Ars Electronica - Festival-Welt entsteht in zehn Tagen in PostCity
Linz (APA) - Tausende Besucher ziehen während des Ars Electronica Festivals „Error - the art of imperfection“ von 6. bis 10. September durch...
Linz (APA) - Tausende Besucher ziehen während des Ars Electronica Festivals „Error - the art of imperfection“ von 6. bis 10. September durch die PostCity am Linzer Hauptbahnhof. In nur doppelt so vielen Tagen wird in dem 100.000 Quadratmeter großen Gebäudekomplex der Großteil einer künstlichen Welt geschaffen, die bei Ausstellungsarchitektur, Gastronomie und Internetverbindungen alle Stückeln spielen muss.
Allein der viele Meter lange Infodesk beim Eingang ist beeindruckend ob seiner Größe, ganz zu schweigen von den Hunderten Hochregalen, Verschalungen, 200 Tischen und 2.000 Sesseln - und der digitalen Infrastruktur mit 2.200 Metern Netzwerkkabeln, 250 Computersystemen, 75 Projektoren und 1.000 Stromverteilern. All das wird in erstaunlich kurzer Zeit gestemmt. Allerdings ist die PostCity schon zum vierten Mal Schauplatz des Geschehens und da werden Fehler nicht mehr so leicht verziehen, banale Dinge wie Toilettenanlagen müssen funktionieren, beteuerte Festivalleiter Martin Honzik beim APA-Rundgang. Noch sind die Hallen ziemlich leer, es wird aber schon gezimmert und gereinigt. „Zu Jahresanfang beginnt die Themenfindung, dann geht es ums Budget und langsam kommen wir in die konkrete Umsetzungsphase“, erklärte Honzik. Ab Mai werden die Büros in der PostCity bezogen, „die heiße Phase beginnt am Montag“, also zehn Tage vor Festivalbeginn.
„Unser Anspruch, die Zukunft erfahrbar zu machen, ergibt die Konsequenz, dass man nicht fünf Jahre vorher zu planen beginnen kann, sondern dass man sich nach den aktuellen Themen richten und geschmeidig bleiben muss“, verdeutlichte Honzik. Bei der Logistik setzt man auf Kooperationen und Nachhaltigkeit. Vieles wäre auf normalem Wege auch schwer zu beschaffen. „Wir brauchen 40 Switches und 30 WLAN-access-points mit vielen Verbindungen, nicht solche, wie man sie in der Wohnung hat, und 250 Computersysteme“, zählt der technische Festivalleiter Karl Schmidinger auf. „Da landet man recht schnell bei den Herstellern.“ Wie diese die Herausforderungen des Festivals meistern, erzählt Schmidinger dafür gern in Interviews für Fachzeitschriften.
Regale und Schwerlastböden werden ausgeliehen, den Firmen dafür Namenspickerl und sogar Preiskennzeichnungen auf den Teilen gestattet oder neue „exotische“ Marketingmöglichkeiten und Kooperationen aufgezeigt. Was zwei Wochen vor dem Festival noch aussieht wie ein Setting für eine Baumesse, wird die Infrastruktur für eine Ausstellung, mit massiven Wänden, Verschalungen und Hochregalen. Sonst gebräuchliche Spanholzplatten „wären hier ein homöopathisches Pünktchen“, setzt Honzik die weit über zwei Meter hohen, mehr als zehn Zentimeter dicken Wände in Relation zur riesigen Industriehalle, in der sie aufgebaut werden. „Wenn die Materialien von der Grundsubstanz hereinpassen, dann erleben die Menschen eine eigenartige Form von Natürlichkeit“, zeichnet er ein gewöhnungsbedürftiges Bild.
Ein Bild, das aber erstaunlich grün wird - dank einer Kooperation mit den Linzer Stadtgärten. „Jedes Hotelzimmer in der Stadt ist belegt von uns und jedes Gewächshaus“, schmunzelt Honzik. „Wir versuchen jedes Jahr, die richtige Fauna passend zum Festival-Thema wachsen zu lassen.“ Um in den Hallen in der PostCity, die - Büros ausgenommen - nie für Menschen sondern für Maschinen konzipiert wurden, die richtige Atmosphäre zu kreieren, setzt man auf massive Begrünung und Tricks wie befeuchtete Holzpfosten, die den Besuchern den Geruch von Natur in die Nase zaubern - inmitten einer Betonlandschaft. Das bringe Lebensqualität. „Du kannst inhaltlich ganz oben stehen, aber wenn elementare Dinge nicht passen, dann wirst du die Energie nicht entfachen“, spricht Honzik diese immer größer werdende Herausforderung an.
Ebenso schnell wie die eigens für das Festival kreierte Welt in dem alten Postverteilzentrum entsteht, verschwindet sie auch wieder. „Zwei Tage nach dem Festival fahren hier die Lkw-Trucks vor und laden die geborgten Teile wieder auf.“ Zwei Wochen später sei der Großteil weg. „Im November mache ich dann einen letzten Rundgang mit dem Immobilienchef der Post und schreibe eine Liste, was noch weg gehört“, schließt Schmidinger den Kreislauf.
(S E R V I C E - Programm und Infos unter http://www.aec.at/festival)