Augentäuschungen in Schwarzweiß
Esther Stocker und Anna-Maria Bogner teilen sich die Reither Galerie Schmidt mit ihren „broken lines“.
Von Edith Schlocker
Reith/Alpbachtal –Was die 35-jährige Schwazerin Anna Maria Bogner mit der um zehn Jahre älteren Südtirolerin Esther Stocker verbindet, ist beider Vorliebe für klare geometrische Ordnungen und deren mehr oder weniger subversiver Störung. Die bei Stocker oft verstörend expressiv daherkommt, während die von Bogner konstruierten Raumschachteln erst auf einen zweiten Blick irritieren.
Indem sie in ihren bisweilen riesigen Zeichnungen und Mischtechniken in perspektivische Räume eintaucht, sie raffiniert überlagert, wodurch sich lineare Verspannungen, aber auch komplexe horizontale Verschiebungen ergeben. Bisweilen spielt Bogner aber auch mit der Kombination unterschiedlicher Medien, wenn sie etwa Schwarzweiß-Fotografien von Landschaften nachhaltig „stört“, indem sie klare geometrische Formen in sie integriert.
Eine lustvolle Störerin von solchen ist auch Esther Stocker, wenn sie in delikater Acrylmalerei Streifiges, Netziges oder Gittriges in einem kalkulierten Akt ins Wanken bringt. Klug spielend mit der Wahrnehmung der Betrachter, wenn die Künstlerin etwa klare Linien wie straff gespannte Saiten virtuell zum Vibrieren bringt oder so tut, als würde sie Segmente aus einem geometrischen Schwarzweißmuster schneiden und leicht verschieben. Das Ergebnis sind irritierende Entgleisungen exakter Ordnungen, die bisweilen auch ins Dreidimensionale driften. Konkret dann, wenn Stocker streifig oder gittrig bedrucke Aluminiumpapiere zu Wandstücken zerknüllt.