Gelingt Thiem im Big Apple der große Wurf?
Alles oder nichts: Für Tennis-Star Dominic Thiem beginnt bei den US Open heute (ab 23 Uhr, live ORF Sport Plus) der Kampf um ein gelungenes Jahr – und das als Geheimtipp.
New York –Das T-Shirt mit dem Aufdruck „Roland Garros“ sollte das Training von Dominic Thiem in New York wie ein gutes Omen begleiten. Auf dem französischen Grand-Slam-Court hatte Österreichs 24-jähriger Tennis-Star seine größten Erfolge gefeiert, war zweimal ins Halbfinale und heuer sogar ins Endspiel eingezogen. Seine Bilanz bei den French Open: beeindruckende 18:5 Siege.
Bei den anderen drei Grand Slams des Jahres kann Thiem von so einer Statistik nur träumen. Weder die Australian Open (9:5) noch Wimbledon (5:5) hatten den zehnfachen ATP-Turniersieger über das Achtelfinale hinaus gesehen.
Das Gleiche gilt für die US Open (11:4), bei denen Thiem heute in sein 25. Grand-Slam-Hauptfeld startet. Ein kleines Jubiläum, das dem Niederösterreicher mit dem Bosnier Mirza Basic ein vermeintlich angenehmes Erstrundenlos bescherte (vierte Partie nach 17 Uhr, ab 23 Uhr live auf ORF Sport Plus).
„Ich will auf jeden Fall gescheit ins Turnier reinkommen. Ich fühle mich wirklich gut, das Training war sehr gut und ich habe immer ein richtig gutes Gefühl, wenn ich nach New York komme“, blickte der als Nummer neun gesetzte Top-Ten-Spieler auf das erste ATP-Duell mit dem Bosnier voraus.
Dabei standen die Vorzeichen lange nicht gut – und ließen für das mit 53 Millionen Dollar dotierte Hartplatz-Turnier im Big Apple nichts Gutes erahnen. Der letzte Sieg auf ATP-Ebene liegt bereits über einen Monat zurück, nach dem unerwarteten Auftakt-Aus in Kitzbühel folgte ein ebensolches beim Masters in Toronto (CAN). Beim Turnier in Cincinnati (USA) musste Thiem, der bereits in der Gamsstadt Schulter-Probleme gehabt hatte, dann noch vor dem Antritt aufgeben. Der Grund war aber nicht muskulärer Natur, sondern das angeschlagene Immunsystem. „Mir ist es generell nicht gut gegangen. Ich hatte den Virus und Fieber und zum ersten Mal eine Harnwegsinfektion“, erklärte der Sandplatz-Liebhaber, der seit Jahren um eine ebenso starke zweite wie erste Saisonhälfte spielt. Und Thiem ergänzt: „Irgendwie war das ganze Immunsystem komplett zerstört, aber ich habe dann wirklich fünf, sechs Tage gar nichts gemacht, und der Körper hat sich erholt. Seit ich hier begonnen habe, ist es von Beginn an komplett normal gewesen.“
Läuft alles nach Wunsch und gemäß der Favoritenrolle, dann könnte im vierten Achtelfinale der Karriere mit Kevin Anderson einer der härtesten Gegner in New York warten. Der südafrikanische Aufschlagriese, aktuell Nummer fünf der Welt, stand bei den US Open 2017 im Finale und musste sich dort Rafael Nadal geschlagen geben. Der spanische Weltranglisten-Erste könnte im Übrigen im Viertelfinale auf Thiem warten.
Sollte sich hingegen der Erfolg nicht einstellen und der „Abwärtstrend“ der vergangenen Wochen fortsetzen, droht Thiem nach über zwei Jahren erstmals der Rausfall aus den Top Ten der Weltrangliste. Mit diesem Thema will sich der Schützling von Günter Bresnik, der mit Dennis Novak auch den zweiten Österreicher im Hauptfeld betreut, nicht auseinandersetzen.
Thiem: „Es ist keine wirkliche Pechsträhne, weil ich habe es mir selbst eingebrockt. Ich habe kein einziges Turnier gescheit gespielt seit den French Open und hoffe halt, dass ich in New York die Kehrtwende schaffe.“
Trotz der durchwachsenen Vorbereitung soll also in der US-Metropole der große Wurf gelingen für Thiem, dessen französische Freundin Kristina Mladenovic als Weltranglisten-53. erst morgen ins Turnier startet.
Jürgen Melzer darf nach der Absage von Landsmann Alex Peya doch im US-Open-Doppel ran – und eine Premiere gibt es morgen für den 24-jährigen Dennis Novak. Der Niederösterreicher trifft beim New-York-Debüt spät nachts (vierte Partie nach 17 Uhr) auf den Franzosen Benoit Paire. Eine zusätzliche Motivationsspritze: Bei einem Sieg wartet wohl Legende Roger Federer ... (rost)