VW steckt Milliarden in vernetzte Autos und setzt auf Carsharing

Berlin (APA/dpa) - Volkswagen taucht tief ein in die digitale Welt von Apple und Google: Mit Milliarden-Investitionen in die Vernetzung sein...

Berlin (APA/dpa) - Volkswagen taucht tief ein in die digitale Welt von Apple und Google: Mit Milliarden-Investitionen in die Vernetzung seiner Autos will der deutsche Hersteller künftig am Megatrend Digitalisierung verdienen. Dazu soll das bisherige Kerngeschäft um Lade- und Abrechnungsdienste für E-Autos, Carsharing oder E-Commerce-Angebote ergänzt werden.

Bis 2025 sollten 3,5 Mrd. Euro investiert werden, sagte der Vertriebschef der Kernmarke VW, Jürgen Stackmann, am Donnerstag in Berlin. Die Autos sollten sich zu digitalen Endgeräten auf Rädern wandeln. Technisches Rückgrat für das Online-Ökosystem „Volkswagen We“ solle eine neue digitale Plattform werden. VW peilt mindestens eine Milliarde Euro Umsatz bis 2025 an, wie Stackmann ankündigte. Er sprach von einem „Mega-Start-up“. Dafür seien neben Kooperationen auch Übernahmen geplant. Details wurden zunächst nicht bekannt.

Auch will VW unter der Submarke „We Share“ ein rein elektrisches Carsharing-Angebot an den Start bringen. Der Auftakt dazu soll im zweiten Quartal 2019 in Berlin sein - mit einer Flotte aus 1.500 E-Golf, später kommen 500 E-Up-Kleinwagen dazu. Danach sollten weitere große Städte mit mindestens einer Million Einwohner in Deutschland folgen. Ab 2020 soll das VW-Carsharing auf europäische Märkte sowie ausgewählte Städte in den USA und Kanada ausgeweitet werden.

Auf dem Feld ist Volkswagen aber keineswegs allein - die Konkurrenten Daimler mit „car2go“ und BMW mit „Drive Now“ sind in Deutschland die Platzhirsche. Auto-Branchenexperte Stefan Bratzel nannte das VW-Vorhaben eine „positive Nachricht“, Carsharing habe bisher keine Priorität gehabt - allerdings sei eine kritische Größe notwendig, um Geld zu verdienen. Das zeige der Zusammenschluss der Angebote von BMW und Daimler. Zwar komme VW „etwas hinterher, aber es ist nicht zu spät“.

Auf dem Weg zur digitalen Transformation muss sich VW vor allem mit Internet-Riesen wie Google und Apple auseinandersetzen. Beide bieten mit den Smartphone-Integrationen Android Auto und CarPlay eine Alternative zu den Angeboten, die auch die deutschen Hersteller - darunter VW - mit Start-up-Übernahmen und eigener Software aufbauen. VW-Marken-Strategiechef Michael Jost erklärte: „Um diese Entwicklung zu meistern, müssen wir das Auto ein Stück weit neu erfinden.“

Es sei eine „Riesen-Herausforderung für einen ehemaligen Hardware-Hersteller“, sagte Stackmann. Mit nur einem Zugang und der neuen Internet-Plattform sollten sich alle Dienste erschließen - „ich brauche nicht mehr 50 Apps“.

Dazu will der Autoriese eine deutlich einfachere IT-Architektur im Auto an den Start bringen - und zwar ab 2020 in der vollelektrischen ID-Modellfamilie. Damit sollten die heute bis zu 70 verschiedenen Steuergeräte im Auto verzichtbar werden, stattdessen solle es wenige Zentralrechner geben, auf denen das neue Betriebssystem „vw.OS“. Auf diese Weise seien kontinuierliche Upgrades und Updates möglich - auch ohne Werkstattbesuch. Dazu hat VW auch neue Händlerverträge abgeschlossen, um künftig direkt Kontakt mit seinen Kunden aufnehmen zu können. Bisher sei dies den Händlern vorbehalten gewesen.

Das Jahr 2020 solle „zum Wendepunkt für die Marke Volkswagen“ werden: von da an will VW seine gesamte Flotte vernetzen, jährlich würden mehr als fünf Millionen Neuwagen „Teil des Internets der Dinge“. Die neue digitale Plattform lasse sich mit jedem Endgerät - ob Smartphone, Tablet, Laptop oder Infotainment-System im Auto - bedienen. Zu den Services gehörten beispielsweise Park- oder Lieferdienstangebote, die Plattform solle aber auch offen für Partner und ihre Software-Lösungen sein. Auch dies ist eine Anlehnung an die Funktionsweise der App-Plattformen von Apple und Google.

Bratzel erklärte: „In 10, 20 Jahren wird es zu einer Art Urknall in der Welt der Mobilität kommen.“ Die Kompetenz für eine neue Welt aus Internet und Automobil müssten sich die Autohersteller erst erarbeiten. „Aber man darf die etablierten Hersteller nicht unterschätzen“, betonte er. Entscheidend sei der Kundenkontakt.

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