Prozess gegen Hintermänner von Postüberfall in Wien im Jahr 2009

Wien (APA) - Am 16. Oktober müssen sich die beiden Hintermänner eines Postüberfalls auf eine Filiale in Wien-Ottakring im Jahr 2009 vor Gesc...

Wien (APA) - Am 16. Oktober müssen sich die beiden Hintermänner eines Postüberfalls auf eine Filiale in Wien-Ottakring im Jahr 2009 vor Geschworenen am Landesgericht verantworten. Sie sollen die Tat gemeinsam mit dem Bruder des nunmehr Erstangeklagten, gegen den gesondert verhandelt wird, und einem bereits verurteilten, damals im betroffenen Postamt beschäftigten eingeweihten Mitarbeiter geplant haben.

Bei dem Überfall am 6. Oktober 2009 hatte ein mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bewaffneter Georgier 264.000 Euro erbeutet. Er fasste ursprünglich wegen schweren Raubes 13 Jahre Haft aus. Dagegen legte er Berufung ein, woraufhin seine Strafe auf zwölfeinhalb Jahre Haft herabgesetzt wurde. Der Postmitarbeiter kassierte ursprünglich sieben Jahre und neuneinhalb Monate, das Berufungsgericht erhöhte dies vor wenigen Wochen auf zehn Jahre.

2009 sollen der nunmehrige Erstangeklagte, ein 48-jähriger Armenier, mit seinem Bruder und dem nunmehrigen Zweitangeklagten, einem 32-jährigen Österreicher, gemeinsam mit dem bereits verurteilten Post-Mitarbeiter den Überfall geplant haben. Die Idee stammte vom Postler und dem Österreicher, der ebenso vor der Tat bei der Post in einer anderen Filiale beschäftigt gewesen war. Weil die beiden Männer nicht genau wussten, „wie sie es angehen sollen“, wandten sie sich an den Erstangeklagten und seinen Bruder. Der in Deutschland lebende Neffe der Brüder akquirierten den bereits verurteilten Georgier - aufgrund dessen einschlägiger Erfahrung - und organisierten seine Reise nach Wien.

Begleitet wurden die beiden von einem noch unbekannten Täter namens „Mischa“. Zunächst spähten die Angeklagten und der Bruder die Filiale in Wien aus, auch trafen sie sich mit dem Postangestellten und besprachen die letzten Details des bevorstehenden Coups. Die Männer fuhren gemeinsam zum Tatort, der Zweitangeklagte lenkte den Wagen. Er setzte den Georgier und den Armenier ab und besorgte zwei Sturmmasken, drei Plastikpistolen und Handschuhe und übergab die Utensilien dem Georgier. Dieser entschied sich für eine täuschend echt aussehende Spielzeugpistole.

Am 6. Oktober 2009 überfiel der Georgier die Bank, wenige Minuten vor Bankenschluss. Der Postmitarbeiter war noch in der Filiale, er gab sich seien Kollegen gegenüber ebenfalls als Opfer aus. Ein erster Angestellter wurde vom Postmitarbeiter gefesselt. Fünf weitere Angestellte, darunter auch die damalige Verlobte des Postlers und nunmehrige Ehefrau, wurden vom Georgier mit dessen Pistole bedroht und in eine Toilette gesperrt.

Der Postmitarbeiter und der Georgier raubten 264.055 Euro aus dem Tresor, ehe die eingeschlossenen Opfer in den Aufenthaltsraum gebracht und gefesselt wurden. Auch der Postmitarbeiter fesselte sich selbst, um zu verschleiern, dass er an der Tat beteiligt war. Der Georgier verließ die Filiale mit seiner Beute durch den Hinterausgang. Dort warteten die nunmehrigen Angeklagten und der unbekannte Komplize „Mischa“ im Wagen. Die vier Männer fuhren auf das Firmengelände des Vaters des 32-jährigen Österreichers in den Bezirk Bruck an der Leitha in Niederösterreich. Dort sperrten Erst- und Zweitangeklagter den Georgier und „Mischa“ kurzfristig in eine Scheune. Der Erstangeklagte übergab dem Georgier dann 14.300 Euro - anstelle des ursprünglich vereinbarten Anteils von 50.000 Euro. Der Vater des 32-Jährigen fuhr den Georgier und „Mischa“ zum Neffen des Armeniers, von wo aus diese drei Männer nach Deutschland zurückkehrten.

Die beiden Angeklagten werden von den bereits verurteilten Haupttätern belastet. Der Erstangeklagte leugnete im Ermittlungsverfahren seine Beteiligung am Überfall. Er und sei Bruder seien nur zufällig dabei gewesen, sie hätten in Wien bloß „spazieren gehen“ wollen. In der Wohnung des Postmitarbeiters hätten sie sich nur zum Kaffeetrinken getroffen. Seine Angaben sind „weder glaubwürdig noch nachvollziehbar“, schreibt dazu die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift. Außerdem wird der Armenier vom bereits verurteilten Georgier belastet, dieser spricht auch von „Unstimmigkeiten“ bezüglich seines eigenen Anteils.

Der von den Verteidigern Philipp Wolm und Wolfgang Bernt vertretene Zweitangeklagte gab zu, vom Plan des Überfalls gewusst zu haben. Er war vom Postmitarbeiter in dessen Verhandlung als treibende Kraft bezeichnet worden, auch soll er den Postler zur Tat gezwungen haben. Im Ermittlungsverfahren gab der Österreicher an, dass vielmehr er vom Postmitarbeiter bedrängt worden war, am Überfall mitzuwirken. Der Erstangeklagte habe ihn letztlich auch bedroht. Er bestritt seine Beteiligung und behauptete, sein Fahrzeug zunächst stehen gelassen und Tage später am Firmengelände seines Vaters vorgefunden zu haben. Auch seine Angaben sind laut Anklageschrift weder glaubwürdig noch nachvollziehbar.