario Weger (Mitte). Der ehemalige Wacker-Manager vertritt die beiden Schalke-Akteure Guido Burgstaller (l.) und Alessandro Schöpf (r.) ebenso wie den Nürnberger Georg Margreitter (nicht im Bild).
© Weger

Der Völser Mario Weger (48), bis 2008 Manager beim FC Wacker und mittlerweile Spielerberater von Alessandro Schöpf oder Guido Burgstaller, blickt auf den Start der deutschen Fußball-Bundesliga am Wochenende voraus.

In einer Doku des Pay-TV-Senders Sky berichten Sie von Unmengen an Autokilometern und Flugmeilen, die Sie als Spielerberater zurücklegen. Wo führt Sie Ihre Reise gerade hin?

Mario Weger: Ich war eben beim FC Brügge (BEL), wo ich einen Torhüter vertrete. Jetzt sitze ich am Flughafen Brüssel, die Reise geht über Frankfurt nach Friedrichshafen. Mein nächstes Spiel: Altach gegen RB Salzburg – in Vorarlberg betreue ich neun Spieler, u. a. die Tiroler Hannes Aigner und Christian Gebauer.

Am Wochenende nimmt die deutsche Bundesliga den Spielbetrieb auf, Sie beraten dort einige Akteure. Wie empfinden Sie den Stellenwert des Fußballs dort, wo doch alles nach England und Spanien drängt?

Weger: Für mich bleibt die deutsche Liga der erste Ansprechpartner, das hat vor allem mit der Qualität dort zu tun: mit dem Umfeld, mit den handelnden Personen, mit dem Umgang der Leute, mit den Facilities (Infrastruktur, Anm.).

Und dennoch liegt das Gehaltsniveau in der Premier League weit über jenem in Deutschland.

Weger: Es mag so sein, dass man in England Unsummen verdient. Aber die Mannschaften dort haben einen 40-Mann-Kader, sind in vier bis fünf Bewerben im Einsatz. Da bleibt oft auch der Mensch auf der Strecke.

Sie sprachen den Umgang an. Was konkret meinen Sie damit?

Weger: Die Transparenz in der Zusammenarbeit mit dem Verein ist in Deutschland außergewöhnlich gut, das ist nicht überall der Fall.

Bei Transfers kommen mittlerweile Unsummen auf den Tisch. Ist das für Sie als Berater noch nachvollziehbar?

Weger: Auf den ersten Blick ist es nicht darstellbar. Und es geht längst nicht mehr darum, ob ein Spieler das Geld wert ist. Aber noch bestimmt die Nachfrage das Angebot. Und wenn ich kürzlich gelesen habe, dass weltweit 240 Millionen Menschen Fußball spielen, dann ist das schon mehr als in manch anderer Sportart, wo Geld keine so große Rolle spielt.

Vereine nehmen immer öfter jüngere Spieler unter Vertrag, wiewohl es eine Altersbeschränkung gibt (laut UEFA ab 16 innerhalb Europas, ab 18 außerhalb, Anm.). Ab wie vielen Jahren machen solche Verpflichtungen Sinn?

Weger: Ich bin ein Verfechter späterer Verpflichtungen! Wer sagt, er könne die Entwicklung eines Talents vorhersagen, der lügt, in 90 Prozent dieser Fälle ist das Kaffeesud-Lesen. Neben der körperlichen Reife geht es schließlich auch um die geistige.

Auch der Tiroler Alessandr­o Schöpf gehört zu Ihren Schützlingen. Wie sind Sie mit der Entwicklung des 24-jährigen Schalke-Legionärs zufrieden?

Weger: Sehr! Er war nach seinem Kreuzbandanriss sieben Monate außer Gefecht und ist am Sprung in die Stammmannschaft, man hätte mit bis zu 14 Monaten für seine Rückkehr rechnen müssen. Er kann alles, drängt bei Schalke in eine Zentrumsposition. Er demonstrierte sein Können ja auch in der Nationalmannschaft (u. a. Siegestor gegen Deutschland, Anm.).

Mit Alex Gründler haben Sie auch einen Akteur aus der zweiten Wacker-Mannschaft in Ihrem Portfolio?

Weger: Nein, Alex und ich einigten uns darauf, dass es eine Beratung in Österreichs zweiter Liga in seinem Stadium der Karriere nicht braucht. Er kann aber jederzeit anrufen und ich helfe ihm.

Sie haben noch andere Akteure in Schwarz-Grün. Wie empfinden Sie den Weg des FC Wacker?

Weger: Mit Clemens Hubmann und Fabian Leitner sind zwei hoffnungsvolle Akteure unter meinen Schützlingen. Die beiden haben sich aus freien Stücken heraus für Innsbruck entschieden, obwohl andere Angebote vorlagen. Ich bin vom Wacker-Konzept überzeugt, aber das Thema Geld bleibt latent. Irgendwann wird dann doch einer aufstehen und die Frag­e stellen: Will ich überhaupt Profifußball?

Das Gespräch führte Florian Madl

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