„Safari“: Pointierte Persiflage aufs Onlinedating

Wien (APA/dpa) - Die wenigsten werden wohl beim Flirten an Bratwurst denken. Und in den meisten Therapiestunden dürfte es vermutlich auch eh...

Wien (APA/dpa) - Die wenigsten werden wohl beim Flirten an Bratwurst denken. Und in den meisten Therapiestunden dürfte es vermutlich auch eher um anderes gehen. Doch die Bratwurst ist gewissermaßen der rote Faden, der sich durch den Film „Safari - Match me if you can“ zieht. Ab Donnerstag im Kino.

Die deutsche Produktion mit namhafter Besetzung ist eine Persiflage auf das Onlinedating der Neuzeit. Eine Geschichte über unterdrückte Begierden, über Verabredungen mit dem Gegenübersitzenden in einer Bar via Smartphone, über Versagen im Bett, über Lug und Trug - inszeniert passenderweise in München als „Stadt des schönen Scheins“, wie Produzent Martin Richter erklärt.

In der „Safari“-App können Flirtwillige Profile anlegen mit Fotos von sich und Informationen über ihre sexuellen Vorlieben. Wenn sich zwei per Klick ihre Zuneigung aussprechen - im Fachjargon: matchen - können sie chatten, sich treffen - und unmittelbar danach bewerten. In Sachen Sympathie und Sex. Für alle anderen Nutzer sichtbar.

Regisseur Rudi Gaul, der mit Friederike Klingholz das Drehbuch geschrieben hat, erzählt die Geschichte von acht Leuten als Episoden-Werk. Immer mal wieder lernen die Zuschauer Facetten der Persönlichkeiten kennen. Dann kreuzen sich deren Wege. Mal mehr, mal weniger absichtlich. Mal mehr, mal weniger app-unterstützt.

Das erinnert an den Film „Shoppen“, der vor mehr als zehn Jahren das Speed-Dating aufs Korn nahm und für dessen Produktion Richter mitverantwortlich zeichnete. „Safari“ ist eine Art zweiter Teil.

Unter den Protagonisten sind Tramfahrer Harry (Justus von Dohnanyi), der mit der Pseudoidentität eines Piloten Frauen in Hotelbetten verführt. Influencerin Lara (Elisa Schlott) proklamiert in den sozialen Netzwerken gerne ihre Enthaltsamkeit. Arif (Patrick Abozen) ist Verführungskünstler, David (Max Mauff) wartet mit 24 Jahren noch immer auf sein erstes Mal und die 50-jährige Mona (Juliane Köhler) lebt als Dauersingle in einer WG mit ihrer Tochter und würde gerne mal beim Sex gefesselt werden.

Neben den Charakteren lebt der Film von den Dialogen. Dabei geht es schon mal derb zu, etwa wenn Mona von den klatschenden Eiern eines Indianerhäuptlings fantasiert. Die Jüngeren veralbern vermeintliche Datingrituale der Onlinewelt: „Bock auf ein After-Sex-Selfie?“.

Eine besondere Rolle kommt Harrys Frau Aurelie zu, die als einzige Hauptfigur nichts mit der App zu schaffen hat, aber als Therapeutin mit besagter Bratwurst konfrontiert wird. Bei ihr laufen die Fäden zusammen. Der Satz des Films ist, ausgesprochen mit französischem Akzent: „David, ich bin nicht Ihre Bratwurst“. Wie Situationskomik funktioniert er aber wohl am besten im Kontext.

Auch Sexszenen zeigt der Film - in jugendfreien Varianten. Und manchmal recht realistisch-unbeholfen, wenn Mona beispielsweise mit dem alleinerziehenden Life im Auto schlafen will und - etwas uninspiriert - an unpassenden Stellen die Hupe ertönt.

Aus einem nicht ganz verständlichen Grund muss die Künstlerin Fanny schwäbeln. Das wirkt allerdings ganz lustig in einer ebenfalls klischeebehafteten Szene mit einem Wischmopp. Mit derlei Details gespickt werden die knapp 110 Minuten zur kurzweiligen Unterhaltung, die einige Zuschauer vielleicht über ihr eigenes Verhalten in der digitalen wie analogen Welt nachdenken lässt.

(S E V I C E - www.safari-derfilm.de)