Imamin wünscht sich „liberale Moschee“ in jeder Europa-Hauptstadt

Innsbruck/Wien (APA) - Die Frauenrechtlerin und Imamin Seyran Ates wünscht sich in zehn Jahren in jeder europäischen Hauptstadt eine „libera...

Innsbruck/Wien (APA) - Die Frauenrechtlerin und Imamin Seyran Ates wünscht sich in zehn Jahren in jeder europäischen Hauptstadt eine „liberale Moschee“. Dies sagte sie am Dienstag im APA-Gespräch in Innsbruck. Neben der im Juni 2017 in Berlin eröffneten Ibn-Rushd-Goethe-Moschee soll auch bald in Wien eine Moschee unter demselben Namen ihre Pforten öffnen. Bis Ende 2018 soll zumindest der Raum dafür gefunden sein.

Einen genauen Zeitpunkt für die Eröffnung der Moschee in der Bundeshauptstadt nannte Ates nicht. Sie gab sicher aber überzeugt, dass der „liberale Islam“ bald in allen europäischen Hauptstädten sichtbar werden wird.

Der Name Ibn-Rushd-Goethe-Moschee ist dabei nicht zufällig gewählt. Der Namensgeber und Philosoph Ibn Rushd habe bereits im 12. Jahrhundert einen liberalen und zeitgemäßen Islam gelebt, betonte die Berliner Rechtsanwältin im Rahmen des Besuchs eines Wertekurses des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) in der Tiroler Landeshauptstadt. Diese Haltung wolle sie ins Heute transferiert sehen: „Es ist die richtige Zeit, sich gegen Rechte zu stellen und zu zeigen, dass es einen liberalen Islam und liberale Moscheen gibt“. Das in den liberalen Moscheen gepredigte Weltbild sei eindeutig. Männer und Frauen beten gemeinsam, Gleichberechtigung, Menschenrechte und Meinungsfreiheit sind in der Vorstellung von Ates an der Tagesordnung und selbstverständlich.

Diese Art des Islam brauche sie nicht „erfinden“, denn dieser liberale-europäische Islam existiere bereits. Dabei sah sie diesbezüglich die „schweigende Mehrheit“ in der Pflicht und scheute in der Vergangenheit auch nicht davor zurück, die Schließung von „bestimmten Moschee in denen Hass gepredigt wird“ zu fordern. „Ich lade alle Menschen in Österreich ein, sich an der politische Debatte zu diesem Thema zu beteiligen“, fügte sie an.

Den in Berlin und bald wohl auch in Wien gepredigten Islam, in dem Frauen in die Iman-Rolle schlüpfen dürfen und der interreligiöse Dialog forciert wird, wollte sie bei allem aber nicht als den „einzig wahren Islam“ sehen. Es gehe vielmehr auch darum, dass Muslime wieder richtig miteinander streiten und debattieren. Dies sei im Sinne einer „offenen Gesellschaft“, die in Europa eine unumstößliche Grundlage darstelle.

Den radikalen Islam sah sie bei alldem aber nicht als Teil einer gegenwärtigen oder künftigen Islam-Debatte. „Warum willst du hier leben, wenn du den radikalen Islam leben möchtest?“, adressierte Ates in Richtung der Muslime, die mit Demokratie, Menschenrechten und Meinungsfreiheit wenig anfangen können. „Hier in Europa kann man nicht Saudi-Arabien aufbauen“, legte sie nach.