„High-Tech-Werkstoff“: Salzburger Start-up setzt auf Baumrinde
Puch bei Hallein (APA) - Im Salzburger Tennengau setzen zwei Jungunternehmer auf einen Rohstoff, der vor allem als Abfallprodukt aus der For...
Puch bei Hallein (APA) - Im Salzburger Tennengau setzen zwei Jungunternehmer auf einen Rohstoff, der vor allem als Abfallprodukt aus der Forst- und Holzindustrie bekannt ist: Das Start-Up Barkinsulation hat ein Verfahren entwickelt, um Baumrinde in neue Formen zu pressen. Derzeit stellt die Firma vor allem Getränkekühler für Wein- und Bierflaschen her - könnte aber bald in einem viel größeren Geschäftsfeld mitmischen.
„Rinde ist ein High-Tech-Werkstoff. Sie schützt die saftführende Kambial-Schicht im Baum im Winter vor Kälte und Frost und im Sommer von Hitze und Sonne“, erklärt Firmengründer Bernhard Lienbacher (36) im APA-Gespräch. Baumrinde zeigt darum hervorragende Isolations-Eigenschaften. Zugleich dient sie der Abwehr gegen Mikroorganismen wie Bakterien, wirkt brandhemmend und ist im Gegensatz zu Plastik oder Styropor umweltfreundlich.
„Etwa zehn Prozent eines Baumes sind Rinde. Der Rohstoff steht also im Überfluss zur Verfügung. Alleine in Österreich fallen jedes Jahr 1,6 Millionen Kubikmeter Rinde an“, sagt Lienbacher. Verwertet werde allerdings nur ein Bruchteil - entweder wird Rinde zu Rindenmulch verarbeitet oder zur Energieerzeugung verbrannt. „Das aber ist Verschwendung.“ Darum gründete der Holztechnologie-Student der Fachhochschule Salzburg mit seinem Kommilitonen Marco-Claudius Morandini Ende 2016 Barkinsulation.
Beide hatten an der FH bereits früher mit dem Werkstoff zu tun. „Da ging es aber vor allem um Rinde als Isolationsmaterial für den Bau.“ Die Initialzündung mehr daraus zu machen kam, als Lienbacher vor drei Jahren mit seiner Familie Urlaub in Thailand machte. „Meine Tochter hat aus dem Meer einen weggeworfenen Bierkühler aus Styropor gefischt. Da hab ich mir gedacht, dem Plastik- und Styropormüll muss man irgendwie Herr werden können.“ Er begann zu forschen und zu experimentieren, zog seinen heutigen Geschäftspartner hinzu und entwickelte einen Prototyp für eine Maschine, um die Herstellung teilweise automatisieren zu können.
Mittlerweile stellen die beiden im zur Produktionsstätte umfunktionierten Fahrradkeller in Lienbachers Haus im Monat rund 1.000 Getränkekühler für Wein- und Bierflaschen her. „Das sind Produkte, die auch zeigen sollen, was Rinde kann.“ Derzeit versuchen die beiden Firmengründer in einen ganz anderen Markt vorzustoßen. Der Boom von Online-Bestellungen von Lebensmitteln stellt die großen Handelskonzerne vor die Frage der entsprechenden Verpackung ihrer Produkte für die Lieferung. „Die Waren sollen kühl bleiben, die Verpackungen dabei druck- und stoßfest sein. Gerade hier sind umweltfreundliche Lösungen notwendig. Sonst droht ein enormer Müllberg.“
Wie genau die Firma die Rinde in Form bringt, sei noch ein Betriebsgeheimnis, sagt der 36-Jährige. Man verwende aber standardisierte Verfahren und Bindemittel aus der Holzindustrie, 98 Prozent eines Produkts seien unbehandelte Rinde. Weil die beiden Gründer beruflich an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen - „Ich beschäftige mich 80 Stunden die Woche mit Baumrinde“ - suchen Lienbacher und Morandini nun nach Partnern und Investoren für ihre Verpackungsidee.
„Plastik und Styropor mögen für gewisse Zwecke ihre Berechtigung haben. Für Verpackungen und Produkte mit kurzen Produktlebenszyklen sollten sie angesichts des Müllproblems nicht verwendet werden“, ist Lienbacher überzeugt. Korkeiche sei in Österreich nicht heimisch und falle aus Überlegungen der Regionalität aus. Und anders als ebenfalls für Isolationsmaterial verwendete nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln benötige Baumrinde keine eigenen Anbauflächen. „Ein Baum wird ohnehin geschlagen, nicht seiner Rinde wegen.“
(S E R V I C E: http://www.barkinsulation.com)