Salzburger Festspiele - Die Längsten, Größten und Spätesten
Salzburg (APA) - Die Spitzen der Salzburger Festspiele ziehen am heutigen Dienstag Bilanz über die noch bis Donnerstag laufende Festspielaus...
Salzburg (APA) - Die Spitzen der Salzburger Festspiele ziehen am heutigen Dienstag Bilanz über die noch bis Donnerstag laufende Festspielausgabe 2018. Zeit für eine zugespitzte künstlerische Rückschau der APA-Kulturredaktion:
~ DIE LÄNGSTE INSZENIERUNG Angekündigt waren viereinhalb
Stunden und es wurden
fünfdreiviertel: Wenn Frank
Castorf inszeniert, muss der
geneigte Theatergänger Sitzfleisch
mitbringen. So auch für die
Knut-Hamsun-Adaption „Hunger“ auf
der Perner-Insel in Hallein. Das
hatten schon vor dem Ende viele
satt. DIE BEEINDRUCKENDSTE AUFSTEIGERIN Das war ein Aufstieg mit Ansage:
Die Litauerin Asmik Grigorian,
schon im Vorjahr als Marie im
„Wozzeck“ bei den Festspielen
gefeiert, war im Vorfeld als
Sensation in der Titelpartie der
„Salome“ gehandelt worden. Und die
37-Jährige löste das Versprechen
ein, indem sie eine mustergültige
Interpretation der Strauss-Rolle
in der Regie von Romeo Castellucci
lieferte. „Wie schön ist die
Prinzessin Salome heute Nacht!“,
seufzte es da regelmäßig auch im
Publikum. DER LÄNGSTE APPLAUS Auch wenn Hans Neuenfels‘
Inszenierung von Peter
Tschaikowskys „Pique Dame“ nicht
das herausragende Opernereignis
der Festspiele 2018 war, konnte
sich die Inszenierung beim Applaus
mit 13,05 Minuten doch an die
Spitze der Premieren setzen. Die
Choroper hat nun einmal viele
Rollen, die mit Ovationen einzeln
bedacht werden müssen. So feierte
Neuenfels 17 Jahre nach seiner
ausgebuhten „Fledermaus“ 2001 eine
versöhnliche Rückkehr nach
Salzburg. DIE GRÖSSTE ENTTÄUSCHUNG Lydia Steiers „Zauberflöte“ war
strukturell klug gedacht, die
Streichung der von Sängern meist
hölzern vorgetragenen
Sprechpassagen und ihr Ersatz
durch Klaus Maria Brandauer eine
wahre Wohltat. Dennoch wurde das
Stück dadurch auf ein Märchen
reduziert und von der Mehrheit der
Kritiker klar abgelehnt. Da ging
der Zauber flöten, so der Tenor. DER BRAVOURÖSESTER EINSPRINGER So geht Deus ex Machina am
Theater: Nachdem Tobias Moretti
als Jedermann krankheitsbedingt
ausfiel, schwebte aus Dresden
spontan Philipp Hochmair ein und
rettete mit rekordverdächtig
kurzer Durchlaufprobe die
renommierte Cashcow der Festspiele
mit fünf Einsätzen. Das kann nicht
jedermann. DIE GRÖSSTE ÜBERRASCHUNG Normalerweise muss der
Festspielbesucher nur Angst vor
Wasser haben, wenn er eine
„Jedermann“-Karte für den Domplatz
besitzt. Dass man aber auch im
Festspielhaus nicht unbedingt
sicher vor liquidem Ungemach ist,
zeigte sich heuer beim Konzert von
Grigory Sokolov, drang doch bei
einem Gewitter Wasser in den
Zuschauerraum, während es im
benachbarten Haus für Mozart bei
der „Italiana in Algeri“ ebenfalls
zu einem kleinen Wassereinbruch
auf der Seitenbühne und einem
kurzen Stromausfall kam. DIE GRÖSSTE TECHNIKSCHLACHT Der größte Aufwand galt bei den
heurigen Festspielen dem ältesten
Drama der Menschheit: Regisseur
Ulrich Rasche fuhr für Aischylos‘
„Die Perser“ seine Walzen,
Laufbänder und Drehscheiben im
Landestheater auf. Die Zuschauer,
die trotz der Technikschlacht noch
Platz im Gebäude fanden, waren
begeistert. DER UMJUBELTSTE WIEDERKEHRER Im Vorjahr wurde Dirigierpunk
Teodor Currentzis noch für sein
Arbeit mit Peter Sellars an
Mozarts „Clemenza di Tito“
gefeiert. Ein szenisches Projekt
hatte der 46-Jährige heuer zwar
nicht im Talon, sein fünfteiliger
Konzertreigen mit Beethovens neun
Symphonien geriet aber auch ohne
Regisseur zum Ereignis, das mit
einer frischen Perspektive auf das
symphonische Standardrepertoire
begeisterte. DAS SPÄTESTE DEBÜT 61 Lenze zählt Theatermacher Jan
Lauwers. Und der Belgier kann
dabei auf Jahrzehnte
Regieerfahrung verweisen -
allerdings nicht im Musiktheater.
Mit Monteverdis „Poppea“ feierte
der ImPulsTanz- und
Burgtheater-Stammgast nun sein
persönliches Debüt als
Opernregisseur und überzeugte mit
seiner Verzahnung der Welten
Performance, Tanz und Musik
Kritiker wie Publikum. ~ (S E R V I C E - www.salzburgerfestspiele.at)