USA

Gillum gewinnt Vorwahl: Zeichen stehen auf Showdown in den USA

Andrew Gillum gewann die Vorwahl der Demokraten für den Gouverneursposten in Florida. Im November tritt er gegen Ron DeSantis an, einen Trump-Unterstützer.
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Die Vorwahlen um den Gouverneursposten in Florida sind geschlagen. Die Ergebnisse im größten „Swing-State“ werfen ein Schlaglicht auf den Showdown, der den USA im November rund um die Midterm-Elections blüht. Auf der einen Seite ein ausgesprochener progressiver Kandidat, der noch dazu der erste afro-amerikanische Gouverneur des Staates wäre. Ihm gegenüber einer der größten Trump-Unterstützer.

Von Matthias Sauermann

Orlando, Phoenix, Washington – Erst 23 Jahre alt war Andrew Gillum, als er in sein erstes Amt in der Stadt Tallahassee in Florida gewählt wurde. Der Afro-Amerikaner arbeitete sich schnell empor und wurde mit 35 Jahren zum Bürgermeister der 190.000-Einwohner-Stadt. Weitere vier Jahre später entschied er das Rennen um die Nominierung für den Gouverneursposten unter den Demokraten für sich. Der ausgesprochene Progressive setzte sich dabei überraschend gegen etablierte Politiker durch. Die Botschaft ist klar: Der linke, junge Flügel der Partei überflügelte den moderaten. Zudem wäre Gillum der erste Afro-Amerikaner an der Spitze von Florida.

Ähnliches auf der Seite der Republikaner: Hier geht mit dem ebenfalls 39-jährigen Ron DeSantis, einem aktuellen Abgeordneten im Repräsentantenhaus, ein ausgesprochener Befürworter von US-Präsident Donald Trump ins Rennen. Auch er setzte sich gegen eigentlich favorisierte Gegner durch.

Die beiden Nominierungen folgen einem Muster, welches den heißen Herbst in den USA bestimmen wird: Ein Wettkampf der linksgerichteten Seite der Demokraten gegen die rechtsgerichtete Seite der Republikaner. Die Mitte beider Parteien verliert zunehmend an Boden. Zwischen den beiden Extremen wird entschieden werden, wer künftig in der Politik das Sagen haben wird.

Sanders und Soros halfen Gillum im Wahlkampf

Dass Gillum schlussendlich triumphierte, verdankt der 39-Jährige auch prominenten Unterstützern. So staubte er im Juni eine Empfehlung von Bernie Sanders ab, der seit seiner Niederlage gegen Hillary Clinton in der Vorwahl der Demokraten um die Präsidentschaft 2016 als Held der linksgerichteten Demokraten gilt. Finanzielle Unterstützung erhielt Gillum unter anderem von George Soros und anderen Unterstützern, die explizit afro-amerikanische Politiker fördern wollen, berichtet die New York Times.

Nach seiner Niederlage in den Vorwahlen ging Sanders doch noch für Hillary Clinton auf Wahlkampf-Tour. Sanders gilt als Ikone der linken Demokraten.
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Mit 34 Prozent gegenüber 31 Prozent für die zweitplatzierte Favoritin des sogenannten Establishments entschied Gillum die Vorwahl für sich. Geld war dennoch nicht ausschlaggebend für die Nominierung, meint zumindest der Sieger. „Meine Gegner haben zusammen 90 Millionen Dollar in diesem Rennen ausgegeben. Wir haben vier Millionen ausgegeben. Geld wählt nicht. Menschen tun das“, sagte Gillum dazu.

Auftritte bei TV-Sender Fox sichern DeSantis Trump-Segen

Sein Rivale auf der Seite der Republikaner konnte sich ebenfalls gegen parteiinterne Gegner auf der moderateren Seite durchsetzen. DeSantis fiel in den vergangenen Monaten vor allem dadurch auf, dass er Präsident Donald Trump in Fernsehauftritten, vor allem beim als konservativ geltenden Sender Fox News, verteidigte.

Entgegen Überzeugungsversuchen der eigenen Parteigenossen, unter anderem auch des Vizepräsidenten Mike Pence, lobte Trump DeSantis schließlich immer mehr und empfahl im Juni schließlich offiziell, für DeSantis zu stimmen. „Trump stärkt seinen Zugriff auf die GOP“, titelten Medien wie der Sender CNBC nach dem Sieg von DeSantis am Dienstag.

Zwischenwahlen als Wegweiser für Trump-Präsidentschaft

Die Siege von Gillum und DeSantis stehen dabei nicht alleine: Rund um die USA – etwa in Georgia, Arizona – sichern sich Trump-Getreue ebenso wie progressive Demokraten die Nominierung ihrer Partei. In den Zwischenwahlen, die gleichzeitig mit Gouverneurswahlen am 6. November abgehalten werden, zeichnet sich oft das gleiche Bild ab. Und so wird sich auch das Schicksal der Trump-Präsidentschaft wesentlich entscheiden. Denn übernehmen die Demokraten eine Mehrheit im Repräsentantenhaus – wenn nicht gar mit dem Senat noch in einer zweiten Kammer des Kongresses – wird der Spielraum für den Präsidenten endgültig eng.

Bereits jetzt haben die Republikaner trotz deutlicher Mehrheit im Kongress erstaunlich wenig der großen legislativen Vorhaben umgesetzt. Auch wegen Uneinigkeit in den eigenen Reihen. Verschiebt sich das Machtverhältnis weiter, könnten die kommenden zwei Jahre unter Präsident Trump ein gänzlich anderes Gesicht zeigen.

Ron DeSantis mit US-Präsident Donald Trump. Der 39-jährige wird für die Trump-Unterstützer unter den Republikanern ins Rennen gehen.
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