Europäischer Herzkongress - Studien mit Effekten für Millionen
München (APA) - München steht vor einem Mega-Ereignis in Sachen Herzgesundheit. Von Samstag an (bis 29. August) werden auf dem Europäischen ...
München (APA) - München steht vor einem Mega-Ereignis in Sachen Herzgesundheit. Von Samstag an (bis 29. August) werden auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC-Jahrestagung) 31.000 Teilnehmer aus 150 Ländern erwartet. Brandheiß ist die Frage, ob Europa dem Amerikanischen Trend folgt, den empfohlenen Blutdruckwert immer weiter zu senken. Dies ist offenbar nicht der Fall.
„Sehr intensiv werden wohl in der Fachwelt und später auch in der Öffentlichkeit die neuen europäischen Empfehlungen (Guidelines) zur Diagnose und Therapie des Bluthochdrucks diskutiert werden“, sagte ESC-Jahreskongress-Programmdirektor Stephan Achenbach (Universitätsklinikum Erlangen). Bisher haben die europäischen Leitlinien „hohen Blutdruck“, Behandlungsbedürftigkeit und Behandlungsziel mit einem Wert von 140/90 mmHg definiert. Seit vergangenem Jahr gelten in den USA aber neue Werte, wonach eine Hypertonie ab 130/80 mmHg gegeben ist. Diese Guidelines sind sehr strikt, sie haben die Definition der Hypertonie erweitert.
Die neuen ESC/ESH-Guidelines zur Hypertonie werden in München erstmals im Detail vorgestellt. Sie sehen weiterhin einen Grenzwert von 140/90 mmHg vor und behalten dies auch als prinzipielles Behandlungsziel bei. Aber bei gut tolerierter Therapie sollte 130 mmHg als systolischer Wert angestrebt werden. „Bei älteren Patienten werden höhere Schwellenwerte akzeptiert, zum Teil bis 160 mmHg (systolisch; Anm.), um unerwünschte Nebenwirkungen durch zu intensive medikamentöse Therapie zu vermeiden“, sagte Achenbach.
Der Bluthochdruck ist ein Volksleiden par excellence. In der EU gibt es 81 Millionen Hypertoniker. 78 Prozent davon haben eine entsprechende Diagnose. Nur 68 Prozent werden behandelt. Ein nicht ausreichend kontrollierter Bluthochdruck besteht bei 38 Prozent der Betroffenen. Herzinfarkt und Schlaganfälle sowie chronische Nierenschäden sind die gefährlichsten Konsequenzen der unbehandelten Hypertonie.
Der Jahreskongress der ESC ist der weltweit größte Kongress auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit das wesentliche Präsentations- und Diskussionsforum für die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Neben dem Fortbildungsprogramm werden im „Abstract-based programme“ 4.500 Studien vorgestellt, die vom Programmkomitee aus etwa 11.000 Beiträgen ausgewählt wurden.
„Auch dieses Jahr werden wieder zahlreiche internationale wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert, die für viele Millionen Herzpatienten weltweit von Bedeutung sein werden“, sagte Achenbach.
Die ARRIVE-Studie mit 12.500 Teilnehmern soll beispielsweise zeigen, ob die Einnahme von täglich 100 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS; Aspirin) zur Vermeidung eines ersten Herzinfarkts oder Schlaganfalls (Primärprävention) bei Personen mit einem moderaten Herz-Kreislauf-Risiko wirksam ist und ob der positive Effekt im Vergleich zu möglichen Nebenwirkungen überwiegt. Die tägliche Einnahme von ASS kann auch schädliche Nebenwirkungen haben, vor allem Blutungsereignisse. In die ASCEND-Studie wurden rund 15.400 Diabetes-Patienten aufgenommen. Es soll gezeigt werden, ob die tägliche Einnahme von ASS und/oder Omega-3-Fettsäuren mit Fischöl-Extrakt erste akute Herz-Kreislauf-Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) verhindern kann.
Dutzende Millionen Menschen kommen jährlich mit Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt in ärztliche Behandlung. Die High-STEAC- Studie mit 48.000 Teilnehmern untersucht, ob die genauere Akut-Diagnostik mit einem hoch sensitiven Labortest zur Bestimmung der Troponin-Konzentration im Vergleich zu konventionellen Testverfahren zu einer Therapie-Verbesserung führt.
Für Aufmerksamkeit sorgen werden die neuesten Ergebnisse aus der weltweit in 50 Ländern durchgeführten PURE-Registerstudie, die auch den Einfluss der Ernährung - zum Beispiel Obst, Gemüse, Nüsse, Milch, Milchprodukte, Fleisch, etc. - auf das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Lebenserwartung untersucht. Derzeit sind rund 218.000 Personen in diese Untersuchung aufgenommen worden.