CO2-Anstieg kann langfristig zu Nährstoffmangel bei Getreide führen

Paris (APA/AFP) - Wichtigen pflanzlichen Lebensmitteln könnten durch einen Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Luft einer Studie z...

Paris (APA/AFP) - Wichtigen pflanzlichen Lebensmitteln könnten durch einen Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Luft einer Studie zufolge wichtige Nährstoffe entzogen werden. Dies könne bei Menschen langfristig zu Mangelerscheinungen führen, hieß es in der Studie der US-Universität Harvard, die am Montag im Fachmagazin „Nature Climate Change“ erschien.

Demnach könnten Weizen, Reis und Mais bis zum Jahr 2050 bis zu 17 Prozent weniger Eisen, Zink und Eiweiß enthalten. Hunderte Millionen Menschen könnten demnach Nährstoffmängel erleiden. Vor allem Menschen in den Regionen Afrika, Südostasien und dem Nahen Osten und speziell den Ländern Indien, Indonesien und China seien wegen ihrer Essgewohnheiten gefährdet, sagte Matthew Smith von der Uni Harvard. „Und zwar zusätzlich zu den Milliarden Menschen, die bereits an Mängeln leiden und deren Situation sich verschlimmern könnte“, fügte er hinzu.

Smith und sein Kollege Samuel Myers untersuchten für ihre Studie den Einfluss des Treibhausgasausstoßes auf 225 unterschiedliche Pflanzen in 151 Ländern. Derzeit liegt die Kohlendioxid-Konzentration weltweit bei knapp über 440 ppm. Bleibt die Emission von Treibhausgasen durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas auf dem aktuellen Niveau, wird die CO2-Konzentration in der Atmosphäre bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 550 ppm steigen.

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass zwei Prozent der Bevölkerung und damit 175 Millionen Menschen Zinkmangel entwickeln könnten - davon alleine 50 Millionen in Indien. Laut Smith sind besonders Kinder bei Zinkmangel der Gefahr ausgesetzt, an Malaria, Lungeninfektionen und tödlichem Durchfall zu erkranken, weil das Immunsystem beeinträchtigt wird.

Zudem könnten 122 Millionen Menschen zu wenig Eiweiß aufnehmen. Mehr als eine Milliarde Menschen könnten darüber hinaus weniger Eisen erhalten, was zu Blutarmut führen oder die Sterblichkeit von Müttern bei der Geburt erhöhen kann, wie Smith weiter erläuterte. Bereits jetzt leiden mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Nährstoffmangel.

Eiweiß sowie die Mineralien Zink und Eisen sind essenziell für Wachstum und Entwicklung. Bei ihrer Aufnahme durch die Ernährung spielen pflanzliche Nahrungsmittel eine zentrale Rolle. Dabei tragen Weizen, Reis und Mais „weltweit zu etwa zwei Drittel der Eiweiß-, Zink- und Eisenzufuhr“ bei. Weizen und Reis reagierten aber besonders empfindlich auf einen Anstieg der CO2-Konzentration in der Luft, erklärte Smith. Auf Mais wirke sich ein Anstieg weniger stark aus.

Da vor allem ärmere Menschen sich vorwiegend von Getreide, Reis oder Mais ernährten, seien diese stärker von einem Rückgang der Nährstoffe betroffen. Reichere Menschen könnten den Nährstoffmangel durch den Verzehr von Fleisch ausgleichen. Nahrungsergänzungsmittel seien aber „keine brauchbare langfristige Lösung“.

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„Die Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen - wie wir unsere Häuser heizen, was wir essen, wie wir uns fortbewegen, was wir kaufen - machen unsere Lebensmittel weniger nährreich“, warnte Samuel Myers, Ko-Autor der Studie. Damit werde die Gesundheit anderer Völker und kommender Generationen in Gefahr gebracht.