Lermooser Bürgermeister fordert „Umfahrung statt Tunnel“
Der Lermooser Bürgermeister sieht nicht nur die Fernpassstraße als Aufgabe, sondern mahnt einmal mehr eine Verkehrslösung für den drohenden Verkehr aus Garmisch ein.
Von Alexander Paschinger
Lermoos –„Keine Frage, dass man an der Fernpassstraße etwas tun muss“, sagt der Lermooser Dorfchef Stefan Lagg, „aber die 100 Millionen Euro für den Scheiteltunnel wären besser in eine Umfahrung des Zugspitz-Talkessels investiert.“ Denn während es am Fernpass nur um ein paar Minuten Fahrersparnis gehe und der Fall des 7,5-Tonnen-Limits drohe, „würden mit der Umfahrung die 4500 Bewohner“ von Lermoos, Ehrwald und Biberwier sowie 6000 Gästebetten mit 1,2 Millionen Nächtigungen entlastet.
Anlass für Laggs Weckruf sind Bautätigkeiten im Straßenbau rund um Garmisch. Für 2021 ist die Fertigstellung des Umfahrungstunnels Oberau angepeilt, 2024 sollte auch Garmisch durch den Kramertunnel in Richtung Staatsgrenze entlastet sein. Und die Planungen für den Partenkirchner Wanktunnel werden im vierten Quartal dieses Jahres beginnen.
Seitens des Baubezirksamtes Reutte hat sich die Meinung zu diesen Straßenbauvorhaben nicht geändert, so Bauamtsleiter Wolfgang Haas zur TT. Es handle sich um keinen Autobahnbau und die zu erwartenden Verkehrssteigerungen würden derzeit keine Maßnahmen erfordern. Tatsächlich sind die Zahlen, die im jüngst veröffentlichten Tiroler Verkehrsbericht von 2017 festgehalten sind, nicht besonders alarmierend: An der Ehrwalder Landesstraße gab es zuletzt in Ehrwald einen Zuwachs von 0,4 Prozent auf 5285 Fahrzeuge (bei 73 Sattellastzügen), in Lermoos wurden 2017 durchschnittlich 6643 Fahrzeuge (61 Lastzüge) pro Tag gezählt. Im 10-Jahres-Vergleich stieg der Verkehr in Lermoos um 15,2 Prozent, in Ehrwald um 6 Prozent. Und der Lkw-Verkehr reduzierte sich seit 2007 sogar deutlich.
Doch diese Ist-Zahlen sind für Lagg noch nicht das Entscheidende: „Der Verkehr durch Lermoos ist eigentlich schon jetzt kaum noch zumutbar. Rückwärts auf die Straße auszuparken ist mehr als schwierig.“ Noch mehr schreckt ihn allerdings das drohende Verkehrsaufkommen aus dem Loisachtal. Immerhin ist die A95 bis Eschenlohe der Zubringer aus dem Raum München und Starnberg für das Außerfern und das Oberland. „Da will ein Millionenpublikum ins Turngerät Alpen.“ Dazu kommt das veränderte Urlaubsverhalten von kürzeren, aber mehr Fahrten. „Das verurteile ich nicht – schließlich profitieren wir ja auch persönlich davon. Aber wir müssen reagieren“, so Lagg.
Doch während man seitens der offiziellen Tiroler Stellen „diese Entwicklung aus Garmisch nicht wahrhaben will, sind wir uns auf Bürgermeisterebene im Talkessel einig“, sagt der Lermooser Bürgermeister. Die Gemeinde Lermoos habe im Raumordnungskonzept eine mögliche Trasse von Ehrwald in Richtung Lermooser Tunnelportal freigehalten. „Auch die Planungen bei der Verlegung der B179 vor dem Tunnel bei Obergarten muss eine spätere Trasseneinbindung dieser Umfahrung beinhalten“, betont Lagg.
Er fordert „dringend“ einen Planungsbeginn: „Denn die Erfahrung zeigt, dass bis zu einer Fertigstellung zwölf bis 15 Jahre verstreichen.“