Völkermord in Namibia: Berlin will „breite und tiefe Debatte“

Berlin (APA/dpa) - Vor einer feierlichen Übergabe von menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit an Namibia hat die deutsche Regierung Nac...

Berlin (APA/dpa) - Vor einer feierlichen Übergabe von menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit an Namibia hat die deutsche Regierung Nachholbedarf in der Aufarbeitung der Kolonialverbrechen eingeräumt. Diese könne man „nicht ungeschehen machen“, sagte Staatsministerin Michelle Müntefering am Montag in Berlin. „Wir wollen helfen, Wunden zu heilen.“

Deutschland habe bei der Aufarbeitung des kolonialen Erbes „noch Einiges nachzuholen“, sagte sie. Dafür sei eine „breite und tiefe Debatte“ in der deutschen Gesellschaft notwendig.

Müntefering empfing am Montag die namibische Kulturministerin Katrina Hanse-Himarwa und eine gut 70-köpfige Delegation aus Namibia, die am Mittwoch Schädel und weitere menschliche Überreste entgegennehmen soll. Sie stammen aus der Zeit der deutschen Kolonialherrschaft im damaligen Deutsch-Südwestafrika (1884-1915). Gebeine ermordeter Angehöriger der Stämme Herero und Nama gingen teilweise in den Besitz deutscher Museen über. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dazu, sie seien „unrechtmäßig entwendet“ und „ohne jeglichen Respekt vor Menschenwürde, kulturellen und religiösen Überzeugungen und Praktiken“ nach Deutschland gebracht worden.

Seit Jahren verhandelt Deutschland mit dem südwestafrikanischen Namibia über Wiedergutmachung für Gräueltaten der Kolonialzeit, seit 2015 gab es bereits sechs Verhandlungsrunden. Für Freitag ist ein weiteres Gespräch in Namibias Hauptstadt Windhuk geplant. Herero und Nama haben Deutschland in New York auf Schadenersatz verklagt. Deutsche Truppen hatten Historikern zufolge etwa 65 000 der 80 000 Herero und mindestens 10 000 der 20 000 Nama getötet.

Namibia und Deutschland hätten „viele Probleme zu lösen mit Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft“, sagte Ministerin Hanse-Himarwa. Man habe Gesprächskanäle aufgebaut. Ergebnisse werde man bekanntgeben, wenn man sich einig sei.