Filmmonat September: Festivals en masse und Heimatgefühle

Wien (APA) - Der Sommer sagt adieu und die Herbstfestivals hallo. Am 8. September werden in Venedig die Preise verliehen. Dann ist das TIFF ...

Wien (APA) - Der Sommer sagt adieu und die Herbstfestivals hallo. Am 8. September werden in Venedig die Preise verliehen. Dann ist das TIFF in Toronto bereits angelaufen, bevor am 21. September San Sebastian übernimmt. Und in Wien ist Blut und Beuschel angesagt.

Fassbinder im Filmmuseum (31. August bis 25. Oktober): Noch ist das Wiener Filmmuseum in der Sommerpause, am 31. August ist aber endgültig Schluss, und man meldet sich mit einem Giganten des Kinos zurück, wenn man Rainer Werner Fassbinder eine allumfassende Retrospektive widmet, die sich bin in den Oktober zieht. Über 40 Spielfilme und fünf Folgen von „Acht Stunden sind kein Tag“ beleuchten das schier unüberschaubare Schaffen des früh Gestorbenen.

Heimatfilm im Filmarchiv (6. September bis 3. Oktober): In 19 Programmen spürt das Filmarchiv den gesamten September über dem Begriff „Heimat“ nach und lotet in der von Brigitte Mayr und Michael Omasta kuratierten Retrospektive mit dem Untertitel „Von grünen Tälern, verlorenen Söhnen und letzten Zufluchten“ aus, wie die Fragen von Identität und Exil auf der Leinwand abgehandelt wurden. Dabei hat man alles andere als die gängigen Kitschprodukte der 50er-Jahre programmiert, sondern eröffnet mit John Fords Klassiker „How Green Was My Valley“ und endet mit M. Night Shyamalans Horrormeisterwerk „The Village“.

Toronto International Film Festival TIFF (6. bis 16. September): Bei der 43. Ausgabe des Toronto International Film Festival (TIFF) will man heuer einen Fokus auf Minderheiten legen: Eröffnet wird mit David Mackenzies Historiendramas „Outlaw King“, das den Sieg eines kleinen Haufens Schotten über die Engländer im 14. Jahrhundert zeigt. Auch sonst habe man ein Programm zusammengestellt, das sicherstellen soll, dass mindestens 20 Prozent aller akkreditierten Filmkritiker und Journalisten einer bisher unterrepräsentierten Gruppe wie Frauen oder Schwarzen angehört. So ist in den zehn Festivaltagen etwa Steve McQueens neuer Thriller „Widows“ zu sehen, Michael Winterbottoms „The Wedding Guest“ oder Xavier Dolan mit „The Death and Life of John F. Donovan“, der damit seinen ersten englischsprachigen Film vorlegt. Aus österreichischer Sicht besonders interessant ist die Weltpremiere von Markus Schleinzers „Angelo“, der im Anschluss in San Sebastian im Hauptbewerb laufen wird.

Romy Schneider zum 80er im Filmarchiv (13. September bis 3. Oktober): Hätte ihr früher Tod im Alter von 43 Jahren 1982 sie nicht endgültig zum Mythos gemacht, wäre die Leinwandlegende Romy Schneider am 23. September 80 Jahre alt geworden. Das Filmarchiv ehrt die Schauspielerin nun mit acht Werken ihres über 60 Filme umfassenden Oeuvres - mit Klassikern wie „Der Swimmingpool“, aber auch mit unbekannteren Arbeiten wie „Mado“ oder „Cesar und Rosalie“ von Claude Sautet.

„Land der Vernichtung“ im Filmmuseum (16. bis 21. September): Aus Anlass des 10. Dialogforums Mauthausen zum „Holocaust in Film und Neuen Medien“ wird im Filmmuseum eine Auswahl entsprechender Werke gezeigt. Dabei beleuchtet man das breite Spektrum des Genres, das sich von Wanda Jakubowskas „Die letzte Etappe“ aus 1947 über Andrzej Munks „Die Passagierin“ (1961/63) bis hin zu Robert M. Young „Triumph of the Spirit“ über den jüdischen Boxer Salamo Arouch aus 1989 zieht.

/slash Filmfestival (20. bis 30. September): Blut und Gedärm zu Hauf gibt es wieder bei der neunten Ausgabe des Wiener Horrorfilmfestival - allerdings auch einige Neuerungen. So wird neben dem Filmcasino das Metro Kinokulturhaus bespielt, und man hat heuer sieben Programmschienen vorgesehen, deren Themenspektrum sich vom asiatischen Kultfilm über Splatter-Orgien bis hin zu Animationsperlen erstreckt. Insgesamt werden dem geneigten Publikum 60 Werke gezeigt, darunter zahlreiche Österreichpremiere. So ist Nicolas Pesces Adaption von Ryu Murakamis Roman „Piercing“, die Weihnachts-Zombie-Musical-Komödie „Anna And The Apocalypse“ von John McPhail oder Jenn Wexlers Hüttenhorror „The Ranger“ programmiert. Wohl noch mehr Aufmerksamkeit dürfte allerdings Stargast Udo Kier auf sich ziehen, dem eine neunteilige Retrospektive gewidmet ist.

San Sebastian Internationales Filmfestival (21. bis 29. September): Die 66. Ausgabe des Filmfestivals in San Sebastian wird heuer mit Juan Veras Ehedrama „El Amor Menos Pensado“ eröffnet. In den Wettbewerb um die Goldene Muschel geht in den Folgetagen auch Markus Schleinzer mit „Angelo“, wobei der Wiener sich mit Konkurrenten wie Claire Denis, Benjamin Naishtat, Valeria Sarmiento oder Simon Jaquemet matchen muss. Einer der beiden Donostia Award Ehrenpreise geht heuer an den Japaner Hirokazu Kore-eda, der mit seinem „Shoplifters“ die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes gewann, und auch US-Komiker Danny DeVito wird für sein Lebenswerk geehrt und darf in der Baskenmetropole seinen neuen Film „Smallfoot“ vorstellen, in dem er einen Yeti synchronisiert.

„The Real Eighties“ im Filmmuseum (28. September bis 20. Oktober): Bereits 2013 zeigte das Filmmuseum unter dem Titel „The Real Eighties“ eine Schau mit Werken der Epoche, die stilprägend waren und das Klischee des Niedergangs des Films in dieser Zeit widerlegen sollten. In Folge erschien auch eine Publikation dazu, das man nun als Anlass für einen weiteren Blick in die 1980er nutzt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Kleinodien der Zeit wie Michael Ciminos Megaflop „Heaven‘s Gate“.

(S E R V I C E - www.filmmuseum.at, http://slashfilmfestival.com, www.sansebastianfestival.com)