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Hoher Riffler: Der König im Verwall

Hoch über dem Malfontal liegt die Edmund-Graf-Hütte.
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Wirklich schwierig zu besteigen ist der Hohe Riffler im Oberland nicht. Dafür aber muss man ziemlich konditionsstark sein. Als Tagestour sind’s von Pettneu aus rund 1900 Höhenmeter.

Pettneu –Weit weniger vergletschert als die Gipfel der benachbarten Silvrettagruppe sind die Spitzen der Verwallgruppe. Zwischen dem Paznaun- und dem Stanzertal liegt markant der Patteriol (3056 m). Eigentlich der Hausberg, der Wächter und das Matterhorn des Verwalls. Der Höchste in diesem Gebirgszug ist der Patteriol aber nicht, denn der König des Verwalls mit seinen 3168 Metern ist der Hohe Riffler. Nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter im Zillertal, den wir im vergangenen Winter als eines unserer Tourenziele gewählt haben.

Der „Oberländer Riffler“ hat uns in unserem Tourenbuch gefehlt und deshalb haben wir ihn diese Woche erkundet. Von Pettneu aus und durch das Malfontal. Mit einem Einkehrschwung bei Andrea und Peter Raneburger auf der Edmund-Graf-Hütte.

Am Weg zum Riffler geht‘s an der Vorderen Malfon-Alm vorbei.
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Und so erfolgt der Aufstieg auf den Hohen Riffler: Wir parken unser Auto beim kostenfreien Parkplatz am Eingang zum Malfontal, Gemeinde Pettneu, und folgen der Forststraße und entlang des Malfonbaches taleinwärts. In einigen Kehren, manchmal doch ziemlich steil, führt uns der breite Weg zuerst bis hi­nein zur Vorderen Malfonalm (bewirtschaftete Jausenstation) und von dort weiter in Richtung Hinterer Malfonalm.

Kurz vor der Hinteren Malfonalpe zweigt nach links ein sichtbarer Wegweiser ab: „Edmund-Graf-Hütte/Hoher Riffler“. Wir verlassen hier nun also die Schotterstraße und folgen diesem Hinweisschild. Ein schmaler Steig, der anfangs an einem Kletterfelsen vorbeiführt, schlängelt sich serpentinenartig nach oben bis zu einem Stein mit zwei roten Pfeilen. Nun haben wir die Qual der Wahl. Links oder rechts? Egal, welche Richtung man einschlägt, beide Wege führen hinauf bis zur Edmund-Graf-Hütte. Der rechte ist etwas bequemer.

Das Gipfelkreuz des Hohen Riffler auf 3168 Metern.
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„Guten Morgen“, Hüttenwirt Peter ist längst auf den Beinen. „Wohin des Weges?“ „Auf den Hohen Riffler“, geben wir zur Antwort und erkundigen uns gleich, wie die Verhältnisse sind. Hüttenwirt Peter und seine Frau Andrea sind nämlich seit Jahren Alpin-Instruktoren und wissen ob der Bedingungen wohl am besten Bescheid. Die Bedingungen sind super. Perfekt. Also weiter geht’s.

Anfangs noch gemächlich, folgen wir den Markierungen über zum Teil plattiges Gestein hinauf bis zu einem Sattel, von wo wir einen richtig guten Überblick über unsere weitere Route bekommen. Vor uns liegt ein schattiges Kar, ganz oben sehen wir eine Scharte. Und dort hinauf müssen wir. Schaut spektakulärer aus, als es im Endeffekt ist. Steil ist es aber allemal – und wie.

Der Aufstieg von der Hütte weg zur Scharte zwischen Kleinem und Hohen Riffler.
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Über erdiges und felsdurchsetztes Gelände bringt uns der Steig nach oben. Wirklich ausgesetzt ist dieser Teil zwar nie, dafür lang und kräfteraubend. Und trittsicher sollte man hier zudem sein, zumal man sich doch durchwegs auf „losem“ Terrain befindet. Vorsicht auf etwaigen Steinschlag!

Links sieht man den Kleinen Riffler, rechts türmt sich das Blankahorn empor. Aber wo ist der Hohe Riffler? Der liegt versteckt nach hinten verlagert und den bekommen wir erst von der Scharte aus zu sehen. Noch einmal heißt es Kräfte mobilisieren. Über großes und kleines Blockgelände, welches aus Gneis-Gestein besteht, erreichen wir nach 30 Minuten Gehzeit endlich den Vorgipfel des Hohen Rifflers.

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Den Track für die Tour finden Sie unter www.tt.com/lebensart oder direkt unter bit.ly/2LEvIPn

Richtig gelesen, den Vorgipfel, wo auch das Gipfelbuch und der Stempel zu finden ist, denn das Gipfelkreuz des Hohen Rifflers steht ca. 15 Meter nach Osten versetzt. Zum eigentlichen Hauptgipfel müsste man im II-Schwierigkeitsgrad über einen Kamin hinüberklettern. Bohrhaken zum Sichern sind zwar vorhanden, dennoch ist dieser, wenn auch kurze Abschnitt, nur für geübte Alpinisten empfehlenswert.

Wir stehen nun am höchsten Berggipfel der Verwallgruppe und können dieses Tourenziel endlich abhaken. Herrliche Tiefblicke öffnen sich, die beiden Gletscher des Hohen Rifflers, der Pettneuer und Flirscher Ferner steuern das Nötige zum herrlichen Ausblick bei. Viel ist heute am Gipfel nicht los. Lediglich einige Gleichgesinnte haben sich nach oben verirrt. Obwohl das Wetter perfekt ist, die Gewitteranfälligkeit quasi auf null eingestuft ist.

Doch ewig verweilen auch wir nicht auf 3168 Metern, denn bis zurück zum Auto sind es immerhin 1900 Höhenmeter. Über denselben Weg geht es retour. Zuerst bis zur Edmund-Graf-Hütte und von dort bis ins Malfontal und von hier zum Parkplatz.

Auf der Hütte bei Andrea und Peter kehren wir natürlich ein, bevor es ins Tal geht. Übrigens: Die Edmund-Graf-Hütte (bis 23.9. geöffnet) ist das letzte Etappenziel der klassischen Verwallrunde (gegen den Uhrzeigersinn), welche sich für Durchschnittswanderer über acht Tage lang erstreckt und in St. Christoph am Arlberg startet.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Am besten ist, man fährt ins Malfontal mit dem Mountainbike hinein (offizielle Strecke). So erspart man sich am Rückweg von der Malfonalm den „Hatscher“ bis zum Auto. Immerhin rund 600 Höhenmeter. In diesem Sinne: einen schönen Tourenausflug ins Oberland und auf den Hohen Riffler, den höchsten Gipfel der Verwallgruppe. (flex)