Deutsche Wirtschaft wächst so stark wie zuletzt im Februar
Berlin (APA/Reuters) - Die deutsche Wirtschaft hat im August an Schwung gewonnen. Der Markit-Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstl...
Berlin (APA/Reuters) - Die deutsche Wirtschaft hat im August an Schwung gewonnen. Der Markit-Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstleister umfasst, kletterte um 0,7 auf 55,7 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Februar, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag unter Berufung auf seine Umfrage unter rund 800 Firmen mitteilte. Das Barometer bleibt damit klar über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Während die Industrie stärker schwächelte als erwartet, zogen die Geschäfte bei den Dienstleistern überraschend deutlich an. „Die Inlandskonjunktur treibt das Wachstum an und erweist sich als widerstandsfähiger, als man es angesichts des sich verschlechternden Bildes im Handel erwarten würde“, sagte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson.
Die Binnennachfrage sorge vor dem Hintergrund der sich abschwächenden Exporte für ein gutes Polster. Der Index für die Industrie sank um 0,8 auf 56,1 Punkte, während das Barometer für die Service-Branche um 1,1 auf 55,2 Zähler zulegte. Williamson geht davon aus, dass sich die Industrie wohl weiter abschwächt. Die Vergangenheit zeige, dass diesem Trend dann auch die Dienstleister früher oder später folgen.
In der gesamten Euro-Zone beschleunigte sich das Wachstum laut Umfrage ebenfalls leicht. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft stieg um 0,1 auf 54,4 Zähler. Aber auch hier verlor die Industrie an Fahrt, während es bei der Service-Branche etwas bergauf ging. Die Daten signalisieren laut IHS Markit, dass das Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum im Sommer um 0,4 Prozent zulegen dürfte und damit so stark wie im vorangegangenen zweiten Quartal. BayernLB-Experte Stefan Kipar sagte, die Stimmung stabilisiere sich im Sommer weiter. „Allerdings bleiben die Belastungen der Konjunktur durch den Handelsstreit vor allem im Industriesektor sichtbar.“
Im Zollkonflikt zwischen den USA und China gibt es eine zusätzliche Verschärfung. Die beiden Regierungen verhängten am Donnerstag neue Sonderzölle von 25 Prozent auf Waren des jeweils anderen Landes im Volumen von je 16 Mrd. Dollar (13,8 Mrd. Euro). „Das Ende der Spirale ist noch nicht erreicht“, warnte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Volker Treier. „Viele - auch der deutschen - Unternehmen vor Ort sind bereits direkt von den Zöllen betroffen, weil sie zum Beispiel Rohstoffe und Bauteile aus dem jeweils anderen Land beziehen.“ Die deutsche Wirtschaft, die international tätig sei, gerate immer mehr „in den Sog von betroffenen Produktgruppen und höheren Zollsätzen“.
Auch Außenhandelsverbandspräsident Holger Bingmann warnte, bei dem Handelsstreit zwischen den beiden Großmächten „sind wir keine unbeteiligten Zuschauer, sondern mittendrin“.