Forum Alpbach: Obst und Gemüse weltweit vernachlässigt

Alpbach (APA) - Es gibt auf der Erde genug Nahrung, um alle satt zu machen, nun sollte man sich vermehrt um gesunde Lebensmittel kümmern, sa...

Alpbach (APA) - Es gibt auf der Erde genug Nahrung, um alle satt zu machen, nun sollte man sich vermehrt um gesunde Lebensmittel kümmern, sagte der Pflanzenwissenschafter Ulrich Schurr im Gespräch mit der APA am Rande der Alpbacher Technologiegespräche. Im Vergleich zu den Kohlenhydrat-Lieferanten wie Getreide und Mais würden die vielen Obst- und Gemüsevarianten in der Forschung sehr stiefmütterlich behandelt.

Bei den Technologiegesprächen wird Donnerstag Nachmittag in einer Diskussion die Frage diskutiert, wie die wachsende Zahl der Menschen auf der Erde in Zukunft ernährt werden kann. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bräuchte man keine neuen „Cash-Crops“, also ertragreichere Sorten von Mais, Reis, Weizen und anderen Getreidearten, denn hier gäbe es kein Mengen-, sondern nur ein Verteilungsproblem. Die Kohlenhydrate werden in diesen Pflanzen trocken gespeichert, sind daher sehr haltbar und können so rund um die Welt verschifft werden, erklärte Schurr, der das Institut für Pflanzenwissenschaften des Forschungszentrums Jülich (Deutschland) leitet: „Das ist bei Obst und Gemüse anders, da haben wir mehr Frischeprodukte und weniger Transportmöglichkeiten.“

Von wirtschaftlicher Seite her seien Obst und Gemüse weniger spannend, weil man damit nicht so schnell große Geschäfte machen kann, meinte er. Deshalb würden auch weniger Forschungsgelder lukriert, die große Vielfalt an Grünzeug zu studieren. „Aber natürlich liegt hier ein großes Potenzial, denn wenn wir von gesunder Ernährung reden, kommen wir an Obst und Gemüse klarerweise nicht vorbei“, so der Forscher. Während man die „Cash-Crops“ weltweit an einer Hand abzählen kann, gäbe es allein in Afrika mindestens zweihundert Obst- und Gemüsesorten, die schon heute lokal als Nahrungsmittel dienen.

Da sie nicht so halt- und transportierbar sind, wie die Kohlenhydrat-Lieferanten, müsse man die Möglichkeiten jeweils auf lokaler Ebene erkunden. „Das ist eine große Herausforderung für die Wissenschaft, macht die Sache aber zugleich sehr spannend“, meinte Schurr. Derzeit mangle es jedoch an Finanzierung, und nur wenige Firmen engagieren sich in diesem Bereich, weil es keine schnelle Umsetzung in breit marktfähige Produkte gibt, und nur wenige Arten ökonomisch interessant sind. „Hier sollte man sich etwas überlegen, um dies zu ändern“, so der Forscher.