Kulturherbst: Musiktheater zwischen Bernstein, Bodyguard und Berlioz

Wien (APA) - Prägende Figuren im österreichischen Musiktheaterherbst sind Leonard Bernstein, dessen 100. Geburtstag am vergangenen Samstag i...

Wien (APA) - Prägende Figuren im österreichischen Musiktheaterherbst sind Leonard Bernstein, dessen 100. Geburtstag am vergangenen Samstag in den Herbst hineinwirkt, Hector Berlioz, dem nicht nur ein Symphoniker-Schwerpunkt, sondern mit „Les Troyens“ auch eine Großproduktion der Wiener Staatsoper gewidmet ist - und ein Bodyguard. Das gleichnamige Musical ist das neue Schlachtross im Ronacher.

Mit dem traditionellen „Tag der offenen Tür“ beendet die Wiener Staatsoper am 2. September ihre zweimonatige Schließzeit - und legt als erste Opernaufführung mit Bizets „Carmen“ in der Zeffirelli-Inszenierung nach. Am 6. September singen dabei unter anderem Erwin Schrott und Anita Hartig. Die erste Premiere der neuen Saison steht dann am 14. Oktober an: Nach 40 Jahren kehrt die monumentale Berlioz-Oper „Les Troyens“ ans Haus zurück, mit Joyce DiDonato, Adam Plachetka und Brandon Jovanovich, die unter Alain Altinoglu und Regisseur David McVicar auf der Bühne stehen. Am 10. November präsentiert Ballettdirektor Manuel Legris mit einer Bearbeitung von „Sylvia“ dann seine zweite abendfüllende Choreografie.

Mit Spannung erwartet wird der 8. Dezember: Da steht die Uraufführung des Staatsopernauftragswerks „Die Weiden“ von Johannes Maria Staud und Librettist Durs Grünbein auf dem Spielplan. Angekündigt ist das von Ingo Metzmacher dirigierte und von Andrea Moses inszenierte Werk als „überaus politische Oper“, die sich des Rechtsrucks in Europa annimmt. In den Hauptrollen singen Rachel Frenkel und Tomasz Konieczny.

Das Theater an der Wien setzt in der kommenden Saison einen Händel-Schwerpunkte mit drei Opern des Barock-Meisters, mit „Alcina“ (15. September) und „Teseo“ (14. November) stehen zwei davon bereits im Herbst an. Als Alcina kehrt Marlis Petersen ans Haus zurück, Stefan Gottfried dirigiert den Concentus Musicus, Tatjana Gürbaca inszeniert. Glanzvoll besetzt gibt sich auch „Teseo“ mit der gefeierten Bregenzer „Carmen“ Gaelle Arquez in der Hauptrolle und mit dem Regieduo Moshe Leiser und Patrice Caurier als Masterminds. Rene Jacobs dirigiert seine Akademie für Alte Musik Berlin. Weitere Premieren am Haus sind romantischer Natur: Am 13. Oktober zeigt Torsten Fischer Rossinis „Guillaume Tell“ (Diego Matheuz dirigiert die Symphoniker), am 12. Dezember inszeniert Christof Loy Carl Maria von Webers „Euryanthe“ (das RSO Wien spielt unter Constantin Trinks).

120 Jahre Volksoper werden schon am 1. September bei einem großen Fest samt Open-Air-Konzert im Arne-Carlsson-Park gefeiert. Durchaus programmatisch geht es dann am 16. September mit Kalmans „Csardasfürstin“ operettenhaft in die Saison - den fröhlichen Abgesang auf die Donaumonarchie inszeniert Peter Lund. Am 13. Oktober folgt mit „Zar und Zimmermann“ ein zwar formal der Oper zugerechnetes, dem Operettenhaften aber auch nicht abgeneigtes Werk von Albert Lortzing - Daniel Schmutzhard gibt die Hauptrolle, Hinrich Horstkotte besorgt wieder einmal die Regie am Gürtel. Mit strengen Kategorien von E und U kommt man auch Leonard Bernstein nicht bei - sein Musical „Wonderful Town“ kehrt am 9. Dezember unter dem Dirigat von James Holmes und in der Regie von Matthias Davids an den Ort seiner Europäischen Erstaufführung vor 40 Jahren zurück.

Ebenfalls eine Rückkehr, allerdings nur nach der Sommerpause, begeht man am 13. September im Raimund Theater - dann startet das Erfolgsmusical „I Am From Austria“ der Vereinigten Bühnen Wien in sein zweites Jahr. Im Ronacher ist dagegen Wachablöse angesagt: Am 27. September feiert „Bodyguard“ nach dem populären Film mit Whitney Houston und Kevin Costner Premiere - in den beiden Hauptrollen sind Patricia Meeden und Jo Weil zu sehen. Nicht unter dem Dach der VBW, sondern im Museumsquartier kommt indes am 10. Oktober das „Heidi“-Musical aus der Feder Michael Schanzes zur Uraufführung. Mit dabei sind die Musicalveteranen Uwe Kröger, Alfons Haider und Maya Hakvoort.

Musical gehört im Herbst ob des Bernstein-Schwerpunkts auch ins Konzerthaus. Während die Saison von Multipercussionist Martin Grubinger am 12. September mit seiner „Bernstein Experience“ eröffnet wird, steht am 9. Oktober ein Screening von „West Side Story“ mit Livemusik durch das Tonkünstler-Orchester am Spielplan. Außerdem beginnt am 25. September der heurige Currentzis-Zyklus, diesmal mit seinem neuen Orchester, dem SWR, und Mahlers dritter Symphonie. Hochkarätige Liederabende sind von Jonas Kaufmann (24. September), Juan Diego Florez (Start des „Great Voices“-Zyklus am 16. Oktober) und Florian Boesch („Winterreise“ am 19. November) programmiert.

Bernstein, im Musikverein heuer bereits intensiv gehuldigt, prägt hier auch noch den Saisonstart mit Beiträgen von Andris Nelsons und dem Boston Symphony Orchestra am 10. und 11. September. Geballte Exzellenz steht bereits am 6. September mit einem Trioabend von Emmanuel Ax, Yo-Yo Ma und Leonidas Kavakos an, die Philharmonische Exzellenz aus Wien startet mit Konzerten mit Herbert Blomstedt im September, Valery Gergiev im Oktober und - soviel zu E und U - mit dem ersten Dirigat von Filmmusikmeister John Williams mit seiner eigenen Musik am 3. November. Die Symphoniker widmen sich im Vorfeld des 150. Todestags von Hector Berlioz intensiv dem französischen Komponisten - im Musikverein etwa mit der „Symphonie Fantastique“ sowie ihrer weniger bekannten Fortsetzung, „Lelio“ (10. November).

In Graz startet man die Saison beschwingt - am 1. September laden die Grazer Philharmoniker zu „Balkan Symphonics“ auf die Schloßbergbühne Kasematten, eine Woche später gibt Intendantin Nora Schmid in einer Bühnenshow Einblicke in die Highlights des Spielplans. Das Eröffnungskonzert am 22. - geleitet von Chefdirigentin Oksana Lyniv - ist gleichzeitig Vorprogramm zum Opernclubbing, ehe sich am 29. September die erste Premiere bewundern lässt: „Cavalleria rusticana & Palgliacci“ von Mascagni und Leoncavallo.

Auch in Linz ist die ganze Stadt zum Mithören eingeladen, wenn die Eröffnungspremiere am 15. September - Wagners „Tristan und Isolde“ in der nachgespielten Inszenierung Heiner Müllers aus 1993 bei den Bayreuther Festspielen - via Public Viewing in den Volksgarten übertragen wird. Bereits am 27. legt man dann mit David Bowies Musical „Lazarus“ nach.

In Salzburg gibt es „Wiener Blut“ zum Operettenauftakt am 22. September, die Oktober-Premiere des Landestheaters liegt in den Händen von Christiane Lutz, die Massenets „Manon“ inszeniert. In Innsbruck beginnt man die Musiktheatersaison mit „Carmen“ am 16. September, in Klagenfurt wagt Dvoraks Wassernixe „Rusalka“ schon am spätsommerlichen 2. September den Sprung in den Wörthersee.

(S E R V I C E - www.wiener-staatsoper.at; www.theater-wien.at; www.volksoper.at; www.musicalvienna.at; www.konzerthaus.at; www.musikverein.at, www.oper-graz.com; www.landestheater-linz.at; www.salzburger-landestheater.at; www.landestheater.at; www.stadttheater-klagenfurt.at)