Chef von „Hanoi Hilton“-Knast erinnert an Kriegsgefangenen McCain
Hanoi (APA/AFP) - Als Kampfflieger, der während des Vietnamkriegs Bomben auf Hanoi abwarf, wurde der jetzt verstorbene ehemalige US-Präsiden...
Hanoi (APA/AFP) - Als Kampfflieger, der während des Vietnamkriegs Bomben auf Hanoi abwarf, wurde der jetzt verstorbene ehemalige US-Präsidentschaftskandidat John McCain im Oktober 1967 abgeschossen. Nach dem Absturz seines Skyhawk-Bombers in einen See wurde McCain von Nordvietnamesen gerettet und in Hanoi als Kriegsgefangener inhaftiert.
Sein damaliger Gefängnisdirektor, der Oberst im Ruhestand Tran Tong Duyet, erinnerte sich im Gespräch mit AFP an den späteren republikanischen US-Senatoren. Geschätzt habe er an seinen Diskussionen mit McCain dessen „Hartnäckigkeit“ und „starke Haltung“, sagte der ehemalige Direktor des Hoa-Lo-Gefängnisses.
Beim Abschuss seines Kampfflugzeugs hatte sich McCain ein Bein und beide Arme gebrochen. In einem früheren Interview betonte Duyet, dass es seine Landsleute waren, die McCain aus dem Truc-Bach-See zogen und ihm so das Leben retteten. Duyet bestritt zudem, dass McCain während der mehr als fünf Jahre andauernden Kriegsgefangenschaft gefoltert wurde. Derartige Verstöße von Wärtern habe er persönlich bestraft.
Im Hoa-Lo-Gefängnis stellte sich schnell heraus, dass McCain der Sohn von Admiral John McCain war, der von 1968 bis 1972 als Oberbefehlshaber des US-Pazifikkommandos auch die Streitkräfte in Vietnam befehligte. Fortan hatte der junge Gefangene den Spitznamen „Kronprinz“ weg.
Die erste Zeit in dem von den US-Kriegsgefangenen ironisch „Hanoi Hilton“ genannten Gefängnis beschreibt McCain in seinen Erinnerungen als besonders hart. Gegen Ende der fünfeinhalbjährigen Haft empfand Duyet nach eigenen Angaben fast so etwas wie Freundschaft für McCain. Dieser habe ihm dank seiner „guten didaktischen Fähigkeiten“ Englisch beigebracht. Sie hätten zusammen gelacht, über Frauen gesprochen und Geschichten zu Familie und Reisen ausgetauscht.
Nach seiner Entlassung aus der Haft im März 1973 und der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den USA und Vietnam im Jahr 1995 besuchte McCain mehrmals das südasiatische Land. Dabei suchte er auch das „Hanoi Hilton“ auf, das heute zu den Touristenattraktionen der vietnamesischen Hauptstadt gehört. Dort gab es ein emotionales Treffen mit einem ehemaligen Kollegen von Duyet.
Dieser sah McCain nach dessen Freilassung niemals wieder. Hätte es ein Treffen gegeben, wäre es nach Duyets Worten keines zwischen einem ehemaligen Häftling und einem Gefängnisaufseher gewesen, sondern „zwischen zwei Veteranen von beiden Seiten des Schlachtfelds im Geist der Versöhnung“. Die Nachricht von MacCains Tod habe ihn traurig gemacht, sagte Duyet am Sonntag. „Bitte übermitteln Sie mein Beileid an seine Familie, wenn Sie können“, fügte er hinzu.