Der Song Contest der Dorferneuerung steigt heuer in Fließ
Fließ, das 2016 selbst Preisträger war, richtet heuer die Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises aus. Über 1000 Gäste werden in der kleinen Gemeinde erwartet – keine einfache Aufgabe.
Von Matthias Reichle
Fließ –Es ist wie beim Eurovision Song Contest – der Sieger muss beim nächsten Mal den Bewerb ausrichten. „Als wir in Ungarn bei der letzten Verleihung waren, haben wir gemerkt, dass das eine Aufgabe wird, dass es mit dem Gewinnen nicht getan ist“, schmunzelt der Fließer Bürgermeister Hans-Peter Bock, dessen Heimatgemeinde den Europäischen Dorferneuerungspreis zuletzt in Empfang nehmen durfte. Das war 2016 – nun rückt der Termin näher, an dem die Kommune wieder ins Rampenlicht der europäischen Fachwelt für Dorfentwicklung rückt.
Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung verliehen – zuletzt im ungarischen Tihany, heuer in Fließ. Eine Jury bewertet dabei Anstrengungen zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Die diesjährige Veranstaltung steht dabei unter dem Motto „we!ter denken“.
Während die Anspannung unter den Nominierten heuer schon vorbei ist – der Sieger steht mit der oberösterreichischen Gemeinde Hinterstoder bereits fest –, hat der Druck auf die Fließer noch nicht nachgelassen. Gilt es doch über 1000 Gäste aus 23 mitteleuropäischen Gemeinden zu beherbergen und zu bewirten, wie Bock betont. Für eine Kommune mit knapp über 3000 Einwohnern ist das nicht ganz einfach. „Wir bringen sie von Zams bis Ladis und Pfunds unter – sogar auf Kronburg.“ Der Tourismusverband TirolWest stand Fließ dabei zur Seite. Die Zimmer vor Ort waren schnell weg – für den Transport aus den umliegenden Gemeinden sorgen nun Shuttles. Die Gäste werden am Donnerstag, 20. September, bzw. Freitag, 21. September, anreisen und ein oder zwei Nächte bleiben. Die zweite Herausforderung ist, alle zu verköstigen, erklärt Rosmarie Reinstadler, Obfrau des Kulturausschusses der Gemeinde, die mit der Organisation betraut war. Vom Festzelt bis hin zur Tiefgarage werden dafür alle Platzreserven ausgereizt. Die Preise werden im Kultursaal der Neuen Mittelschule verliehen. Aber auch dort haben nicht alle Teilnehmer Platz. „Wir übertragen nach draußen und in die Tiefgarage auf große Leinwände“, so Reinstadler zum Prozedere.
Mit den Vorbereitungen hat man vor zwei Jahren begonnen. Das alles schaffe man nur, weil es in Fließ viele Vereine gibt, die sich „super einbringen“. So bietet man ein buntes Rahmenprogramm und nutzt auch die Gelegenheit, sich vorzustellen – vom Dokumentationsarchiv Via Claudia Augusta bis zum Naturparkhaus am Gachen Blick. „Es wird ein strenges Programm“, so Bock.
Fließ hat durch den Preis sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, lässt der Dorfchef die Verleihung 2016 Revue passieren: „Es waren wahnsinnig viele Gruppen da – sogar aus Japan.“ Laufend mussten Führungen und Vorträge organisiert werden. Der Bürgermeister, der anfangs einer Anmeldung zum Preis durchaus auch skeptisch gegenüberstand, ist inzwischen froh: „Ich merke, dass das Selbstbewusstsein in der Gemeinde ein anderes ist.“ Es sei eine Bestätigung gewesen und man habe gesehen, was andere Gemeinden machen – „man muss ja nicht alles neu erfinden“.
Für die Veranstaltung verlässt sich Fließ übrigens nicht darauf, dass man vor zwei Jahren bereits Sieger war – sondern putzt sich heuer wieder extra heraus. Derzeit richtet die Gemeinde die Dorfstraße – die alte Via Claudia – neu her. Die Straße wird vom Mühlbach bis zum Kulturzentrum niveaugleich gestaltet. Bis zur Siegerehrung sollen die Arbeiten abgeschlossen sein – „viel Luft bleibt nicht“, so Bock.
Von den Gemeinden, die sich in Fließ einen Preis abholen dürfen, kommt auch heuer wieder eine aus Tirol. Hopfgarten in Defereggen erhält den „Dorferneuerungspreis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“.