„Diciotti“: 16 Migranten verlassen Schiff - Weiter Suche nach Lösung
Rom/Catania (APA) - Die Gesundheitsbehörde im Hafen von Catania hat den sofortigen Ausstieg von 16 der 150 Migranten an Bord des Rettungssch...
Rom/Catania (APA) - Die Gesundheitsbehörde im Hafen von Catania hat den sofortigen Ausstieg von 16 der 150 Migranten an Bord des Rettungsschiffs „Diciotti“ angeordnet. Bei zwei der insgesamt elf Frauen und fünf Männer bestehe Verdacht auf Tuberkulose, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Samstag.
Inspektoren des italienischen Gesundheitsministeriums waren an Bord des Schiffes gegangen, um die hygienische Lage zu prüfen. Seit fünf Tagen warten die Migranten darauf, an Land gehen zu können. Der Einsatz der Inspektoren war vom Kapitän der „Diciotti“ gefordert worden. Er hatte in Rom auf den Ausstieg der Migranten gedrängt, da die Lage an Bord „extrem kritisch“ sei.
Die übrigen Migranten an Bord des Schiffes will Innenminister Matteo Salvini erst aussteigen lassen, sobald ihre Verteilung auf weitere EU-Staaten geklärt ist. „Ich arbeite mit guten Aussichten für eine positive Lösung“, so Salvini laut Medienangaben.
Am Freitag hatten Vertreter von 14 EU-Mitgliedstaaten, darunter Österreich, in Brüssel vergeblich versucht, eine Einigung über die Verteilung von aus Seenot im Mittelmeer geretteten Migranten zu erzielen. Der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi berichtete am Samstag, dass die Verhandlungen mit den EU-Partnern weiterliefen.
Eine Gruppe von NGOs hat indes bei einem Verwaltungsgericht in Catania eine Klage gegen das italienische Innenministerium eingereicht. Den Migranten die Landung in Catania zu verweigern, ist laut den Hilfsorganisationen illegal. Menschenrechtsaktivisten veranstalteten am Samstagnachmittag eine Solidaritätsdemonstration mit den Migranten. „Lasst sie an Land gehen“, war auf Transparenten zu lesen. Zur Demonstration riefen mehrere Hilfsorganisationen und katholische Verbände auf.
Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat die EU-Mitgliedsstaaten aufgerufen, so rasch wie möglich eine Lösung für die Migranten zu finden. UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi meinte, dass ein Konkurrenzkampf unter den EU-Mitgliedsstaaten ausgebrochen sei, wer die geringste Verantwortung für die im Meer geretteten Migranten übernehme. „Es ist gefährlich und unmoralisch, das Leben der Flüchtlinge aufs Spiel zu setzen, während die Staaten mit einem politischen Machtkampf für langfristige Lösungen in der Migrationsproblematik beschäftigt sind“, schrieb Grandi in einer Presseaussendung.
Auch die katholische Kirche drängt auf eine umgehende Lösung für die Migranten. „An Bord dieses Schiffes befinden sich leidende Menschen. Wären sie Tiere, würde man sie besser behandeln. Wer einen Hund aussetzt, wird rechtlich verfolgt, während hier Menschen im Meer sich selbst überlassen werden“, so Kardinal Francesco Montenegro, Erzbischof der sizilianischen Stadt Agrigent und Präsident der italienischen Caritas im Interview mit der Tageszeitung „La Stampa“ (Samstagsausgabe).
Italien hatte am Freitag den EU-Partnern mit einem Stopp der Zahlungen an Brüssel gedroht, sollte es keine Einigung auf eine Übernahme der Migranten durch die EU-Partner geben. Die EU-Kommission verwehrte sich gegen Erpressungsversuche. Italien verlangt von anderen EU-Staaten, dass diese ebenfalls Flüchtlinge aufnehmen. Die EU-Partner lehnten diese Forderung mit der Begründung ab, dass die Zahl der in diesem Jahr in Italien eingetroffenen Migranten stark gesunken sei.
Das Schiff der italienischen Küstenwache hatte am 16. August insgesamt 190 Migranten aufgenommen und erst am Montag die Erlaubnis bekommen, in den Hafen von Catania einzulaufen. 13 der Geretteten wurden bereits kurz nach der Rettung nach Lampedusa gebracht, 27 Minderjährige konnten am Mittwochabend von Bord.