Putin „liebenswürdig“: Strache bezeichnet Kritik als absurd
Nachdem Außenministerin Kneissl (FPÖ) im Ö1-“Morgenjournal“ die „spontane“ Einladung des russischen Präsidenten verteidigte, äußert sich nun auch FPÖ-Chef Strache zu der Causa.
Wien – FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache versteht die Wogen nicht, die im In- und Ausland wegen der Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Hochzeit der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) hochgehen. „Die Kritik daran ist absurd“, meinte der Politiker in einem Interview mit der Presse am Sonntag, das der APA vorab vorlag.
Es sei „eine unglaublich große Wertschätzung für Österreich“, dass Putin zur Hochzeit gekommen sei. „Der Bundeskanzler und der Bundespräsident sind sehr eng mit (dem ukrainischen Präsidenten Petro) Poroschenko. Wir haben eine Vertrauensebene als Brückenbauer zu Russland. So können wir beide Seiten zusammenführen“, sagte Strache unter Verweis auf gute Beziehungen von Sebastian Kurz (ÖVP) und Alexander Van der Bellen zum ukrainischen Präsidenten sowie die FPÖ-Achse zu Putin.
Strache voll des Lobes für Putin
Zu einer Hochzeit lade man jemanden ein, mit dem man sich gut verstehe. Kneissl habe Putin näher kennengelernt. Es habe viele inoffizielle Gespräche gegeben. „Sie hatten viel Kontakt, auch am Telefon.“ Da sei eine Wertschätzung entstanden. Strache bezeichnete Putin, mit dem er Gelegenheit gehabt hätte zu plaudern, als „sehr liebenswürdig, bodenständig, offen und herzlich“. „Die Aufregung um Kneissls Tanz mit Putin ist fehl am Platz.“
Auch die Frage, welchen Ehrengast Strache gerne zu seiner Hochzeit eingeladen hätte, antworte dieser: „Bei mir wäre das mein Freund, Italiens Vizepremier Matteo Salvini, und vielleicht Ungarns Premier Viktor Orban.“ Salvinis Ansatz, keine Flüchtlingsschiffe mehr in Italien anlegen zu lassen, sei „konsequent und richtig“. In Spanien, wo seit kurzem eine sozialistische Minderheitsregierung am Werk sei, würden die Grenzen überrannt.
Kneissl: „Nicht mit Zusage gerechnet“
Außenministerin Kneissl hatte sich zuvor im Ö1-“Morgenjournal“ erstmals öffentlich zur umstrittenen Teilnahme Putins an ihrer Hochzeit geäußert. Dabei bejahte die Ministerin, dass die Einladung „absolut“ spontan erfolgt sei. Ein engeres Verhältnis zu Putin habe sie nicht. Das Ansehen Österreichs in der EU sieht Kneissl nicht belastet.
Anfang Juni habe Kneissl „Kollegen in der Regierung, auch natürlich den Bundespräsidenten eingeladen, weil sich das gehört“. Am Abend des 5. Juni, als der russische Staatschef in Wien zu Besuch war, habe sie spontan auch ihm gegenüber eine Einladung ausgesprochen, „auch im Sinne eines ‚Ich darf Ihnen meinen Verlobten vorstellen‘“, wie sie erklärte. Am 19. Juli habe sie dann von der Zusage Putins erfahren, womit sie „wirklich nicht gerechnet“ hätte.
Trotz der hohen Sicherheitsvorkehrungen, die der Besuch Putins erfordert habe, habe man die Hochzeit weiterhin als private Feier konzipiert. Die Vermählung am 18. August sei dann „eine wirklich schöne Feier“ gewesen, die auch positive Nebeneffekte für den österreichischen Tourismus gehabt habe. „Die Berichterstattung war ja nicht nur negativ, die hat einfach gezeigt, so feiert man in Österreich eine Hochzeit, hat schöne Landschaftsbilder gezeigt“, sagte Kneissl.
„Habe Verbeugung mit Knicks beantwortet“
Kritik an ihrem Knicks am Ende des Tanzes mit Putin trat Kneissl vehement entgegen. „Wenn Sie eine Balleröffnung gesehen haben, dann haben Sie immer wieder gesehen, dass es diesen Knicks gibt am Ende“, erklärte sie. „ Der russische Staatspräsident hat sich zuvor verbeugt, und ich habe diese Verbeugung beantwortet mit einem Knicks. Der wurde dann in den Kommentaren als Unterwerfungsakt, als Kniefall dargetan. Und wer mich kennt, weiß, dass ich mich niemandem unterwerfe.“
Eine längere Beziehung oder gar Freundschaft verbinde sie mit Putin nicht. „Freundschaft, so etwas entsteht nicht so schnell. Wir hatten einige interessante Gespräche, er hat sich für meine Sichtweise auf bestimmte Entwicklungen im Nahen Osten interessiert, die haben wir geteilt“, sagte Kneissl. Sie vertrete den Standpunkt, dass persönlicher Kontakt mit Entscheidungsträgern letztlich helfe, „um gerade in verfahrenen Situationen, und die haben wir zweifellos mit Russland aus verschiedensten Gründen, eine Vertrauensbasis herzustellen“.
Befürchtungen, Kneissl könnte Österreich in Hinblick auf eine gemeinsame Russland-Politik in der EU isolieren, ließ sie nicht gelten: „Ich habe keine Aussage jetzt gehört von einem maßgeblichen EU-Außenminister oder von irgendeiner anderen politischen Seite“, erläuterte sie. Sie habe einen guten Kontakt zum britischen Außenminister Jeremy Hunt, demnächst treffe sie US-Außenminister Mike Pompeo. „Das heißt, wir arbeiten in alle Richtungen“, sagte sie. (TT.com, APA)