Vettel unter Druck: Hamilton will in Spa davonziehen
Auf dem Weg zu seinem fünften Titel will sich Lewis Hamilton nicht mehr von Sebastian Vettel einholen lassen. Vor dem Rennen in Spa droht der Mercedes-Star mit dem „Hammer“.
Von Christian Hollmann, dpa
Spa-Francorchamps – Mit fast kindlicher Freude schwärmte Lewis Hamilton von seiner ersten Modelinie, teilte Ferien-Erlebnisse, plauderte über eine Handy-Diät. Voller Energie und Vorfreude auf den finalen Teil des Formel-1-Titelduells mit Sebastian Vettel meldete sich der WM-Spitzenreiter am Donnerstag in Spa-Francorchamps aus dem Sommerurlaub zurück. Seinen Fokus auf Titel Nummer fünf aber hatte der bestens erholte Hamilton kurz nach der Ankunft in den Ardennen wieder gefunden. „Wir müssen in den nächsten beiden Rennen den Hammer rausholen und viele Punkte einfahren“, forderte der 33-Jährige.
Hamilton: „Ich werde mich nicht zurücklehnen“
Verfolger Vettel steht mit 24 Punkten Rückstand vor dem 13. Saisonlauf am Sonntag (15.10 Uhr/RTL) erheblich unter Zugzwang. Die Enttäuschungen von Hockenheim und Budapest vor der Sommerpause, als er seine Siegchancen nicht nutzen konnte und Hamilton beide Rennen gewann, wirken als Druck-Beschleuniger. „Ich war auch schon in schlechteren Positionen und konnte es noch drehen, aber dazu muss man überall schnell sein“, sagte Vettel.
Noch frisch ist die Erinnerung an sein Scheitern im Vorjahr. In Spa trat der Hesse damals mit 14 Punkten Vorsprung als WM-Führender an, dann entglitt ihm das Titelrennen durch Fahrfehler und Technik-Defekte. Hamilton siegte in fünf der sechs Rennen nach der Sommerpause und war vorzeitig Weltmeister.
Diesmal sind die Vorzeichen umgekehrt, Hamilton hält eine komfortable Führung. „Ein Polster ist unterbewusst ein positiver Effekt, aber ich werde mich nicht zurücklehnen. Mein Ziel ist es, den Vorsprung noch weiter auszubauen“, kündigte der viermalige Champion an.
Regen könnte Hamilton in die Hände spielen
Vettel weiß, dass er dringend gegenhalten muss. „Der Schlüssel ist es, schnell zu sein. Und wir haben den Speed“, versicherte er. Ferrari und Mercedes werden in Spa eine neue Motoren-Ausbaustufe an den Start bringen. „Es wird interessant sein, wie der Vergleich ausfällt“, meinte Hamilton, der zuletzt Ferrari leicht im Vorteil sah. „Wir wissen, wo wir uns verbessern müssen. Aber das braucht manchmal Wochen oder auch Monate“, sagte der Silberpfeil-Pilot mit Blick auf das Entwicklungsrennen.
Ansporn dürfte Hamilton der Blick auf den Wetterbericht liefern. Wie so oft in Spa droht am Renn-Wochenende Regen. Mit diesen Bedingungen kam der Titelverteidiger, der schon dreimal in Belgien gewann, zuletzt deutlich besser zurecht als Vettel. „Vielleicht hat der Regen-Gott einen Mercedes in der Garage“, scherzte Vettel jüngst mit süßsaurer Miene, nachdem er auf nasser Piste die Tempo-Vorteile seines Autos gegen den Silberpfeil nicht ausspielen konnte.
Von schon zu vielen verpassten Gelegenheiten aber mag Vettel nichts wissen. „Jeder hat dieses Jahr manchmal seine Chance nicht genutzt, es war ziemlich ausgeglichen“, behauptete der Heppenheimer. Klar ist jedoch: Auf den beiden Hochgeschwindigkeitsstrecken in Spa und Monza, die nun zu befahren sind, sollte er nicht weiter an Boden auf Hamilton verlieren. Neun Grand Prix bleiben in diesem Jahr noch. „Ich versuche, aus jedem der neun Rennen ein Highlight zu machen“, versprach Vettel.